Die Suche nach dem „Bestimmer“ in mir ist wie eine Abenteuerreise.
Ich unterscheide mich von anderen dadurch, dass ich einen bestimmten Charakterzug stärker ausbilde, mit dem ich auf die Welt zugehe. Ich blicke, beurteile die Welt durch die Brille meines Musters. Dieses Muster ist mein innerer „Bestimmer“. Als ich das irgendwann verstanden habe, wurde mir deutlich: Ich und auch andere können nicht davon ausgehen, mit der eigenen Sicht der Dinge immer verstanden zu werden. Andere sehen Dinge anders. Diese Erfahrung war sehr entlastend für mich. Doch welche Schattenseite hat mein Muster?
Verschiedene Charaktermuster wurden bereits dargestellt, die Macher, die Wissenden, die Helfer, die Besonderen. Sie sind bereits beschrieben. Hier ein weiteres Muster:
Der Realist ist ein Perfektionist
Ich lese einen Artikel in der Zeitung oder einen Brief und bleibe grundsätzlich immer an den Rechtschreibefehlern hängen. Diese Gabe steht mir zur Verfügung. Mache ich andere aber auf ihre Fehler aufmerksam, handele ich mir nicht nur Wohlwollen ein. Niemand hat es nämlich gern, wenn einer immer mit dem Finger auf Fehler oder Unterlassenes zeigt. Als Perfektionist habe ich einen kritischen, realistischen Blick auf die Welt. Da kann mir niemand etwas vormachen. Ich sehe die Fehler, die gemacht werden, die Mängel, die Nachlässigkeiten, die Konsequenzen. Auf die Mängel weise ich daher früh genug hin, da lass ich nichts „anbrennen“. Ich selbst meine, gewissenhaft zu arbeiten, bin pünktlich bei Verabredungen, bezahle meine Rechnungen möglichst sofort und erwarte das alles auch von anderen. Ich lege die „Latte“ ziemlich hoch. Ich kann mich aufregen, zornig werden „nörgeln“, wenn Vieles so lange dauert, unvollkommen ist, nicht fertig wird. Ich bin dann ungeduldig. „Das könnte doch alles schneller und besser gehen“. Ich käme eigentlich ganz gut durchs Leben, wenn da nicht so viel Fehlerhaftes wäre. Ich bin streng mit mir selbst, aber auch mit anderen. Wenn ich selbst Fehler mache, „wurmt“ mich das bis in den Schlaf. Mir fehlt eine Portion Leichtigkeit. Meine Entwicklung, um nicht immer in meine Falle zu tappen, liegt sozusagen mir gegenüber bei denen, die das Leben lockerer nehmen.
Meine Entwicklung – nicht so genau und streng sein
Mein Realitätssinn und mein Blick auf das, was nicht richtig läuft, ist zwar eine Gabe, aber sie kann anderen auch zu viel werden. Sie müssen mit meinen Kommentaren, meiner Kritik rechnen, die ich nur schwer zurück halte. Für mich wäre gut, wenn ich mich von den Fehlern der anderen etwas distanzieren könnte. Hilfreich ist auch, wenn ich meinen besonderen Blick auf Fehlerhaftes nicht als strenge Kritik äußere, sondern lerne, mit einem konstruktiven Vorschlag zur Verbesserung beizutragen oder mich ganz raushalte. Aber ich halte diese Lässigkeit nicht gut aus, so dass ich oft eher streng und bewertend reagiere. Ich weiß ja, wie es richtig gemacht werden kann, zumindest glaube ich das.
Damit ich mich nicht auf Dauer über die Nachlässigkeiten anderer aufrege, kann mir ein anderer Bewohner in meinem Charakterhaus behilflich sein. Ich habe ihn in mir aber ziemlich vernachlässigt. Es ist der Bewohner, der das Leben leichter nimmt. „ Die fünf auch mal gerade sein lässt“. „Nicht alles auf die Goldwaage legen, nicht alle Fehler beheben müssen“. Die Welt ist voller Unvermögen. Wenn ich mich daran ständig aufhalte, reibe ich mich nur unnötig auf. Für den Ausgleich meines Charakters ist es daher gut, ein wenig mehr Wohlwollen und Leichtigkeit zu entwickeln, damit das Leben für mich und andere nicht so streng wird. Ein bisschen mehr genießen täte diesem Charakterzug auch gut. Es muss nicht immer so asketisch zugehen. Der Charakterzug dessen, der das Leben sehr viel leichter nehmen kann, ist für den Perfektionisten erst einmal ziemlich befremdlich. Diese Leichtigkeit gönnt sich der Perfektionist nicht so schnell. Es ist aber genau das, was dem Perfektionisten hilft, seinen Charakter und die draus entspringende Weltsicht ein wenig auszugleichen.
Die Unterhaltsamen – das Leben leicht nehmen
Sie verstehen sich so anders, als die Perfektionisten. Ihr Motto: Ich verbreite erst Mal gute Laune, lache viel, kann andere zum Lachen bringen. Ich bin ziemlich unterhaltsam. Andere haben mich gerne um sich. Ich lockere jede Gesellschaft auf, habe eine witzige Bemerkung auf der Zunge. Ich bin ziemlich beliebt. Ich kann wunderbar genießen. Solange das Leben nicht schwer wird, bin ich immer für alles, was Spaß macht und wohl tut, offen. Es darf nur nicht in Arbeit ausarten. Meine Gabe liegt auf der Hand. Kabarett liegt mir, wenn ich meine Intelligenz ausspielen will. Ich habe auch ein Repertoire an Sprüchen und Witzen in meinem Kopf, über die ich jederzeit verfügen kann. Das Leben muss Lust machen.
Die Unterhaltsamen können das Leben genießen. Schwierig wird es für dieses Muster, wenn es nicht mehr so leicht von der Hand geht, wenn Mühe oder Ausdauer angesagt sind. Eine Diplomarbeit fertig zu schreiben, ein Projekt ordentlich zu Ende zu führen, bei der „Stange“ zu bleiben, wenn etwas winkt, was vielleicht mehr Wohlbefinden machen könnte, ist dann eine große Herausforderung für dieses Charaktermuster. Die Unterhaltsamen sind für Genuss, die „Leichtigkeit des Seins“ verführbar. Sie brauchen dann Disziplin, um nicht an der Schattenseite dieser Weltsicht zu scheitern. Auch die „Unterhaltsamen“ sind nicht so „fein heraus“, auch ihr Muster hat seinen Schatten. Das klingt dann so:
Meine Entwicklung - beständiger dran bleiben
Auch wenn ich mit meinem Charaktermuster eine heitere Stimmung verbreite, auch wenn ich flexibel, unternehmungslustig, jederzeit aufgeschlossen für „Action“ bin, ist für mein Muster hilfreich, wenn ich etwas mehr Beständigkeit entwickele. Ich breche Dinge, wenn sie mich Mühe kosten, oft zu schnell wieder ab. Dann nehmen mich die anderen nicht mehr ernst. Ich merke es auch daran, wenn meine Witze nicht mehr funktionieren oder „fehl am Platz“ sind. Dann wird von mir Ausdauer verlangt, dass ich mich „richtig reinhänge“, wenn es um „Wichtiges“, „Ernsthaftes“ geht. Dran bleiben, bis ich es fertig oder zum Erfolg geführt habe. Nicht aussteigen, abbrechen oder mich mit etwas Schönem ablenken. Auch als „Unterhaltsamer“ habe ich einen Gegenspieler in mir, der mich in meiner positiven Entwicklung unterstützen kann. Da kann mir mein Mitbewohner in meinem Charakterhaus, den ich bisher zu wenig entwickelt habe, gut behilflich sein. Es ist der „Wissende“, der sich gründlich mit etwas beschäftigt, der die Ausdauer hat, etwas ordentlich und gewissenhaft zu Ende zu bringen. Er ist zwar etwas langsam, aber die „Unterhaltsamen“ brauchen keine Sorge zu haben, dass ihnen ihre Spontaneität abhandenkommt, wenn sie weniger abwechslungsreich leben, um eine Sache gründlich bearbeiten zu können. Die „Unterhaltsamen“ gewinnen an innerer Tiefe, wenn sie die Qualität des „Wissenden“ in ihnen wecken. Wenn sie sich Mühe geben, etwas gründlich vorzubereiten, durchzuarbeiten und es bis zu Ende führen. Sie gewinnen dann an Ausstrahlung, weil sie feinfühliger, intelligenter, witziger und weniger oberflächlich agieren.
Jetzt fehlen noch drei weitere Charaktermuster, die ich in den nächsten Beiträgen vorstelle:
Der Bedächtige, an Vorgaben Orientierte, der Ruhige, zur Bequemlichkeit Neigende und der, der auf Erfolg aus ist.
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