Pantokrator, Monreale, Palermor, Foto: Theo Hipp

Warum an Ostern sich freuen?

Wie kann nach dem Karfreitag Freude aufkommen? Tod macht uns traurig, die Trauerzeit dauert zudem länger als drei Tage. Warum soll einer von den vielen Unschuldigen, die einem Justizmord zum Opfer gefallen sind, am Ostersonntag gefeiert werden? Der französische Polizist, der vor einigen Tagen ermordet wurde, hat in gleicher Weise sein Leben geopfert. Er wurde zwar hochgeehrt, aber nur beerdigt.

Jesus wird zur Gefahr für die Mächtigen

Jesus war eher ein friedlicher Mensch mit einem klaren gewaltlosen Anspruch für das Reich Gottes und die damit verbundenen Werte. Er hat sich den Zorn der Schriftgelehrten zugezogen. Die Tempelreinigung, die Verkündigung des Reiches Gottes, sein Anspruch, dass er im Namen seines Vaters, also im Auftrag Gottes handelt, provoziert sie. Er stellt sich damit außerhalb der politischen und religiösen Autoritäten. Er stellt sich aber nicht neben oder über Gott, sondern erklärte, dass er im Auftrag Gottes handelt. Das scheint die Machthabenden nicht nur zu provozieren, sondern ihnen auch Angst zu machen. Sie fürchten um Machtverlust, denn um Jesus versammeln sich immer mehr Anhänger. Seinen Einfluss nehmen die Schriftgelehrten offensichtlich ernst, denn sie hätten ihn auch für verrückt erklären und einfach wegsperren können. So wie man es mit Dissidenten im alten Sowjetsystem gemacht hat.
Nein, das tun sie nicht, sondern sie verurteilen ihn zum Tode und lassen ihn öffentlich am Kreuz sterben.
Für uns lässt sich der Karfreitag emotional einfacher nachvollziehen als Ostern, denn dass ein Unschuldiger zu Tode gefoltert wird, das hören wir zumindest einmal die Woche. Wir können trauern wie auch um den französischen Polizisten.

Wie kann innerhalb von 3 Tagen Freude werden?

„Nach drei Tagen werde ich den Tempel wieder errichtet haben“, so spricht Jesus zu den Schriftgelehrten. Er meinte damit die 3 Tage von Karfreitag bis Sonntag. Er ist auferstanden, das Grab ist leer. Die Frauen erkennen, was das bedeutet. Die Jünger können es nicht fassen und brauchen am Ostermontag noch die leibhaftige Emmaus- Erfahrung, um zu verstehen.

Gewalt, die nicht Gegengewalt provozierte

Erstaunlich ist doch, dass der Tod seines Gesandten von Gott nicht gerächt wurde. Auch seine  Anhänger verzichten auf Gewalt, sogar auf Proteste. Die Kette, dass aus Gewalt neue Gewalt entsteht, wurde unterbrochen. Der Tod Jesus sowie seine Auferstehung zeigen uns eine Perspektive für das Leben nach dem Leben auf. Sie versprechen uns Hoffnung.  Denn Gott ändert das Schicksal des Verurteilten.  Er bleibt nicht in seiner Hinrichtung verhaftet. Er wird aufgenommen in das Reich Gottes. Wir erleben durch die Gottesdienste an Karfreitag und den folgenden Tage den schmerzhaften Tod Jesus, aber auch seine Auferstehung aus dem Totenreich. Das kann für uns Hoffnung sein. Die menschliche Zerstörung hat nicht das letzte Wort. Es gibt noch etwas, das von uns Menschen nicht gemacht werden kann. Wir können hoffen und glauben, dass es nach unserem Tode noch etwas gibt wie ein Leben danach, in welcher Form auch immer. Die Nahtoderfahrungen vieler Menschen bestätigen diese Verwandlung. Auch der Neurochirurg Eben Alexander beschreibt diese Erfahrungen von einem anderen Leben in seinem Buch „Blick in die Ewigkeit“. Auch er, Neurochirurg, Wissenschaftler lag für mehrere Tage im Koma. Er konnte wie viele andere in seiner Nahtoderfahrung einen Blick in die andere Welt werfen.

Friede erfordert den Verzicht auf Rache

Das gewaltlose Verhalten von Jesus und seinen Jünger scheint erst einmal ein Einzelfall und der Vergangenheit anzugehören. Aber ist nicht Verzicht auf Rache auch heute erstrebenswert, damit Versöhnung überhaupt geschehen kann? Damit Friede möglich wird? Der Verzicht auf Rache, die Unterbrechung des Kreislaufes von Gewalt und Gegengewalt sind die für ein friedliches Zusammenleben notwendigen Bedingungen. Wir haben momentan viele Beispiele, die dieses Prinzip verletzen. Sie alle führen in die Eskalation, in die Vernichtung sowie die Verletzung menschlicher Werte. Die Reaktion Frankreichs auf den Mord eines Polizisten scheint eine Ausnahme zu sein.
So furchtbar und traurig der Tod Unschuldiger ist, er darf nicht dazu führen, dass Rache und Gewalt als Mittel gewählt werden, um diesen Tod zu sühnen. Kein neuer Tod aus Tod.

Ostern neues Leben

Ostern ist aber auch deshalb ein Fest, weil wir den Neubeginn des Jahres erleben. Das frische, helle Grün, das aus den Knospen der Bäume und Sträucher hervorlugt, gibt uns die Gewissheit, dass das Leben weitergeht. Die Krokusse, die Narzissen und Tulpen, die Osterglocken, stillen schon ein wenig unsere Sehnsucht nach Farben und Licht. Die Natur ist nicht in dem kalten, unwirtlichen Winter verschwunden. Auch wir können mit neuen Kräften das erwachende Jahr beginnen. Der dunkle Winter, vor allem in diesem Jahr, geht zu Ende. Wir können auf Sonne und Wärme hoffen. Ostern ist für viele Menschen ein Familienfest. Die langen freien Tage machen eine Begegnung möglich, gerade für die, die viele Kilometer auseinander wohnen.

Ostern ist ein Fest der Freude, weil es die Hoffnung auf Leben nährt, weil es Begegnung und Versöhnung anstrebt, weil es zum Frieden anstiftet. Wir können sicher sein, dass es Auferstehung nicht nur für einen neuen Frühling gibt.

Link
Zu Begegnungen mit Toten



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