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Entscheidungen brauchen Wurzeln

Entscheidungen die meinem Leben eine Richtung geben, fallen nicht einfach so, sondern bereiten sich meist über längere Zeit untergründig vor.

Ähnlich einer Tulpenzwiebel, die im Winter Kraft sammelt, so speichern auch wir, manchmal nur unterbewusst, Gründe, die unsere Entscheidung vorbereiten.

Entscheidungen brauchen Gründe

Ich habe eine Arbeitsstelle, die mir gefällt, aber weit von meinem Wohnort entfernt liegt. Manchmal frage ich mich, ob ich diesen Umstand auf mich nehmen soll, ob ich nicht wechseln soll. Ich muss viele Kilometer mit dem Auto fahren, muss früher aufstehen, komme später nach Hause, verbrauche Kosten für das Auto und trage zur Umweltverschmutzung bei. Da gärt etwas in mir, ich sammle wie die Tulpenzwiebel die Kraft, die Argumente, damit ich irgendwann entscheiden kann. Wenn ich in dieser Situation ein attraktives Arbeitsangebot erhalte, das näher zu meiner Wohnung liegt, kann ich mich relativ schnell dafür entscheiden, denn ich habe die Vorteile bereits gespeichert. Sie warten schon auf die Umsetzung. Der Anstoß kam von außen. Wenn ich selbst aktiv werden muss, kann es sein, dass ich die Entscheidung noch eine Weile hinziehe.

Entscheidungen müssen passen

Auch das Wohnen braucht im Verlauf unserer Lebenszeit immer wieder Entscheidungen, weil sich die Bedingungen ändern. So z.B. nach der Familienphase.
Wir leben nach dem Auszug der Kinder weiter in unserem großen Haus mit großem Garten auf dem Land. Dieses Haus böte einer Familie mit mehreren Kindern Platz. Wir können die 250 qm nicht mehr mit Leben füllen. Zudem müssen sie beheizt und instandgehalten werden, nicht zu vergessen die Pflege des großen Gartens. Wir spüren intuitiv, dass das auch ökologisch nicht richtig sein kann. Die fehlende Infrastruktur auf dem Land verlangt von uns für alle Unternehmungen und Besorgungen das Auto, außerdem geraten wir, wenn wir nicht mehr mobil sind, ziemlich schnell in die Isolation.
Dennoch brauchen wir fast sieben, Jahre um die Entscheidung zu treffen, aus dem Haus in eine Wohnung zu ziehen. Ein eigenes Haus zu verlassen ist nicht einfach, denn in ihm stecken unsere gemeinsamen Erfahrungen und Erinnerungen, unsere Mühen und viel Arbeit, außerdem ist es das Elternhaus der Kinder, in das sie jederzeit heimkommen können sollen. Was natürlich gar nicht so häufig passiert, denn sie haben ja inzwischen selbst ihre Familien gegründet, wohnen vielleicht weit weg und kommen nur ab und an zu Besuch. Für uns ist das Haus aber fast zu einem Teil unseres Körpers geworden. Da trennt man sich nicht so leicht davon. Wenn wir uns Wohnungen ansehen, dann entsprechen sie oft nicht unseren Vorstellungen. Außerdem kommt auch die Frage hoch, ob wir uns in diesem Umfeld einleben und wohlfühlen können. Das hängt auch davon ab, ob es Menschen aus dem sozialen Netz gibt, die in der Nähe wohnen. Erst als wir etwas finden, was von den Bedingungen her für uns akzeptabel ist, können wir die Entscheidung realisieren. Dann geht es auch ganz schnell. Innerhalb von drei Monaten ist das Haus verkauft, die Wohnung erworben und wir sind umgezogen. Es passt alles.
Entscheidungen brauchen nicht nur lange Vorlaufzeiten, sondern sie brauchen auch Bedingungen, die zu unserem Wertefundament passen. Da kann sich jeder fragen: Was ist mir in meinem Leben wichtig? Bin ich mir sicher, was ich für mein Leben brauche, dann kann ich die Entscheidung realisieren.

Berufliche Entscheidungen

Noch anspruchsvoller als die Wohnung ist die Entscheidung für einen Beruf, der mir die Verwirklichung meiner Begabungen ermöglichen soll. Im Unterschied zum Wohnungswechsel geht es nicht nur darum, dass ich mich wohlfühle, sondern auch, ob ich mir diesen Beruf zutraue. Ich spüre zwar schon früh, dass mich eine Tätigkeit interessiert, ja sogar anziehend wirkt, bringe sie aber nicht unbedingt in Verbindung mit meiner Berufswahl. Es kann lange dauern, bis die Entscheidung heranreift. Da braucht es oft viele Jahre, Anstöße von außen, manchmal auch ein paar Umwege, bis sich das herauspuzzelt, was mich beruflich wirklich fordert und zufrieden macht. Erst wenn ich meinen Platz gefunden habe, der mir ermöglicht, meine Qualitäten zur Entfaltung zu bringen, mich in ihm auch wachsen lässt, kann ich mich auf diesen Weg mit voller Energie einlassen.
Berufliche Entscheidungen haben immer etwas damit zu tun, ob meine Kompetenzen, Begabungen, Talente an dem Arbeitsplatz gefragt und gewollt sind und ob ich mit dem Unternehmen meine persönliche Perspektive weiter entwickeln kann.

Es sind also letztlich meine Wertvorstellungen, das, was ich mit dem Leben anfangen will, die meine Entscheidungen steuern.

Weiere Beiträge zur Dynamik von Entscheidugen: Entscheidungen steuern mein Leben


Kategorie: Verstehen

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