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Nicht nur ein Rückblick auf das Jahr 2023

2023 schließt seine Pforten. Ich kann auf 10 Jahre als Rentnerin zurückblicken. Ich frage mich auch, wo die Zeit geblieben ist. Irgendwie muss ich die Jahre gut gefüllt haben, denn es ist mir nie langweilig geworden. Ein Buch hat mir einen Rückblick auf meine Zeit als Rentnerin erleichtert. „Das kann gut werden“ von Bettina Mursall

Als ich in Rente ging, ich war damals 67, konnte ich mir erst gar nicht vorstellen, was ich mit der vielen freien Zeit anfangen soll. Aber „schwupp di wupp“ haben sich die Tage gefüllt. Da war bereits seit Jahren mein Garten, den ich jetzt als Gemüsegarten ausbauen konnte. Die Freundschaften konnte ich vertiefen. Ich fing an zu schreiben und übernahm noch einige berufliche Beratungen als Coach. Meine sportlichen Betätigungen reduzierte ich auf Nordic-walking, Fahrradfahren, Yoga und Schwimmen. Tennis und Skifahren habe ich gestrichen. Mit meinem Ehrenamt als Notfallseelsorgerin decke ich meinen Wunsch der Allgemeinheit etwas zurückzugeben. Mit all diesen Aktivitäten, die ich zum Teil schon während meiner Berufstätigkeit eingeleitet hatte, halte ich mein Leben auch im Ruhestand lebendig. Wie geht es weiter?

Es stellt sich etwas um

Ich spüre jetzt mit 77, dass manches nicht mehr so von der Hand geht, ich für viele Dinge länger brauche, mir mehr Ruhezeiten einräumen muss, weil sich mein Rücken schon mal meldet. Auch habe ich mir ein kleines Mittagsschläfchen angewöhnt, auf das ich kaum noch verzichten kann und will.
Schaue ich zurück auf die berufliche Zeit vor den 10 Jahren, dann stand ich noch richtig unter Anspannung, um auch unter Stress. Diesen spürte ich jedoch erst, als ich aufhörte. Weil mich meine Arbeit mit Freude ausgefüllt hat, bin ich mir dabei auch manchmal aus dem Blick geraten, so dass ich den Druck nicht spürte. Jetzt merke ich in Bezug auf meine Belastbarkeit schon einige Veränderungen. Im Kopf fühle ich mich noch klar denkend, aber körperlich melden sich der Rücken, die Füße, manche Gelenke, eben alles das, was dem Verschleiß unterliegt. Ich investiere viel Zeit in meine Fitness wie auch in meine innere Balance. Wenn ich mir überlege, wieviel ich in meiner aktiven Zeit gearbeitet habe, wie oft ich in Deutschland tageweise beruflich, mit der Bahn oder dem Auto unterwegs war, wie viele Abende ich mit den Lerngruppen bis in die „Puppen durchgemacht“ habe, kann ich mir kaum noch vorstellen, wie das kräftemäßig ging.

Dem Alter etwas Gutes abgewinnen

Ich genieße mein Alter auch mit den kleinen Wehwehchen, die nicht ausbleiben und vermutlich schlimmer werden. Ich genieße die Unabhängigkeit und die Freiheit, selbst entscheiden zu können, was ich tun will. Meine Liebe zur Natur schenkt mir in meinem Garten auch viel für die Seele. Mein Schreiben hält meinen Geist wach. Yoga entspannt mich und hilft mir, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und loszulassen. Meine Begegnungen mit meinen Freunden oder in der Familie halten meine Tage lebendig. Ich lebe allein, aber bin nicht einsam.
Da ich Struktur brauche, habe ich eine klare Tages- und Wochenstruktur, die mich in meinem Ablauf und bei Entscheidungen unterstützt. Ohne diese Struktur könnte ich leicht nachlässig werden, was dazu führen kann, die Tage zu vertrödeln. Für die Zukunft steht noch ein Umzug in ein Stift an, für das ich mich schon vor 10 Jahren entschieden habe, damit ich auch im höheren Alter, wenn körperliche Beschwerden zunehmen, beweglich, unabhängig und selbstständig meine Tage mit anderen verbringen kann. All das konnte ich mit einem sehr gut geschriebenen Buch überprüfen:

Das kann gut werden von Bettina Mursall zeigt, wie der Einstieg in den Ruhestand mit allen seinen Umstellungen, Herausforderungen, Fallen und Möglichkeiten zum Aufbruch in ein neues Leben wird.

Sie gehört zu den Babyboomern, es sind die 57 bis 67-Jährigen, die sich dem Ruhestand nähern. Sie beschreibt die unterschiedlichen Gefühle, mit denen die Einzelnen diesen Lebensabschnitt antreten. Da gibt es nicht nur diejenigen, die sich schon lange darauf freuen oder den Zustand ersehnen, sondern auch jene, die von Panik verfolgt sind, weil sie nicht wissen, wie sie dann leben sollen. Ruhestand löst ganz zwiespältige Gefühle aus. Ohne ArbeitskollegInnen oder geordneten Tagesrhythmus ist für manche das Leben kaum vorstellbar.
Am leichtesten fällt es denjenigen, die sich am wenigsten über die Arbeit definieren. Sie haben meist einen gewachsenen Freundeskreis, Hobbys, die sie ausfüllen und vielfach auch schon ein Ehrenamt oder andere soziale Aufgaben.
Besonders schwierig scheint es für diejenigen zu sein, die weder im Arbeitsleben noch im privaten Bereich Befriedigung gefunden haben. Deshalb plädiert die Autorin dafür, schon früh genug herauszufinden, welche Begabungen und Interessen im Einzelnen stecken, die er oder sie noch verwirklichen können.
Für diejenigen, deren Rente nicht für ein “gutes“ Alter ausreicht, schlägt sie vor, die Arbeitswelt zu öffnen und Platz für generationenübergreifende Teams zu machen, damit die Jungen von den Erfahrungen der Alten lernen können und die Alten sich in die neuen digitalen Möglichkeiten mit Hilfe der Jungen einarbeiten.
An verschiedenen Beispielen und Geschichten von Menschen, die ihr im Leben begegnet sind, beschreibt sie Modelle, wie älter werdende ArbeitnehmerInnen ihr Alter frühzeitig in den Blick nehmen können, damit eine gelingende letzte Lebensphase möglich wird. Im zweiten Teil ihres Buches bringt sie Ideen und Lösungen, beschreibt wie sie selbst lebt und wie sie ihren Ruhestand organisiert.

Aus meinen eigenen Erfahrungen kann ich sagen, dass dieses Buch lebensnah geschrieben ist und mit vielen konstruktiven Vorschlägen eigene Entscheidungen unterstützt. Es macht Mut, das Alter aktiv und mit Planung anzugehen.


Kategorie: Gelesen

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