Vorort von Moskau, Foto: hinsehen.net E.B.

Putins tönerne Füße

Es soll Putins Krieg sein. Er diktiert der übrigen Welt die Tagesordnung und ob die Menschen in Afrika Weizen bekommen. Die meisten Journalisten schauen wie gebannt auf den Kreml. Aber steht nicht in der Bibel, dass Gott die Zügel in der Hand behält? Im Buch Daniel findet sich eine Erzählung, die auch auf Putin zutrifft.

Wie relativiert sich der Anspruch Putins, dass er der Herr des Kriegsgeschehens ist? Für die Juden war es in gleicher Rolle der Eroberer Jerusalems, Nebukadnezar. Er hatte Jerusalem zerstört und einen großen Teil der Juden ins Zweistromland verschleppt. Er träumte nicht nur seinen eigenen Niedergang, sondern ein Jude, Daniel, deutete seinen Traum.

Kriege gewinnt man nur teilweise militärisch

Steht auch der Niedergang Putins an? Folgt ihm nicht die Mehrheit der Russen, weil er noch weiter angreifen kann. Mit diesen starrt die Mehrheit der Journalisten auf das Präsidentenzimmer im Kreml. Nicht nur die Journalisten gehen davon aus, dass der gewinnt, der angreift. Es läuft aber bei den Kriegen der letzten Jahrzehnte nicht mehr so. Das wird nicht direkt durch ein Eingreifen Gottes so gelenkt. Deshalb können diejenigen, die die Bibel nicht lesen, die Behauptung aufstellen, Gott existiere nicht. Ihr Beweis: Weil der Krieg immer noch unsinnigerweise weitergeht. Aber ist das nicht wie bei beiden Weltkriegen und zuletzt dem Syrienkrieg nicht das Versagen der Vernunft, das Kriege in die Länge zieht, weil keiner einer schnellen Sieg erringt. Die unsinnigen Kämpfe bei Verdun stehen dafür. Und was geschähe mit dem menschlichen Verstand und der von diesem entwickelten Ethik: Wenn Gott direkt eingriffe, könnten die Menschen nicht kapieren, wie es läuft, wenn sie sich auf den Kriegspfad begeben. Aber nicht zuerst Putin, sondern Kyrill sollte die Bibel lesen. Nicht nur Russland, sondern noch mehr die Orthodoxie Kirche wird schwer geschädigt aus dem Krieg hervorgehen. Die Päpste und Kirchenführern des Westens haben lange genug gebraucht, diese Lektion Gottes zu lernen. Dazu ein Blick in die Geschichte.

Der pfälzischen Erbfolgekrieg hatte das gleiche Muster

Ludwig XIV. hatte seinen Bruder mit Lieselotte v. d. Pfalz verheiratet. Als deren Bruder ohne männlichen Nachkommen starb, beanspruchte Ludwig die Pfalz für die Krone und damit für Frankreich. Als er nicht bekam, was er forderte, vertraute er seiner Armee und war sicher, dass das zerstrittene deutsche Reich ihn nicht aufhalten werde. Das einte die deutschen Fürsten, protestantische und katholische wie jetzt die Nato. Der König musste abziehen, verwüstete, so wie Putin den Donbass, gerade das das Gebiet, das er für Frankreich erobern wollte. Das Heidelberger Schloss wurde zum Denkmal für die erfolgreiche Vertreibung eines Eroberers.
Selbst wenn der Angreifer militärisch gewinnt, geht der Krieg meist verloren, so für Russen und Amerikaner in Afghanistan, für die USA fast alle Kriege der letzten Jahrzehnte, besonders markant Vietnam und der Irak. Auch Deutschland kann aus der eigenen Geschichte Gesetzmäßigkeiten erkennen, die ebenso in dem Ukrainekrieg bereits erkennbar sind. Trotz großer Anfangserfolge sowohl im Frankreich- wie im Russlandfeldzug führte der Zweite Weltkrieg zu großen Gebietsverlusten.
Kriege gehen auch verloren, weil zwei Reiche sich vorher so bekriegt haben, dass sie wehrlos geworden sind. Das trifft u.a. auf Persien und Byzanz zu. Die Forschung ist sich heute einig, dass die arabischen Muslime die byzantinischen Gebiete in Syrien und Palästina wie das Persische Reich deshalb weitgehend kampflos erobern konnten, weil beide Staaten sich in vielen gegenseitigen Kriegszügen erschöpft hatten.

Auf tönernen Füßen

Die Erzählung, mit der die Juden bis heute überleben, die Babylonier aber untergegangen sind, ist ein Traumgesicht. Der König, der die Juden nach Babylon verschleppt hatte, wird vom jüdischen Propheten auf seinen Untergang vorbereitet. Nebukadnezar sieht im Traum das eigene Bild eines übergroßen Kriegsherrn, das in sich zusammenfällt. Daniel deutet diesen Traum so:

Dieses Bild war gewaltig und sein Glanz außergewöhnlich; es stand vor dir, und sein Anblick war furchterregend.
Das Haupt dieses Bildes war aus gediegenem Gold, seine Brust und seine Arme aus Silber,
sein Bauch und seine Lenden aus Erz, seine Oberschenkel aus Eisen, seine Füße teils aus Eisen und teils aus Ton.
Du sahst zu, bis sich ein Stein losriss ohne Zutun von Menschenhänden und das Bild an seinen Füßen traf, die aus Eisen und Ton waren, und sie zermalmte.
Da wurden Eisen, Ton, Erz, Silber und Gold miteinander zermalmt; und sie wurden wie Spreu auf den Sommertennen, und der Wind verwehte sie. …. Der Stein aber, der das Bild zertrümmert hatte, wurde zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde.”
Kap 2,31-35

          Von diesem Text leitet sich der Ausdruck „auf tönernen Füßen“ her.

Gott greift nicht direkt ein

Wenn man diese Deutung gelesen hat, wird verständlich, dass Gott nicht direkt in den Krieg eingreifen muss. Er hat die Regeln, die die Geschichte steuern, so angelegt, dass der Mensch mit seinem Verstand einsehen kann, was ihm wirklich dient. Zumindest hat Putin die Europäer wieder daran erinnert. Die Deutung Daniels macht auch die Kommentare fraglich, die China eine hohe Solidarität mi Russland unterstellen. Das geht an den ausdrücklichen Worten des Staatschefs Xi vorbei. Wer auf der Welt sollte sich danach sehnen, in Putins Russland zu leben? Das Traumbild setzt zudem einen Akzent, den wir Menschen selten im Blick haben. Wir blicken auf den Herrn im Kreml, da ist alles wie das Gold des Hauptes der Staue. Wenn wir auf das Land schauen, auf die Füße, die alles tragen sollen, dann erklärt das die Brüchigkeit des Reiches.

Offensichtlich ist die menschliche Welt, obwohl sie einen Hitler oder Putin zu obersten Bestimmern gewählt hat, nicht so falsch gebaut. Warum die Einsichten in den Lauf der Geschichte aber einen so hohen Blutzoll fordert, bleibt die Frage bei Gläubigen wie bei Gottesleugnern. Die einen stellen sie an Gott, die anderen müssten sie an die Vernunft stellen.

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Kategorie: Verstehen

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