Das zerstörte Haus der Philosophie

Naturalismus: ein naturwissenschaftlicher Humbug

Die Philosophen, die sich als Naturalisten bezeichnen, lassen nur Erkenntnisse der Naturwissenschaften gelten, weil diese experimentell überprüfbar sind. Dann könnte man z.B. Klimamodelle oder Lebensvorgänge aus der Physik ableiten. Das funktioniert schon zwischen Physik und Chemie nicht und erst gar nicht, wenn es um die menschliche Freiheit geht.

Naturalisten gehen davon aus, dass man von Basisdaten über die materielle Wirklichkeit, wie sie z.B. die Atomphysik, herausgefunden hat, auch über größere Einheiten wie z.B. chemische Zusammensetzungen oder gar Lebewesen Gesetzmäßigkeiten ableiten kann. Das gilt schon nicht mehr für Klimamodelle. Aus Atomen zusammengesetzte Formen bilden neue Gesetze.  Wenn es erst um die Freiheit geht, die ja gerade nicht naturwissenschaftlichen Gesetzen unterliegt, können Naturalisten nichts mehr beitragen, weil sie die Grundlage der Philosophie verlassen haben, die Vernunft. Diese ist dazu da, die Freiheit zu gestalten. Philosophie ist Metaphysik, also Erkenntnisse jenseits der Physik, gelten als prinzipiell unsicher und daher nicht wissenschaftlich. Philosophie ist immer über die Naturwissenschaften hinaus, Meta-Physik hat Aristoteles diesen Bereich der Wissenschaft genannt. Wie will man einen menschlichen Lebensweg oder einen Staat allein mit Physik, Chemie und Biologie gestalten. Das unentbehrliche Rechtssystem könnte so gar nicht aufgebaut werden

Naturalismus ist keine naturwissenschaftliche Idee

Die Grundoption der Naturalisten ist keine naturwissenschaftliche, sondern eine philosophische Idee. Die konnte man früher noch durchgehen lassen, inzwischen ist sie naturwissenschaftlich nicht mehr haltbar. Die Naturwissenschaften selbst widerlegen inzwischen philosophische Theorien. Denn schon die Chemie und dann erst die Biologie finden neue, von der Natur vorgegebene Regelsysteme, auf die ein Physiker nicht stoßen würde und die auch nicht aus physikalischen Theorien ableitbar sind. Z.B. ist ein Computer mit Software gefüttert, die erst einmal programmiert werden muss, auch wenn wir einem Algorithmus „Künstlichen Intelligenz“ zuschreiben. Die Lebenswissenschaften greifen nicht auf Erkenntnisse der Atomphysik zurück, sie müssen herausfinden, wie z.B. die Leber funktioniert. Schon Klimamodelle, eigentlich der Physik zuzurechnen, lassen sich nicht aus der Atomphysik ableiten. Was schon naturwissenschaftlich nicht zutrifft, kann nicht zu einem philosophischen Prinzip erklärt werden. Die Philosophie, die von vielen Lehrstühlen herab in die Köpfe der Studierenden fließt, ist unbrauchbar und vielleicht auch giftig, wenn Schlussfolgerungen für den Schulunterricht oder die Gesetzgebung gezogen werden. Es sollte eigentlich zum Ehrenkodex der Philosophen gehören, sich nicht an die Naturwissenschaften wie ein fünftes Rad am Wagen anzuhängen, sondern das eigentliche Thema, nämlich die Freiheit, in den Fokus zu stellen. Freiheit wird „weg – gedacht“, wenn man alles naturwissenschaftlich erklären will. Denn die naturwissenschaftlichen Gesetze wirken blind und direkt, die Freiheit beansprucht, ihren Ursprung in der Person zu haben, nicht in Abläufen des Gehrings, auch wenn es sie diese braucht, um sich zu verwirklichen. Auch weitere Ergebnisse der Naturwissenschaften sprechen gegen die Philosophie, die Naturlisten aus den Naturgesetzten glauben gewinnen zu können.  

Die Naturwissenschaften haben nur Kenntnis über 5% des Weltalls

Das, was diese bisher erforschen konnten, haben sie aus der atomar strukturierten Materie gewonnen. Diese stellt aber nur einen geringen Teil des Weltalls, ist aber das Einzige, was unserem Erkenntnisvermögen bisher zugänglich ist. Es muss noch andere Materie geben, denn nach heutigem Wissensstand kann die Schwerkraft, die in den Sonnensystemen der Milliarden Galaxien gemessen wird, nur zu 5% mit der atomaren Materie erklärt werden. Was das für eine Materie ist, wissen die Physiker noch nicht, also ob sie aus Teilchen besteht, Elektrizität kennt, ob sie überhaupt aus Atomen besteht, um vielleicht mit den aus Atomen konstruierten Teleskopen oder Teilchenbeschleunigern ausgemacht werden kann. Wir müssen davon ausgehen, dass in um uns herum „Dunkle Materie“, die kein Licht reflektiert, in oder um die helle Materie da ist. Vor allem ist noch unklar, ob diese andere Materie außer mit ihrer Schwerkraft noch anders auf unsere, die helle Materie einwirkt. Die Basis des Naturalismus ist also viel zu klein, um irgendwelche philosophischen Folgerungen abzuleiten, die dann für die Gestaltung der menschlichen Freiheit genutzt werden können. Die Sicherheit, die sich die Naturalisten von der Physik versprechen, ist illusorisch. Es ist so, wie wenn die Erderwärmung nur mit Daten aus den EU-Ländern prognostiziert wird, die Meere und die Antarktis aber ausgelassen werden. Die Naturalisten gewöhnen uns so das Denken ab und unterminieren damit die Freiheit.

Ethische Grundsätze wirken nicht wie Naturgesetze

Es braucht keine großen Gedankensprünge, um die Behauptungen der Naturalisten als naiv und unwissenschaftlich zu erkennen. Wir können da ansetzen, wo mit Galilei die Physik als Naturwissenschaft beginnt.
Ein Stein kann sich nicht dagegen wehren, vom Gesetz der Schwerkraft in Richtung Erde gezogen zu werden. Ethische wie staatliche Gesetze wirken nicht so direkt. Die Menschen müssen sie befolgen. Das eben erfordert Philosophie, die nicht alles auf die begrenzten Möglichkeiten der Materie herunterschraubt. Denn auch wenn eine ethische Forderung den Menschen nicht so bestimmt wie das physikalische Gesetz den Stein, hat sie den Naturgesetzen Entscheidendes voraus. Sie kann neue Gesetze einführen, um auf neue Situationen zu reagieren, z.B. für das Auto eine Straßenverkehrsordnung entwickeln. Das können Philosophen, ein Physiker kann einem Stein keine neue Verhaltensnorm einpflanzen, dass z.B. Ziegel die Eigenschaft erhalten, nicht mehr vom Dach herunterzufallen. Hier wird deutlich, warum unsere Gesellschaft eine neue Philosophie braucht, sie ist in einem tiefgehenden Umbruch und hat die Chance, dafür neue Verhaltensweisen zu entwickeln, z.B. sollten wir unsere Lebensform klug und zukunftsorientiert umbauen, um wieder Frieden mit der Natur zu schließen und die viel größeren Wohltaten zu genießen, damit ein abgasfreier Wind uns um die Nase weht oder wir erfahren, wie eine selbst angebaute Tomate schmeckt.

Materie ist etwas Gemachtes

Es sind nicht die Naturwissenschaften, sondern fehlgeleitetes philosophisches Denken, das die Philosophie hindert, ihre Aufgabe zu erfüllen. Sie soll ja über das, was durch die Naturwissenschaften zugänglich ist, hinausdenken. Seit 1931, als der belgische Physiker und Theologe Lemaitre aus der Allgemeinen Relativitätstheorie ableitete, dass das expandierende Universum aus einem Punkt entstanden sein muss, kann man nicht mehr behaupten, dass die Materie ursprungslos sei. Es gibt aber kein „Vor dem Urknall“, denn Raum und Zeit sind mit dem Universum erst gegeben. Die Naturwissenschaften mit ihren Instrumenten können nur Erkenntnisse über das seit 13,8 Milliarden Jahren sich ausdehnende Universum gewinnen. Unabhängig von diesem Universum gelten bereits die Regeln der Logik und die daraus entwickelten mathematischen Formeln. Was sind das für Wirklichkeiten? Und woher kommt der Gedanke der Gerechtigkeit, dass die menschlichen Verhältnisse so geordnet werden sollen. Für Platon der Beweis, dass diese Idee nicht aus diesem Kosmos stammt. Denn diese Idee kann nicht durch Beobachtung gewonnen werden, denn die Naturgesetze, auch die der Biologie und ebenso die gesellschaftlichen Prozesse tendieren jeweils dazu, dass die Reichen reicher und die Armen ärmer werden, dass der Stärkere sich durchsetzt. Deshalb hängt die Philosophie der Naturalisten direkt mit dem Neoliberalismus zusammen, der behauptet, nicht eine kluge Politik, sondern die Markt-Gesetze würden das beste Ergebnis hervorbringen. Das tun sie auch, aber nur für die Reichen und zum Schaden der Umwelt. Eine Mitverantwortung für dieses, vom Menschen gemachte Denken müssen die Naturalisten übernehmen, weil sie keine Philosophie der Freiheit entwickelt haben. Auf die Spur ihres Denkens stößt man immer wieder, wenn einem fast jeden Tag einmal das Argument entgegenschlägt: „Das kannst Du nicht ändern“, z.B. wenn es um gesündere Ernährung geht, mehr Bewegung, auf die Bahn umsteigen. „Da machen die Leute nicht mit“, gelebte Philosophie, die der Freiheit keine neuen Räume eröffnen will. Der Naturalismus hat nämlich, entsprechend den Dynamiken, die Hegel freigelegt hat, gerade das Gegenteil von Übernahme der Erkenntnisse der Naturwissenschaften bewirkt, dass trotz vieler Erkenntnisse der Naturwissenschaften die ökologische Umstellung nicht als die bessere Zukunft gesehen wird. Es hapert besonders an der Umsetzung. Eine Philosophie der Freiheit würde eher ermöglichen, was vernünftig wäre.

Die Erkenntnisse übernehmen, die die Naturwissenschaften erkundet haben

Die Philosophie promotet die Klugheit. Die besagt, dass wir die Erkenntnisse der Naturwissenschaften aufnehmen und für unser Leben fruchtbar machen sollten. Die Medizin befindet sich in einer rasanten Entwicklung und kann inzwischen nicht nur viele Krankheiten diagnostizieren, sondern auch therapieren. Sie fördert dazu jede Woche neue Erkenntnisse zutage, die zu befolgen deshalb lohnend sind, weil Krankheiten damit erst gar nicht aufkommen. Unser Gesundheitssystem müsste gänzlich umgebaut werden, Krankheit ist nämlich kein Schicksal, das Menschen blind zustößt und die Solidarität der anderen verlangt. Dabei geht es nicht nur um das Rauchen, sondern auch, um latente, nicht durch Schmerz auffällige Entzündungen, silent inflammations, um so Diabetes II, Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs zu vermeiden. Dafür braucht es keine Philosophie. Aber da, wo Vorstellungen über die Wirklichkeit zu Fehlentwicklungen im Bildungsbereich, wie im demokratischen Grundverständnis führen oder es um Friedensstrategien geht, mit denen ein Krieg wie in der Ostukraine beendet werden kann, wäre Philosophie gefragt.

Die Naturalisten diskreditieren die Idee der Freiheit

Die Naturalisten verraten ihre großen Vorläufer in der jetzigen politischen Situation, denn die demokratische Regierungsform ist von Philosophen entwickelt worden. Warum gibt es keine europaweite Koalition der Philosophen, die mit der Kraft des Denkens die Demokratie neu erstrahlen lässt? Von den Naturalisten werden Studierende „für dumm verkauft“. Sie sollten ja aus Quantenphysik und anderen, aus der atomaren Welt abgeleiteten Modellen die wachsenden gesellschaftlichen Probleme der Gegenwart lösen. Sie werden abgehalten, sich um das Thema Freiheit zu bemühen und damit das große, von Philosophen bereits im Mittelalter angezielte europäische Projekt zu verraten. 

Es sei noch auf die innere Dynamik jedes Materialismus verwiesen: Weil die Gesetze der Materie zwingend die Vorgänge in der Natur steuern, so auch in unserem Körper, muss auch der Mensch, wenn er nur aus Materie besteht, nach diesen Gesetzen funktionieren. Er wird also von seinem Gehirn geleitet und nicht von dem, was wir Person nennen. So gibt es auch bei den Naturalisten in der Konsequenz keinen Platz für die Freiheit. Ist es da so überraschend, wenn immer mehr Menschen davon ausgehen, dass die freiheitlich-demokratische Grundordnung durch eine gelenkte Regierungsform ersetzt werden sollte?

Zum Thema „Demokratie“ folgt ein eigener Beitrag

Der zu kleine Teil des Weltalls, den Naturwissenschaften bisher erforschen konnten, macht den Naturalismus fragwürdig. Während die Dunkle Materie wohl 40% des Weltalls ausmacht, bildet der aus Atomen gebildete nur 5% des Kosmos: Hier zum Beitrag: Materialismus – erklärt nur 5% des Weltalls


Kategorie: Analysiert

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