Was verführt mich zum Bösen

Das Böse lernen wir jeden Tag mehr kennen. In Filmen, Krimis, in Serien, Romanen wird ausführlich dargestellt, wie Menschen ins Böse geraten. Diese Beobachtungen machen wir auch in unserem Umfeld und im eigenen Handeln. Dabei können wir verschiedene Muster unterscheiden, wie jeder in sein Böses schliddert.

9 verschiedene Reaktionsmuster

Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass nicht nur die Mechanismen, die ins Böse führen, verschieden sind, sondern dass die Charaktere jeweils auch auf verschiedene Beeinträchtigungen, Frustrationen, Enttäuschungen, Verletzungen reagieren. Folgende neun Muster können das erklären. In einem und auch vor allem nur in einem kann sich fast jeder wiedererkennen:

  1. Wenn nicht alles perfekt ist, steigt der Zorn in mir auf. Ich reagiere deutlich, bin moralisch und streng, ich schimpfe und kann auch beleidigen.
  2. Wenn meine Hilfeleistung nicht akzeptiert wird, wird mein Stolz verletzt. Aus der Hilflosigkeit heraus fange ich an zu kämpfen, drohe, erpresse.
  3. Wenn ich mir etwas vorgemacht habe, wird mir meine Lebenslüge sichtbar.  Der Erfolg bleibt dann aus. Ich kann abstürzen, handlungsunfähig werden, bitterlich weinen
  4. Kriecht der Neid in mir hoch, suche ich Solidaritäten und mache schlechte Untergrundstimmung,
  5. Wird mir meine Arbeit schlecht gemacht, mein Wissen nicht geschätzt, kommt der Geiz in mir hoch. Ich kann dann dem anderen Informationen verweigern, ihm Versprochenes vorenthalten, ohne ihn mit Worten zu tadeln.
  6. Bin ich mit Menschen zusammen, die nicht integer sind, reagiert meine Angst und ich unterlaufe oder hintertreibe.
  7. Wird mir eine Aufgabe zu viel, zu schwierig, dann verliere ich die Lust und gebe meiner Genusssucht nach. Ich entziehe mich, lade meine versteckte Aggression ab, indem ich andere lächerlich mache und lasse sie ins Leere laufen. Ich gehe nicht in offene Auseinandersetzung.
  8. Werden meine Aktionen und Projekte ausgebremst, wird mir Macht entzogen. Ich gerate in Wut, weil sich meine Wollust meldet. Lust auf Macht. Ich kann zynisch werden oder auch andere ziemlich niedermachen.
  9. Wird es für mich unruhig, entstehen Konflikte, greift meine Trägheit. Ich passe mich dann lieber an, bevor ich aktiv in den Konflikt einsteige. Ich gehe in den Rückzug und entziehe meine Unterstützung.

Das Rutschen ins Böse ist die Reaktion darauf, dass ich in dem, was mir wichtig ist, ausgebremst, in Frage gestellt, allein gelassen, enttäuscht, lächerlich gemacht werde. Mit dem Mechanismus in mir kann ich auch andere dafür bestrafen, indem ich verletze, ausgrenze, lächerlich mache, herunterputze, ärgere, Macht über sie ausübe, mich räche, sie hängen lasse, mich entziehe, sie nicht ernst nehme, aber auch eifersüchtig und neidisch mache. Mit diesen Reaktionen wird dann auch bei anderen ihr Böses erneut aktiviert.

Im Charakter liegen Gut und Böse

Es ist nicht so, dass das Böse immer aus bösen Absichten entsteht, sondern ich wehre mich, weil ich an meiner Achillesferse getroffen worden bin, nämlich an dem, was mir von meiner charakterlichen Prägung wichtig ist, am Herzen liegt. Dieses ist bei den 9 Mustern verschieden.

  1. Da gibt es diejenigen, für die das Leben möglichst perfekt strukturiert sein mus
  2. andere treibt die Not an, die sie veranlasst zu helfen.
  3. wieder andere haben ein gutes Gespür dafür, wie man etwas zum Erfolg bringt.
  4. Es gibt auch die, die einen guten Zugang zu künstlerischer Gestaltung haben und denen eine besondere Tiefe der Gefühle wichtig ist.
  5. Wieder andere sammeln Wissen, weil sie Kapazitäten in sich dafür bereitstellen können.
  6. Dann gibt es diejenigen, die sich besonders treu und loyal verhalten, um Bestehendes zu stabilisieren und
  7. solche, deren Lebensenergie sich besonders auf das ausrichtet, was Freude und Genuss bereitet und auch die,
  8. die in sich viel Kraft spüren, viele Projekte in Gang zu setzen;
  9. zuletzt noch diejenigen, die mit ihrer Ruhe sehr viel Ausgleich ermöglichen.

Das Böse kommt, wenn das Gute gehindert wird.

Aus den oben beschriebenen Dynamiken wird deutlich, dass jeder der neun Muster auf  etwas anderes reagiert, nämlich was ihn in seiner durch den Charakter vorgegeben Zielsetzung behindert, ausbremst, blockiert. Das Böse entsteht vielfach nicht aus einem bösen Antrieb, sondern aus der Behinderung des Guten, welches die Einzelnen verfolgen. Jeder einzelne Charakter, wenn er in sein typisches Reaktionsmuster des Bösen hineinrutscht, wirkt zerstörerisch, zieht die Ablehnung der anderen auf sich und hält damit den Motor des Bösen auch bei anderen am Laufen. Wenn ich mich selbst ausbremse, meine Ziele nicht verfolge, entsteht Unzufriedenheit in mir, dann  kann sich auch mein Böses gegen mich selbst richten.

Meinen Charakter kennenlernen

Damit ich dem Bösen in mir Einhalt bieten kann, muss ich meinen Charakter kennenlernen, damit ich spüre, was mir im Leben wichtig ist und wofür ich mit meinen Gaben und Talenten eintreten will. Um nicht in die Mechanismen des Bösen in mir zu rutschen, bleibt es eine lebenslange Aufgabe, meine Zufriedenheit zu verfolgen, indem ich meinem Leben eine Richtung gebe und die bösen Anteile in mir kontrolliere und in Schach halte, damit ich anderen und mir selbst nicht schade.

Lebenskunst: dem Mechanismus meines Bösen nicht nachgeben

Diese Arbeit, den Mechanismus in Schach zu halten, gelingt nicht, wenn mir einfach gesagt wird, nicht so aggressiv, zynisch, verbissen, zu sein. Ich entgehe dem Bösen eher, wenn ich meinen Charakter weite und so meine Person integriere. Ich starre dann nicht auf das Böse in mir, sondern entwickle eine Fähigkeit, die mich davor bewahrt, in das negative Muster zu verfallen. Dazu einige Links:

Charaktermuster – ihre Stärken und ihre Entwicklungschancen

Mein Charakterhaus verlebendigen

Der größte Feind meiner Freiheit bin ich selbst

Ich stolpere über meinen Charakter

Macht: du darfst nicht mitspielen


Kategorie: Verstehen

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