Der modrige Duft der feuchten Erde erinnert mich an meine Kindheit, als ich durch das raschelnde Laub lief, die Blätter vor mir her kickte, den Fußboden meiner selbstgebauten Hütten auslegte, damit es von unten her nicht so kalt wurde. Es wird nicht mehr lange dauern, dann verlieren auch diese Bäume ihr Blätterkleid.

Der See, der von diesen Bäumen gesäumt wird, heißt „blauer See“. Im Sommer ist es mein Badesee. Er hat immer kühles Wasser, ist ziemlich tief mit unterschwelligen gefährlichen Strömungen, auf die wir Schwimmer gut achtgeben müssen. Heute ist es zum Schwimmen zu frisch, deshalb genieße ich den ruhigen Spaziergang, den Blick durch die Bäume auf das Wasser, die leisen Vogelstimmen und atme die frische Herbstluft. Ich nehme die Farben und die Stimmung in mir auf.

Ein leiser Wind weht mir durch das Haar. Ich kann von der Arbeit und den Gesprächen abschalten, zur Ruhe kommen. Der Himmel zeigt noch etwas von seinem goldenen Sonnenlicht. Vielleicht setze ich mich noch ans Ufer, um diese wunderbaren Eindrücke länger in mir aufzunehmen.

Ich bin dankbar für diese großartige Natur, die mir so intensive Farben, Gerüche, Früchte und Stimmungen schenkt. Sie verwöhnt mich mit vielen Impressionen. Es gäbe uns nicht ohne diese lebendige Natur, die nicht nur ihre überbordenden Farben preisgibt, sondern unsere Seele wärmt, uns atmen lässt.
Es werden die letzten warmen Tage in diesem Jahr gewesen sein. Ich zehre von diesen Farbeindrücken noch eine Weile, wenn ich in meine Decke eingekuschelt bei Kerzenlicht in meinem warmen Wohnzimmer sitze und Musik höre.

So beeindruckend diese Farben jetzt noch leuchten und vielleicht auch noch eine Weile in meiner Erinnerung verweilen, es wird nicht so bleiben. Ich weiß um das Vergängliche. Der Herbst zeigt es uns, wenn die Natur sich zur Ruhe begibt, wenn die Bäume kahl werden, die Büsche und Stauden in den Gärten ihr Blattwerk verlieren. Es ist eine Ruhezeit, in der auch ich mich mit meiner Vergänglichkeit auseinandersetzen kann.