Kiew, Proteste auf dem Majdan 2013 Foto: hinsehen.net

Für den Frieden kämpfen

Wer wirklichen Frieden will, in einer Welt voller Konflikte im Kleinen und Kriege im Großen, muss kämpfen. Widerspricht sich das nicht? Friede und Kampf. Diese Frage stellt sich in dem Buch "Für den Frieden kämpfen" über die Gewaltfreiheit von Gandhi und Mandela.

In Zeiten des Krieges - von Gandhi und Mandela lernen: Ein ehrlicher, wirklicher Frieden will Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit zwischen Menschen, Gesellschaften, Völkern und Ländern. Frieden ist kein passives Geschehen, es bedarf der aktiven Mitwirkung. Für den Frieden kämpfen heißt nicht, den anderen zu zerstören, ihn zu töten, zu domestizieren. Denn jede Gewalt und jeder Übergriff durch Macht rufen Gegenwehr und neue Gewalt auf den Plan. Allerdings ist dem Friedenkämpfer bewusst, dass er selbst „getötet“, „zerstört“ werden kann, auf jeden Fall muss er leiden. Es ist die Frage des „wie“ im Kampf. Welche Absicht steht dahinter? Mit welchem Motiv wird gekämpft. Welche „Waffen“ kommen zum Einsatz. Steckt tatsächliche Friedensabsicht in der Aktion dahinter? Wir kennen es aus vergangenen Kriegen, wie auch aus den jetzigen, wovon die „Autokraten“ getrieben sind.

Der Friedensfürst Jesus hat bereits vor über 2000 Jahren für Frieden „gekämpft“, jedoch in seinem Handeln Gewalt abgelehnt. In seiner Bergpredigt beschreibt er, wie Frieden zustande kommt. Manche könnten jetzt sagen, das ist ein idealistischer Traum, unrealistisch und es hat ja auch nicht funktioniert, denn er hat es mit dem Leben bezahlt. Aber mit seiner Auferstehung ist etwas zurückgekommen, was die Hoffnung auf Frieden in uns leben lässt. Frieden scheint in uns als Sehnsucht angelegt zu sein. Wir wissen eigentlich, welche Gnade Frieden wäre.

Wenn wir die Friedenskämpfer Gandhi und Mandela anschauen, bestätigt sich, dass Frieden „Kampf“ verlangt. Beide traten in ihrem Leben für den Frieden ein. Gewaltlos war ihr Vorgehen, um nicht Gegengewalt zu provozieren. Beide kennen ein Leben im Gefängnis, kennen Gewalt und Blutvergießen. Wolfgang Palaver beschreibt in seinem Buch, weshalb sie für ihn zu Vorbildern wurden. Ihre friedensethische Orientierung ist für das 21. Jahrhundert aktuell geblieben.

Gewalt und Kriege auf der Welt

„Die Atombombe hat der Gewalt kein Ende gesetzt. Die Herzen der Menschen sind voller Gewalt, und man könnte sogar sagen, dass die Vorbereitungen für einen dritten Weltkrieg bereits begonnen haben.“ Mahatma Gandhi Juli 1946

Durch immer neue Kriege und insbesondere der beiden aktuellen in der Ukraine und in Palästina, rückT die Gefahr für einen dritten Weltkrieg in beängstigende Nähe. Aufrüstungen sind die Folge, weil Verhandlungen nicht zum Erfolg führen. Wie aber kann ein gerechter Friede herbeigeführt werden, denn nur ein gerechter Frieden lässt die Waffen schweigen. Alles andere ist der Beginn für neue Kriege.

Pazifismus richtig verstehen

Pazifismus und Gewaltfreiheit sind kein passiver Vorgang, sondern die Bereitschaft, Leiden und Opfer auf sich zu nehmen. Der Autor Wolfgang Palaver greift mit Aussagen von Carl von Clausewitz, Václav Havel, Papst Franziskus, Dietrich Bonhoeffer etc… die unterschiedlichen Sichtweisen auf, wie der Pazifismus tatsächlich zu verstehen sei. Er beschreibt, wie Gandhi und Mandela Friedenswillen und Friedenskampf definierten, wie sie sich als Friedensstifter verstehen. Letztendlich geht es nicht um „blinden“ Pazifismus, sondern um aktive Bereitschaft für Wahrheit und Gerechtigkeit in der großen Welt wie im kleinen Zusammenleben von Menschen. Es ist kein passives Nichtstun, kein Zuschauen oder einfach Aussitzen. Es ist Kampf, jedoch ein besonderer Kampf. Gandhi und Mandela standen für Gewaltfreiheit, jedoch mit unterschiedlichen Konzepten. war ihre Einstellung verschieden.
Für Gandhi bedeutete Gewaltfreiheit:

- “Vergeltung des Bösen mit Gutem. Damit kommt das Böse zu Fall.“
- „Festhalten an der Wahrheit“ Für Gandhi ist Gott die Wahrheit.
- „Den Gegner mit Geduld und Sympathie vom Bösen abbringen“
- „Geduld heißt auch, sich selbst Leiden auferlegen“
- „Hass und Feindschaft im eigenen Herzen überwinden“

Für Mandela machte gewaltfreier Widerstand nur solange Sinn, solange er zum „Erfolg führte, zur Veränderung der Umstände“.
„Gewaltfreiheit war kein unantastbares Prinzip wie für Gandhi, sondern eine Taktik, die situativ angewendet werden konnte“
Nach dem Verbot des ANC ging Mandela in den Untergrund und gründete einen neuen Ableger dieser Partei, der den Friedenskampf mit Sabotageakten aufnahm.

- „Sabotage deswegen, weil damit Menschenopfer vermieden wurden.“
- „Er kämpfte für eine gerechtere Gesellschaft, ohne die Eskalation der Gewalt anzutreiben“.
- „Er nannte sich nicht Pazifist.
- „Unterdrückung entmenschlicht den Unterdrücker ebenso, wie den Unterdrückten.“
- „Es würde uns zu Wilden machen, wenn wir der Barbarei der Tyrannen nacheifern.“

Die Zitate sind dem Buch „Für den Frieden kämpfen“ entnommen

Transzendente Quelle

In vielen Beispielen aus Gandhis und Mandelas Leben wird deutlich, wie bei beiden die aktive Bereitschaft, Frieden zu stiften, aus einer tieferen Dimension gespeist wird. Es ist die transzendente Quelle, aus der beide Persönlichkeiten schöpfen. Gandhi lebte aus der hinduistischen Tradition des Bhagavadgita, aus der er sein Handeln für den nächsten überschaubaren Schritt ableitete. Mandela als Methodist war ebenfalls in einer tiefergehenden spirituellen Ebene verortet, aus der auch er seine Vorstellungen von der Gnade Gottes für die Welt bezog. Diese Verortung auf der Ebene der Transzendenz verband die beiden Freiheitskämpfer, die auch ihre Friedensethik bestimmte.

Ein aktuelles Buch, das den schwierigen Kampf um Frieden an dem Handeln von Gandhi und Mandela aufzeigt. Ein Buch, das in unserer momentanen angespannten Situation in Europa und der Welt den Blick für das „Wichtige“ öffnet, um das es uns im Leben gehen sollte. Diese Überlegungen werden in konkreten Situationen der beiden Protagonisten dargestellt und gezeigt, wie sie mit ihrer Konzeption von Frieden die Gesellschaft verändert haben.


 

 


Kategorie: Gelesen

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