Der Teide-Vulkan, Foto: J. Mügge

Yoga unter dem Vulkan - Teneriffa

Ich sitze mit Freundinnen im Flieger nach Teneriffa. Eine Woche Yoga am Meer in Alcala. Geht das überhaupt auf einer von Touristen überlaufenen Insel? Entspannen, abschalten, zur Ruhe kommen, meditieren?

Oase in einer Bananenplantage

Ein Taxi bringt uns vom Flughafen Teneriffa Süd zu unserem Domizil. Der Fahrer ist aus Alcala aber er findet unsere Adresse erst, als wir ihm die besondere Anfahrt erklären. Vor einem großen Tor entlässt er uns. Geräuschlos öffnet sich nach unserer telefonischen Anmeldung die breite Toreinfahrt. Katja, unsere Yogalehrerin erwartet uns. Mit ihr und unserem Gepäck fahren wir weiter zu unserer Unterkunft. Es geht durch 3 verschlossene Portale, wie in einem Sicherheitstrakt. Sie öffnen sich wie von Geisterhand geführt, als hätten wir geflüstert " Sesam öffne dich". Ein schmaler Schotterweg führt uns durch die Bananenplantage. Von dem kleinen Parkplatz aus treten wir unter dem Schutz von Maria, die uns als kleine Statue im Torbogen begrüßt in eine blühende Oase ein.
Bougainvillea, in den verschiedensten Farben, Hibiskus, Strelitzien empfangen uns mit ihrem überbordenden Farbenspiel. Lila, orange, weiß, blau, gelb rot -  nichts fehlt. Es ist ein sinnlicher Genuss. Ich fühle mich sofort von dieser Farbenpracht, dem südlichen Flair eingenommen. Ein besonderes Fleckchen Erde mit viel Liebe fürs Detail. Dieses Kleinod liegt mitten in einer Bananenplantage fernab vom Tourismus.

Mein zu Hause für eine Woche

In einem der 6 kleinen Häuser, die um 2 Fächerpalmen gruppiert sind, bin ich für mich alleine. Auf der Dachterrasse mit Blick auf das Meer kann ich meinen Gedanken und Sehnsüchten nachhängen. Um die Weite, die Freiheit auch nachts zu genießen bringe ich mein Bett nach oben. Dort bin ich unter dem  klaren Sternenhimmel mit dem fast vollen Mond in Licht getaucht. Ich kann die verschiedenen Sternzeichen deutlich erkennen. Ich fühle mich mit diesem Kosmos verbunden. Jetzt verstehe ich sogar diejenigen, die nicht in einem engen Zimmer, sondern die Nacht im Freien verbringen wollen.

Yoga unter dem Sternenzelt

Diese Verbundenheit mit dem Kosmos intensiviert sich mit den Yogaübungen. Wir versammeln uns durch die Eingangsübungen in diesem Universum. Wenn wir im Schweigen oder mit einem Mantra beginnen, verbinde ich das Oben mit dem Unten. Ähnlich ist es auch in meinem Körper. Es geht darum, mich von Kopf bis zu den Füssen mit jeder Muskelfaser, jeder Sehne, mit meinem Innern aufzuschließen, um so durchlässig zu werden. Mit dem Ein- und Ausatmen lockern sich die bisher verklebten Faszien. Je deutlicher ich in die Dehnung gehe, desto durchlässiger werde ich. Nach einigen Übungen verschwindet manches Zipperlein. Sogar die Schmerzen  in meinen Beinen, die mich schon länger am Schlafen hinderten, haben sich in der Woche fast verabschiedet. Ich kann mich immer mehr auf die Übungen einlassen.  Katja, unsere Yogalehrerin, schöpft aus einem großen Repertoire von Hatha- Vinjasa- Iyengar- Yoga, aus dem sie immer das auswählt, was mich einen Schritt weiterführt.

 

Yogaplätze

Morgens beginnen wir mit  Yoga auf einer Holzplattform mit Blick auf das Meer und die Insel Gomera. Als würden wir auf dem Meer schwimmend zur Insel hinübertreiben. Von Osten kommen die ersten Sonnenstrahlen über die Berge zu uns. Sie bringen die Schaumkronen auf dem Meer zum Leuchten, als hätte eine unsichtbare Hand Silber verschwenderisch über das Wasser verstreut. Auch wenn einige frühen Jogger bereits an uns vorbeilaufen, ist es hier sowohl fürs Yoga als auch zum Meditieren der richtige Ort. Die Temperatur ist frisch und der Morgen noch ruhig. Am Nachmittag und Abend, wenn die Sonne zu sehr brennt, die Promenade übervoll ist, lassen wir uns im schattigen Innenhof unserer Anlage nieder. Hier kommt die große Hitze nicht so nah an uns heran.

Yoga – die 5 Elemente Ernährung

Eine Yogawoche wäre aber keine Yogawoche, wenn nicht auch die Ernährung darauf abgestimmt würde. Die „5 Elemente Ernährung“ nach der chinesischen Medizin TCM soll Körper, Geist, Seele ausgleichen und stärken. Daniela, eine Ernährungsberaterin, kocht für uns. Sie verwöhnt mit leichter vegetarischer Kost. Es gibt besondere Getreidesorten, kaum Zucker, wenig Salz, viele Nüsse, kein weißes Mehl. Mit leckeren Dips bestreichen wir uns das selbstgebackene Brot, legen den frischen Ziegenkäse und die Sprossen darauf. Sie kocht großartige Suppen, mit denen sie das Menü am Abend eröffnet. Ihre Rezepte sind nicht schwierig, jedoch ein wenig zeitaufwändig. Was sie uns zubereitet, genießen wir mit großem Appetit.

Wanderung auf Teneriffa abseits des Massentourismus

Morgens, wenn wir am Meer Yoga machen, liegt hinter uns der majestätische Teide mit seinen klaren Konturen vor dem stahlblauen Himmel. Gegen 10.00 zieht er sich dann ein Wolkenkleid an und versteckt seinen Krater. Seine Anziehungskraft steigert sich für uns von Tag zu Tag, so dass wir aufbrechen, um der anderen Seite der Insel näher zu kommen. Denn als Vulkan ist er die Grundlage von Teneriffa, der höchste Berg Spaniens und noch immer aktiv. Auch diesem, vom Vulkan gelegten Grund sind wir im Yoga näher gekommen. Diese Erde trägt mitten in einem großen Meer, der Boden hält uns, wie auch Joga uns verortet und stabilisiert. Das spüre ich vor allem bei Übungen im Stehen oder Liegen.
Wir erreichen mit einem PKW das Mittelplateau, von wo aus wir die unglaublichen Felsformationen mit den verschiedenen Farbnuancen fotografieren. Von Portillio aus wandern wir dann los. „Arenas negras“ ein dreistündiger Rundwanderweg mit wunderschönen Ausblicken ins Orotava Tal und auf die Nordseite des Teide. Die Hänge hier oben sind entweder mit großen Ginsterbüschen bewachsen oder sehen aus wie glattgeputzte, schwarze Schutthalden, von denen man am liebsten hinunterrutschen würde. Weiter oben liegen Steinschichten in den unterschiedlichsten Farben. Das Wetter ist durchwachsen.  Ab und an ziehen kalte Nebelschwaden an uns vorüber, die einen grauen, gespenstischen Schleier über die schwarzen Felsen legen. Über unsere Gesichter legt der Nebel feuchte Kälte. Es ist alles so unwirklich.
Ich nehme von diesem beeindruckenden Weg besonders den Blick auf die schwarzen Abhänge des Felsmassivs mit und speichere in mir das fruchtbare Grün des Orotava Tals.

Ein letzter Blick

Ich sitze auf der Terrasse vor meinem kleinen Haus. Es ist noch dunkel. Der volle Mond am klaren Himmel scheint sanft auf diesen blühenden Innenhof. Ich meditiere, bete, nehme Abschied von einer inspirierenden Oase auf Zeit. Nach dem Frühstück noch ein paar Umarmungen mit den liebgewordenen Mit-Yogis. Dann geht es los. Danke allen für die Gespräche, Erfahrungen und Begegnungen in dieser Woche

 

Yoga am Meer

Die 5-Elemente Ernährung


Kategorie: Entdecken

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