Mord gebiert Mord, Vézelay Foto: hinsehen.net E.B.

Putin - vom Kriegsgott gefesselt: zum 22. Februar

Ein Krieg, einmal angefangen, hört von selbst nicht auf. Das gilt auch für kleine Kriege. Die Kriegsparteien werden Gefangene eines Mechanismus. Je länger der Krieg, desto mehr wächst das Böse. Es erhält so viel Platz aus Mangel an Guten.

Kriege gehen von selbst weiter

Es ist nicht der erste Krieg, der auch dann nicht beendet wird, wenn beide Seiten nur noch verlieren können, zu viele Menschen und Geld, das eigentlich für den Wiederaufbau gebraucht würde. Der gleiche Mechanismus, der vor der großen Bühne der Weltöffentlichkeit seine Wirkung zeigt, zerstört auch Familien, Firmen, Vereine. Je mehr solche Kriege im Kleinen, desto größer die Gefahr eines großen Krieges mit Waffen. Wie kann die Menschheit aus diesem Mechanismus herauskommen? Beide Seiten, vor allem der Angreifer, ist in dem Mechanismus gefangen, der ihn bis zur Zerstörung des eigenen Landes nicht loslässt. Er muss immer mehr junge Männer in den Tod schicken. Das zeigt ein Gang über einen Soldatenfriedhof: Auch der Angreifer muss viele junge Männer opfern.

Konflikte werden schnell zu Kriegen

Der große Krieg sollte uns warnen, aus einem Konflikt einen Kleinkrieg zu machen. Dazu braucht es keine Waffen, es genügen Worte. Auch sollten wir uns moralischer Urteile enthalten, so lange wir selbst in Dauer-Konflikte verwickelt sind. Nüchternes Hinschauen, keine Ausweichen in das Moralisieren sind gefragt; Was hält die Kriegsgegner gefangen. Könnte es sein, dass nicht Putin der Dämon ist, sondern ein Dämon Putin umklammert hat?

Dämonische Kräfte

Man kann den Angreifer auch als Gefangenen eines Mechanismus sehen, aus dem er nicht herauskommt. Bis ins Mittelalter haben die Menschen Dämonen am Werk gesehen. Wir machen heute den Angreifer zum Dämon. Wenn wir ihn als einen Besessenen sehen, muss er nicht einfach bekämpft, sondern der Dämon muss ausgetrieben werden. Dieser Dämon selbst ist nicht direkt, aber in seinem Vorgehen greifbar. Wir können beobachten, wie der Mechanismus immer mehr dämonische Züge bekommt. Das Böse nimmt immer mehr Besitz von ihm. Alkohol und Drogen werden ebenso zu Dämonen, die die Betroffenen immer mehr in den Griff bekommen. Hier drei Strategien des Kriegsgottes:

Nicht verlieren dürfen: War der Angreifer noch frei, als er den anderen zum Gegner machte, wird er immer mehr zum Gefangenen des Kriegsgottes. Dieser Mechanismus wird meist durch den drohenden Verlust der Ehre in Gang gehalten. Wer kann als Angreifer mit dem Eingeständnis, verloren zu haben, den Krieg beenden. Bereits ein Waffenstillstand wäre ein solches Eingeständnis. Offensichtlich geraten wir Menschen aus der Dynamik des Konfliktes immer wieder in den Kriegszustand, der uns zu Gefangenen macht.

Töten, um zu überleben: Der Kriegsgott verfügt noch über einen weiteren Mechanismus, die Kämpfer in den Tod zu schicken. Zuerst der Angegriffene und im Stellungskrieg dann auch der Angreifer befürchten die Unterwerfung durch den anderen. Nach zwei Besuchen in der Ukraine konnte ich dieses Motivdeutlich erkennen: Auf keinen Fall unter russische Oberherrschaft geraten. Deshalb geben die Ukrainer nicht auf. Besser Krieg, denn da können sie noch handeln als noch einmal eine von Russland eingesetzte Regierung ertragen und das Land dem russischen Geheimdienst überantworten.

Angst vor der Demokratie: Wie groß die Angst der Herrschenden vor dem Bazillus "Demokratie" ist, zeigt der Tod Nawalnys. Dieser konnte auch nördlich des Polarkreises nicht zum Schweigen gebracht werden. Ihm und seinem Team gelang es immer wieder, Videobotschaften über das Internet zu verbreiten. Es ist die gleiche Angst, die nach Einschätzung von geflohenen Russen den Überfall auf die Ukraine und die Einsetzung einer Regierung von Russlands Gnaden notwendig erscheinen ließ. Weißrussland hatte mit den Reaktionen der Bevölkerung auf Wahlfälschungen gezeigt, wie gefährlich die entstehende Demokratie in der Ukraine für die Machterhaltung des Moskauer Regimes werden würde, sowohl für das Staatsoberhaupt wie für das Kirchenoberhaupt.

Dem Bösen ins Gesicht schauen

Zurück zu den dämonischen Kräften. Sie haben perfekt funktionierende Mechanismen zur Vernichtung von Menschenleben wie von deren Lebensgrundlagen. Es schien so, dass diese Kräfte sich mit dem Zweiten Weltkrieg verausgabt hatten. Man konnte sich dem immer weiter wachsenden Wohlstand widmen. Mit dem Ende des Sowjetsystems schien auch die Bedrohung durch Atombomben und Raketen verschwunden zu sein. Dabei sind immer mehr Flächen entstanden, so die Hinwendung zum Konsum, die wachsende Unzufriedenheit einer Konsumgesellschaft, die Verschlechterung der Bildungssituation, Theaterstücke und Filme, die das Scheitern zeigen. Die seltsame Überflutung der Fernsehschirme durch Krimis deutet auf ein latentes Bedrohungsgefühl hin.
Weil Konsum, Bildung, Meditation und Gespräche über Wichtiges stark zurückgegangen sind, lassen Menschen fragen, für was es sich noch lohnt. Da Vaterland ein höherer Wert als Konsum darstellt, sind die Motive für einen neuen Nationalismus den vom Neoliberalismus geprägten Menschen rätselhaft. Für das Einsickern des Bösen hat das Gute große Flächen freigeben. Hinzu kommen Korruption, überhaupt die Aufblähung des Finanzsektors. Dann war es einfacher, Erdschätze in Sibirien auszubeuten, anstatt auf Solar- und Windenergie umzusteigen. Immer mehr Geld floss auf die Konten der Reichen hier und der Oligarchen. Diese Trägheit und der Vorrang des Geldes hat Russland die Mittel für diesen Krieg zu Verfügung gestellt. Für Russland ist das Scheitern der Demokratie unter Jelzin ein weiterer Faktor. Bereits Jelzin hatte durch eine Verfassungsänderung die Kompetenzen des Präsidenten so erweitert, dass dieser nicht mehr vom Parlament abhängig ist. Diese brauchte Putin nur übernehmen. Zudem konnte sich Russland des Stillhaltens der Demokratien sicher sein. Nicht nur die AfD in Deutschland und die Freiheitlichen in Österreich waren von russischen Geld abhängig. Nordstream war nicht das einzige Geschenk an die SPD.
Schließlich haben Eingriffe des Westens, nicht zuletzt die USA, die aus Konflikten Kriege gemacht haben, Russland die Erlaubnis gegeben, das Gleiche zu tun.

Weder Appelle noch Technik beenden den Krieg

Die Technik beendet einen Stellungskrieg erst dann, wenn die Waffen des einen sehr viel effektiver werden und der Nachschub an Munition nicht ausbleibt. Bessere Waffen können einen Sieg ermöglichen. Aus sich heraus unterstützen sie die die menschliche Schwäche, einen Konflikt bis zur Erschöpfung weiterzuführen. Je mehr Munition, desto länger die Kämpfe.

Mehr Raum für das Gute

Der Kriegsgott besetzt erst einmal Flächen, die nicht mehr gepflegt werden, so wie Brombeeren und Brennnesseln einmal eroberte Flächen nicht mehr hergeben, indem sie alle anderen Pflanzen ersticken. Der Mensch soll die Erde bewirtschaften, er soll sich als Gärtner verstehen. Europa ist nach dem Zweiten Weltkrieg unser Garten geworden. Russland wurde jedoch Brachland, so dass sich stacheligen Gewächse ausbreiten konnten.

Zwei Konsequenzen:

  1.      Sich mehr für Russland interessieren, um den Russen wie den Ukrainern einen Platz in Europa zu geben
  2. In unserem Umfeld die Konflikte abbauen, zuerst einmal in der Regierung. Die braucht aber offensichtlich eine Bevölkerung, die den ständigen Streit nicht weiter durchgehen lässt.

Links:
Putin verstehen 1: Warum hat er angefangen
Putin verstehen 2: Warum kein Waffenstillstand
Putin 3: Russland und die Folgen

Russland und der Westen



Kategorie: Analysiert

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