Foto: hinsehen.net E.B.

55 Orte – spirituell geprägt

Es ist der geistige Blick wie ich mich in diesem Leben verstehe, wie ich mit dem nicht Machbaren umgehe, wie ich mich zu meiner Endlichkeit aber auch zu dem Sinn meines Lebens stelle. Das kann sich mit Orten verbinden, die jeweils für eine andere Spiritualität prägend stehen.

Verschiedene geistige Zugänge zum Leben

Mit der Gewissheit, dass jeder von uns einzigartig ist, kann ich auch davon ausgehen, dass es sehr unterschiedliche Verständniszugänge zur Welt gibt, mit denen jeder versucht sich in seinem Leben zu verorten. Es ist die Auseinandersetzung mit meinem Dasein in dieser Welt, in der Gemeinschaft mit anderen. Wenn wir diesen existentiellen Blick in uns bewusst zulassen, stehen wir meist erst einmal vor vielen Fragen. Einige davon können wir gut selbst beantworten, andere stellen uns vor Herausforderungen, die wir über Gespräche, Literatur und persönliche Erfahrungen meistern können. Aber auch dann bleibt noch Vieles offen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Gespräche zu diesen Fragen zu sehr verschiedenen Ergebnissen kommen. Es ist spannend, sich auf diese Vielfalt einzulassen, auch wenn diese Themen meist nicht oben aufliegen. Das macht es nicht leicht, sich darüber auszutauschen. Denn wer redet schon über seine Spiritualität, ist es doch seine geistige Vorstellung von der Welt oder vielleicht sogar von Gott. Das sind Themen, die bei Vielen mit einem Tabu belegt sind und dann in den Intimbereich abgeschoben werden. Erst der Austausch ermöglicht es, der eigenen Spiritualität näher zu kommen. Wir müssen erst die Worte finden, mit denen wir das beschreiben können, was eher in den Gefühlen sitzt.  

Ein Weg sich der eigenen Spiritualität anzunähern, damit ich mich besser darin auskenne, geht über die Meditation. Das klingt schon wieder so tiefsinnig und fromm aber mit dem Büchlein von Stephan Sigg über 55 Orte zum Aufatmen sind wir mitten im Thema.

Alltagsspiritualität

Es muss nicht ein abgeschiedener Ort oder eine Kirche sein, um zu meditieren, sich mit Fragen über das Leben hinaus zu beschäftigen oder um zu beten. Es sind oft gewöhnliche Orte, an denen uns etwas begegnet, das uns staunen lässt oder an denen wir zum Nachdenken angeregt werden. 

55 Orte zum Aufatmen - Pausenzeiten im Alltag

Stephan Sigg hat 55 Orte ausgewählt, an denen Inspiration, Meditation sowie die Auseinandersetzung mit dem persönlichen Leben und dem Berufungsweg leichter möglich ist. Es sind keine spektakulären Orte, sondern solche, die wir alle kennen, vielleicht sogar täglich an ihnen vorbeilaufen. Er beschreibt Situationen, die an diesen Orten typisch sind, in die sich jeder hineinversetzen kann, ob im Supermarkt oder der Bahn, im Aufzug oder im Park.
In dieser „Normalität“ des gewöhnlichen Alltags motiviert er den Leser, inne zu halten, nicht achtlos und gehetzt daran vorbei zu gehen. Er öffnet uns die Augen für das Schöne, das Schwierige, das Andere. Die Textbeispiele machen neugierig, sich selbst an solchen Orten mehr umzuschauen, genauer hinzusehen, mehr wahrzunehmen, sich Fragen zu stellen. Um dann auch ganz eigene Orte zu suchen, an denen etwas Besonderes überspringt.

Die kurzen Texte sind anregend, eröffnen hier und da einen ergänzenden Gedanken zu dem, was wir bereits kennen. Der Autor geht vom praktischen Alltag aus. Die Fragen, die er zu den Texten formuliert sind weiterführend, bringen den Leser zu sich selbst und zum Nachdenken. Es ist eine Lektüre mit einer verständlichen Sprache. Sie hilft, das eigene Leben nicht einfach so „dahin zu leben“, oder daran vorbei zu leben, sondern im Alltag eine tiefere Dimension zu suchen. Sigg gibt Anregungen mit einer Sprache, die verschiedene Generationen anspricht. Die Texte sind kurz genug, so dass sie mit der digitalen Konkurrenz mithalten können.
Das kleine Büchlein lässt sich gut in der Handtasche mitnehmen. Es ist mit viel Liebe, mit Bildern und kleinen Symbolen gestaltet. Es liegt angenehm in der Hand und fühlt sich geschmeidig an. Die Aufmachung ist ansprechend, so dass sich dieses Buch auch als kleines Geschenk oder Mitbringsel eignet.


Kategorie: Gelesen

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Zum Seitenanfang