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Bildungsprozesse digital stützen

Bildung wird in einer sich schnell wandelnden Welt zu dem entscheidenden Faktor, dass Menschen Orientierung gewinnen und in ihren Lebensfeldern handlungsfähig bleiben. Da die digitalen Medien die Probleme, die sie mit sich bringen, nicht selbst lösen, ist Bildung als ständiger Prozess in höherem Maß gefragt als früher: online und mit Präsenzveranstaltungen.

Bildung geschieht nicht durch Medien

Die Veränderungen, die fast alle Berufe wie auch die anderen Lebensbereiche erfassen, werden durch deren Durchdringung durch die digitalen Medien beschleunigt und erzwungen. Obwohl Bildung aus den Medien gespeist wird, lernen weder das Fernsehen noch Google. Sie verstehen nicht, sondern der Verstehensprozess findet im Menschen statt.

Bildungsprozesse werden auf jeder Entwicklungsstufe durchlaufen

Die eigentliche Herausforderung liegt auf der Verhaltensebene, Informationen können die Herausforderungen nur unterfüttern. Den Anforderungen auf der Verhaltensebene muss sich bereits das Kind stellen, wenn es darum geht, mit anderen zu spielen, Absprachen zu treffen, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen. Später in der Schule und der nachfolgenden Ausbildung sowie im Beruf geht es um Kompetenzen, konkret um das Einschätzen von Faktoren, das Verstehen von Zusammenhängen und die Entwicklung von Handlungsstrategien. Die sind für die digitale Welt neu gefordert. Es geht darum, sich in dieser Welt zu bewegen, die neuen Abläufe zu verstehen, um handlungsfähig zu bleiben. Medien können das unterstützen, jedoch nicht Verhalten aufbauen und Handlungsstrategien einüben.

Die Politik nicht den Talkshows und den Communities im Internet überlassen

Hinzu kommt eine politische Herausforderung: Auf die Digitalisierung wie die Globalisierung reagiert ein Teil der Bevölkerung mit Rückzugstendenzen. Es ist offensichtlich, dass gerade diese Menschen nicht medial angesprochen werden können. Eigentlich ist jedes Mitglied der Parteien gefragt, in seinem Umfeld durch direkte Kontakte aktiv zu werden, um diejenigen zu erreichen, die sich durch die Entwicklungen „abgehängt fühlen“. Das über Talkshows und die Sozialen Medien zu versuchen, bewirkt das Gegenteil. Je mehr die Sprecher dieser Bevölkerungsgruppen in die Enge getrieben werden, desto mehr Solidarität erfahren sie von denen, die durch die ihnen aufgezwungenen Veränderungen ins Hintertreffen geraten sind.

Den Bildungsprozess medial umhüllen

Bildungsträger stehen ähnlich wie Industriebetriebe, Forschungszentren, Sozialeinrichtungen vor der Aufgabe, die Abläufe zu digitalisieren, um im aktuellen medialen Umfeld Bildung als Orientierung, als Gewinn neuer Verhaltenssicherheit und zur Umsetzung von Handlungsstrategien in Beruf, Erziehung, im ehrenamtlichen Engagement zu verstehen und zu nutzen. Die Digitalisierung der Abläufe ist dann auch eine Chance für die Weiterbildung, die ihre Potentiale einbringen kann, wenn sie die Medien neu nutzt.
Entscheidend bleibt, die Prozesse in Veranstaltungen vor Ort zu initiieren, weil hier und nicht im Internet die Bildungsprozesse in tiefe gehen. Das Internet und die Communities sollten deshalb so eingesetzt werden, dass Bildungsprozesse angeregt werden. Wenn es die digitalen Netzwerke sind, die Bildung neu und breiter erforderlich machen, dann müssen diese Medien im Prozess präsent sein, auch wenn sie selbst diesen Prozess nicht übernehmen können. Zudem erhält ein Bildungsangebot für diejenigen, die mit dem Internet aufgewachsene sind, erst dann Realitätsgehalt, wenn sie online erreicht werden.

Das Medium vor und nach der Veranstaltung vor Ort

Das Internet ist zum Einstiegsmedium für Reisen, Anschaffungen, Mitgliedschaften geworden. Das ermöglicht, den Bildungsprozess bereits im Internet zu beginnen, indem nicht nur Ankündigungen online gestellt werden, sondern das Thema bereits aufgerissen wird. Es ist wie mit einem Autokauf: Dieser fängt mit einer Suche im Netz an, wird aber erst mit dem Fahrerlebnis Wirklichkeit.
Wenn es zur Gewohnheit wird, vor dem Besuch einer Veranstaltung erst einmal einiges zu lesen oder ein Video anzuschauen, dann intensiviert das die Auseinandersetzung mit dem Thema in der Veranstaltung selbst.
Wenn dann nach der Veranstaltung der Vortrag im Internet zu finden ist, werden auch weitere Texte gelesen, die der Veranstalter auch schon vorher online gestellt hat. Außerdem sind Buchhinweise hier am effektivsten zu platzieren.

Engere Bindung an den Veranstalter

Wie es viele Unternehmen im Internet bereits gezeigt haben, wird mit dieser „digitalen Einhüllung“ der Veranstaltung eine längere Beschäftigung mit der Fragestellung erreicht, die zu einer engeren Bindung an den Veranstalter führt. Die Vermutung, Google würde das auch leisten, hat sich nicht bestätigt. Ein begrenztes, aber dafür sorgfältig zusammengestelltes Angebot im Internet erübrigt ein langes Surfen und vermittelt die Kompetenz des Bildungsträgers.
Eine Diskussionsrunde, der Austausch in einer Gruppe, ein Training zeigen den Beteiligten, dass Vertiefung lohnt, indem die einzelnen sich weiter mit den Fragen beschäftigen. Das Bildungserlebnis im Premiumangebot der Veranstaltung wird dann weniger durch interessante Inhalte erzielt, sondern indem Zusammenhänge deutlich werden, neue Sichtweisen erarbeitet und damit Orientierung und Handlungsmöglichkeiten eröffnet werden. Die Informationsvermittlung leistet das Internet, jedoch kaum, dass Inhalte aufeinander werden und wie Informationen Handeln ermöglicht wird. Dafür braucht es deshalb die direkte Kommunikation mit anderen, weil diese mir nicht nur wie Google Informationshappen vermitteln, sondern zeigen, wie man mehr Orientierung gewinnt und handlungsfähig wird.   

Die Einbeziehung von mehr Kompetenzen

Die digitalen Medien tragen in sich eine Dynamik der Vernetzung. Es ist damit sehr viel leichter möglich, das Know-how der Teilnehmer einzubeziehen und auch weitere Fachleute zu beteiligen. Im Verbund von Homepage und Veranstaltungsformaten können Wissensinhalte, Verhaltensabläufe und Handlungskonzepte verknüpft werden.
Das von Weiterbildung live entwickelte Format „Dynamic Pool“ ist ein Modell, den Bildungsprozess zu vernetzen und damit zu intensivieren. Die Wissensinhalte werden vor der Veranstaltung online zur Verfügung gestellt. Die Veranstaltung wird thematisch gegliedert. Die Autoren stellen ihren Gedankengang kurz vor, zu dem in Kleingruppen aus dem Kreis der Teilnehmer und anderer Referenten weitere Aspekte hinzukommen. Das Gespräch in der Kleingruppe intensiviert die Auseinandersetzung mit der Fragestellung. Für jedes Teilthema entwickelt die Moderation im Plenum eine Struktur. Auf ein Letztes sei noch hingewiesen:

Mehr Kanäle für die Werbung

Mit Newslettern, Facebook-Gruppen u.a. Social Media können vor allem jüngere Zielgruppen erreicht werden. Es ist in der Werbeforschung schon seit Jahrzehnten klar, dass Informationen, die ein Individuum über mehrere Kanäle erreichen, eher zum Handeln motivieren. Schon sehr früh hat die Forschung des Springerverlages herausgefunden, dass sechs Impulse notwendig sind, damit eine Person reagiert. Für die Bildungswerbung kann die Strategie genutzt werden, dass die Zielgruppen sich länger mit den Angeboten des Unternehmens, der Institution beschäftigen. In Zeiten der Printmedien war das aufwändig und teuer. Das Internet bietet sehr viel preiswertere Zugänge zu den Kunden.
Newsletter beinhalten bereits ein Abonnement, auch wenn diese nicht immer gelesen werden. Eine vertiefte Kundenbindung kommt zustande, wenn die Teilnehmer einer Veranstaltung sich weiter mit der Thematik beschäftigen. Wenn die Beschäftigung über das Materialangebot auf der Homepage hinausgeführt werden soll, gehört in das umhüllende Netz der Newsletter.
Ergebnisse der Wahrnehmungsforschung zeigen deutlich, dass Print die intensivere Beschäftigung mit Gedankengängen ermöglicht als der Bildschirm. Deshalb sind Literaturhinweise nicht nur Verlagswerbung, sondern eine kostenfreie Intensivierung der Kundenbindung.

Themenmodule für Bildungsveranstaltungen

Zu einigen Fragestellungen, die der Vertiefung durch Bildungsprozesse bedürfen, hat hinsehen.net Themenmodule zusammengestellt. Sie stehen Bildungsträgern zur Verfügung, um Gesprächsrunden, kürzere Veranstaltungen wie auch Teile einer Seminarreihe zu unterfüttern. Wir suchen die Kooperation mit Bildungsträgern, um das Internet gezielter für Bildung einzusetzen, damit die wachsenden Probleme gezielter angegangen werden können.

Eckhard Bieger zusammen mit Matthias Schmidt

Dieser Text kann gerne nachgedruckt werden mit Hinweis auf hinsehen.net. Wir bitten um Belegexemplare bzw. Linkangaben

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