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Putin verstehen 2: Warum kein Waffenstillstand

Die militärische Auseinandersetzung im Osten der Ukraine ist zum Stellungskrieg geworden. Es gewinnt derjenige, der länger durchhält. Beide Seiten verlieren viel. Warum "muss" Putin weiter kämpfen und warum lässt er ukrainische Städte bombardieren.


Friedhöfe beider Gegner

Verdun ist der Name für einen Stellungskrieg zwischen Frankreich, unterstütz von England und den USA gegen Deutschland, unterstützt von Österreich-Ungarn. Diese Schlacht dauerte von Februar bis Dezember 2016, der Krieg ging bis 1918 weiter, obwohl dort bereits 305.000 Soldaten ihr Leben ließen und 400.000 verletzt wurden. Die Folgen dieses Abnutzungskrieges im Ersten Weltkrieg sind riesige Soldatenfriedhöfe und eine Neuordnung der Staaten in Europa, vor allem im Osten. Polen wurde wieder unabhängig, Österreich und Ungarn wurden auf die heutige Fläche verkleinert. Alle anderen Gebiete gingen Österreich-Ungarn verloren. Die heutige Westukraine kam zu Polen, es entstanden die Tschechoslowakei, Rumänien, Serbien, Kroatien. Österreich musste sich aus Italien zurückziehen. Russland aus Litauen, Lettland und Estland. In allen Ländern verloren die Fürsten ihre Macht. Das ist das Risiko, das Putin eingeht, wenn er weiter kämpft. Wie Deutschland kämpft er gegen Westeuropa und die USA, heute 800 Millionen Menschen gegen 140 Millionen Russen. Der Wesen kann sehr viel mehr in die Entwickelung seiner Waffen investieren und Künstliche Intelligenz in gößrerem Maße einsetzen. Im Unterschied zu Deutschland in den beiden Weltkriegen ist die Intelligenz nicht in Russland geblieben. 300.000 hoch qualifizierte Russen arbeiten inzwischen für die NATO-Staaten. Russland verliert jede Kriegswoche sehr viel Menschen, weil die Ukraine nicht nur waffentechnisch überlegen ist, sondern seine Soldaten sehr viel flexibler einsetzt. Zudem baute es bereits selbst die Wasserdrohnen bauen, um die russischen Kriegsschiffe im Schwarzen Meer zu zerstören.

Überlebt der Vielvölkerstaat, derentwegen Russland sich Föderation nennt. Nicht weniger als der Zerfall dieser Föderation droht. Die Russen halten deshalb an Putin fest, weil in ihren Augen nur er das Land zusammenhalten kann, da er alle Konkurrenten ausgeschaltet hat.

Die Armee rekrutiert sich aus den Randgebieten

Die jungen Männer in den Regionen Moskau und Petersburg entgehen noch oft erfolgreich der Einberufung. Es ist offen, ob sie ihr Leben einsetzen würden, damit Russland mit der Ukraine wieder eine Großmacht wird und der Einfluss des Westens nicht in ihre Kultur vordringt.
Etwa 3000 Soldaten verlassen jede Woche das Schlachtfeld verletzt oder im Sarg. Diese kommen von den Rändern des Landes. Sie sind eigentlich Söldner, die ihre Familien von Schulden befreien. Im Todesfall erhält die Familie einen noch höheren Betrag.
Diese negativen Perspektiven und die hohen Verluste sollten eigentlich die russische Seite wenigstens zu einem Waffenstillstand bewegen

Warum muss Putin diesen Krieg gewinnen?

Ein Grund ist die Krim. Die Annexion 2014 wurden von der Bevölkerung so bejubelt, dass jedes Jahr dieses Ereignis gefeiert wird. Die Ukraine hat die Rückeroberung dieses Gebietes wie des Donbass zum Kriegsziel erhobe. Gingen die Krim und der Donbass verloren, könnte Putin seine "Militärische Intervention" nicht beenden.
Da er sich mit Stalin vergleicht, der seine Kriege gewonnen hat, kann er nicht als Verlierer zurückkehren. Deshalb müsste er eigentlich die ganze Ukraine annektieren, um sein Kriegsziel zu erreichen. Warum glaubt er, dass das Kriegsglück auf Seiten Russlands liegt:

Wenn Russland nicht siegt, ist es keine Großmacht mehr:

Ohne die 40 Millionen Ukrainer und durch den Geburtenrückgang bedingt ist Russland zu klein. Die Sowejetunoon, die sich als ein Staat verstand, dhatte ein viel größere Bevölkerung, nämlich 290 Millionen Einwohner, die Russische Föderation hat nur noch 140 Millionen. Von allen ehemaligen Sowjetrepubliken ist der Verlust der Ukraine der größte, zumal es die besten Böden besitzt und daher viel Getreide exportieren kann. Auch wirtschaftlich ist das bereits ein Verlust, denn vor 2014 wickelte die Ukraine 60% ihres Außenhandels mit der Russischen Föderation ab.
Da Putin das Territorium der Sowjetunion wieder unter Russlands Kontrolle bringen will, muss der Krieg gewonnen werden, denn Russland ist keine Großmacht mehr, wenn es nicht in der Lage ist, die Ukraine zurückzugewinnen. Zudem hat Stalin seine Kriege gewonnen. Da Putin sozusagen dessen Nachfolge angetreten hat, kann und wird er in seinen Vorstellungen diesen gewinnen. Er hat Russland die Vorstellung eines Kultur- und Wirtschaftsraumes gegeben, die das Land auf eine Mission für eine eurasische Kultur orientiert. Es geht in diesem Krieg letztlich darum, von welcher Vision sich die Menschen in der Ukraine überzeugen lassen. Da diese sich sehr deutlich dem Westen zugewandt haben, musste Russland handeln. Wenn der Krieg verloren geht oder in einem Waffenstillstand endet, traut niemand mehrRussland zu, eine Großmacht zu sein.
Es ist ein einem weiteren Beitrag zu zeigen, dass die Mittel, mit denen Russland das versucht, dies wahrscheinlich zur Folge haben wird. Mit diesen Vorstellngen ist zumindest die Militärische Intervention begonnen worden. Die Annahme, dass Russland als Sieger aus der Auseinandersetzung herausgeht, speist sich aus der Geschichte:

Russland hat immer wieder die Ukraine unterworfen.

Die Ukraine konnte bisher immer militärisch von Moskau abhängig gemacht werden. Das erklärt sich zumindest aus der Geschichte. Bisher war es immer so, dass Russland dieses Land wie sein Eigentum behandeln konnte. Die Ukraine hatte sich gegen Ende des Ersten Weltkrieges, noch mit deutscher Unterstützung, selbständig gemacht. Die Rote Armee hat sie zurückerobert. Die Zaren behandelten die Bevölkerung wir Aufständische. Als sich im 19. Jahrhundert nationale Tendenzen zeigten, wurde die ukrainische Sprache verboten. Bis in die Nachkriegszeit war Russisch die Sprache der Oberschicht, das Ukrainische galt als ein Dialekt von Bauern.
Als Hitler in dem Pakt mit Stalin diesem die zu Polen gehörende Westukraine und die baltischen Staaten zusprach, fürchtete Stalin wohl, dass dieses bis zu dem Zeitpunkt nicht zu Russland gehörenden Gebiet den Gedanken eines eigenständigen Staates wiederbeleben könnte. Er ließ die Oberschicht nach Sibirien verbringen oder gleich umbringen. Diese Befürchtung hat sich bestätigt, denn der Westen der Ukraine hat zuerst die Studenten unterstützt, die gegen den Präsidenten Janukowitsch protestierten, indirekt gegen Russland, weil Putin erreichen konnte, dass der ukrainische Präsident das von ihm ausgehandelte Abkommen mit der EU nicht unterschreiben durfte. Das war im November 2013 und löste die Proteste zuerst der Studneten aus, die dann zur gänzlichen Abwendung von Russland führten.

Warum Bomben auf ukrainische Städte

Wenn die Ukraine sich nicht unterordnet, greift Russland zu drastischen Mitteln. Als die ukrainischen Bauern sich der Kollektivierung widersetzten, hat Stalin sie mit einem künstlich erzeugten Hunger unterworfen. 3 bis 7 Millionen Menschen fielen in den Jahren 1930 - 34 diesem aufgezwungen Hunger zum Opfer. Das erklärt die Raketen, mit denen Russland ukrainische Städte beschießt. So wie im Holodomor, wie die Ukrainer den von Russland verfügten Hungertod nennen, werden sie jetzt durch Zerstörung ihrer Städte in die Abhängigkeit Moskaus getrieben. Die Erinnerung an den Holomodor ist in der Ukraine ein Motiv für den Widerstand gegen die versuchte Annexion ihrs Landes. Holod ist übersetzt Hunger, modor heißt „qualvoll töten“. Die Geschichte lässt Putin glauben, dass Russland als Gewinner aus dem Konflikt herausgehen wird. In einem dritten Beitrag werden die dramatischen Folgen dieses Durchhaltens analysiert.

Warum Russland und nicht nur Putin die militärische Inervention in Gang setzen, wird in folgendem Beitrag rekonstruirt; Putin verstehen: Warum hat er angefangen
Die Distanzierung vom Westen hat in Russland ihre Wurzeln in der Geschichte. Vladimr Paschkov hat die  Ereignisse beschrieben. Als die Mongolen die Gebiete um Kiew, Moskau und im heutigen Weißrussland unter ihre Kontrole brachten, griffen die Schweden an. Dazu der Beitrag Der Bruch Russlands mit dem Westen geht auf das 13. Jahrhundert zurück.
Sowohl Napoleon wie Hitler haben Russland angegriffen. Weitere Beiträge über das Verhältnis zum Westen findne sich hier: Russland und der Westen


Kategorie: Verstehen

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