Foto: Jutta Mügge

Zufriedenheit im Alter

Die jetzige Rentnergeneration hat es so gut wie nie zuvor. Noch nie gab es eine Zeit, in der sich die Menschen im Alter so verwirklichen konnten. Sie sind weitestgehend unabhängig von direkten Verpflichtungen, die Renten ermöglichen vielen ein gutes Leben und die Verwirklichung von lang gehegten Träumen, von Reisen, von Hobbys. Sind wir damit eine zufriedene Generation?

Rentner sind aktiv

Es ist interessant, einmal im eigenen Umfeld zu fragen, wie andere Rentner leben. In meinen Gesprächen ist deutlich geworden, dass die Tage noch voll von Aktivitäten sind. Die Rentnergeneration ist nicht träge. Die einen betreuen tageweise die Enkelkinder, die anderen gehen zur Uni und studieren. Wieder andere verreisen so oft sie können, um noch viel von der Welt sehen. Dann gibt es Menschen, die ihre Zeit in ein Ehrenamt investieren, mit Interessensgruppen Ausflüge machen, regelmäßig ins Theater gehen, sich Zeit für den Besuch von Museen nehmen. Viele schöne Dinge werden von den Senioren im Alter verwirklicht. Solange die einzelnen gesund bleiben, sind die Möglichkeiten fast unbegrenzt.

Das Wichtige macht zufrieden

Alle diese Beschäftigungen füllen die Stunden unserer Tage. Manche sind besonders reizvoll, interessant, aufregend, aber in ihrer Auswirkung auf unsere Lebenszufriedenheit nicht immer nachhaltig. Da schaue ich manchmal abends auf einen Tag, an dem viel passiert ist, jedoch irgendwie noch etwas  zu fehlen scheint. Auch wenn der Tag voll war, da gibt es unterschiedliche Bewertungen. Ich weiß inzwischen, dass ich jeden Tag für meine Zufriedenheit etwas tun muss, das sich an meinem Lebensauftrag orientiert. Denn auch im Alter habe ich noch eine Berufung, der ich folgen kann. Für mein Älterwerden habe ich auf der einen Seite das Schreiben entdeckt, auf der anderen Seite intensive, tiefergehende  Begegnungen mit Menschen und mit der Natur. Ohne diese tiefergehenden Auseinandersetzungen mit anderen über das Leben, über ihre Erfahrungen hätte ich es auch schwerer zu schreiben. Im Schreiben möchte ich meine Erfahrungen ausdrücken,  die der anderen aufgreifen und auch für andere zugänglich machen. Es ist eigentlich die logische Fortsetzung meiner beruflichen Tätigkeit als Kommunikationstrainerin: Erfahrungen ernst nehmen, transparent machen, daraus lernen und Schlüsse ziehen. Das Schreiben passt jetzt in mein Alter. Wenn ich am Tag etwas geschrieben habe, bin ich am Abend fast immer ausgeglichen und zufrieden. Ich habe das Wichtige meiner Berufung am Tag erledigt. Dann können auch andere Beschäftigungen die Zeit füllen, ohne dass ich unzufrieden werde.

Danke sagen können

Mir im Alter eine Aufgabe zu stellen, ist die eine Seite. Sie ermöglicht mir, noch einen sinnvollen Platz auszufüllen, mich an dem gesellschaftlichen Leben aktiv zu beteiligen. Sie fordert mich geistig und körperlich, sie schützt mich davor,  im Ruhestand „träge“ zu werden. Aber im Alter ist auch noch etwas anderes dran. Ich muss mir ja nichts mehr beweisen, denn ich habe in meinen Lebensjahren viel erlebt, geschaffen, Erfolge und Misserfolge erfahren und überstanden. Ich kann jetzt auf das blicken, was mir gelungen ist, was mein Leben jetzt noch innerlich reich macht. Ich kann auf die Menschen schauen, denen ich auf meinem Lebensweg begegnet bin, die da sind, wenn es schwierig ist, die mich durch alle meine Jahre hindurch bis heute begleiten. Ich spüre, dass es mich dankbar macht, wenn ich den Blick auf diese Seite meines Lebens lenke. Dankbar, dass es so ist wie es ist. Auch die Möglichkeit, mein Älterwerden selbstbestimmt leben zu können, macht mich innerlich frei. Nie gab es eine Zeit in der ich so druckfrei leben konnte wie jetzt. Da ist es auch an der Zeit danke zu sagen.

Wer ist der Adressat für meinen Dank?

Oft, wenn ich morgens wach werde, das Tageslicht meine Augen trifft, ich aufstehen und mich bewegen kann, spüre ich den Impuls zu danken. Danksagen für die Lebendigkeit, die Luft zum Atmen, für das Geschenk eines neuen Tages mit seinen eigenen Erfahrungen. Ich danke Gott für mein Leben, für alles das, was ich darin ermöglichen konnte. Der Dank am Morgen ist für mich ein Ritual, das ich inzwischen nicht mehr missen möchte.

Um sich Zufriedenheit "einzuspielen" ist nach Erfahrung der Autorin eine zeitliche Strukturierung des Alltags ein gutes Rezept Der strukturierte Tag



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