Alle Blumen-und Strauchbeete wie auch meine Gemüsebeete sind durchwühlt, bis 25 cm tiefe Löcher haben sie eingegraben. Die Schneeglöckchen hängen schräg in den Beeten, um die Christrosen herum Berge von Lehmklumpen. Manche Blüte liegt abgerissen auf der dunklen, aufgeworfenen Erde. Ich hole tief Luft.
Gegen Wildtiere abgegrenzt
Erst gestern war ich noch in meinem Garten. Er liegt nicht direkt am Haus, ist aber mit wenigen Schritten erreichbar. Er grenzt an den Wald, in dem Rehe, Wildschweine und andere Kleintiere ab und zu auftauchen. Mit einem Zaun, der zur Erde hin abgesichert ist, kann ich eigentlich die Wildschweine fernhalten. Den Zaun habe ich nach oben hin mit Netzen erhöht, damit die sportlichen, grazilen Rehe, die selbst noch 2 Meter Höhe nehmen können, nicht meine frischen Rosenknospen abknabbern, die sie so gerne mögen. Ich bin außer mir beim Anblick dieser Verwüstung. Ich habe doch alles nach dem letzten Mal, als sie vor Jahren den Garten schon einmal komplett umgegraben haben, abgesichert. Ich bin schrecklich wütend und schreie in den Wind: „Ihr seid Schweine! Das ist gemein, unfair.„
Ich verschaffe mir einen Überblick
Mit viel Wut im Bauch gehe ich das Grundstück ab, um mir die Schäden anzusehen, damit ich einschätzen kann, wieviel Arbeit da auf mich zukommt. Mit jedem Schritt eröffnet sich ein neues Chaos. Riesige Löcher, die sich über mehrere Quadratmeter ausbreiten. Eine ungeheure Erdbewegung haben die veranstaltet. Das müssen mehrere große Tiere verursacht haben. Ich bin starr vor Entsetzen und Frust. Das hätte nicht sein müssen. Nachdem ich mir alles angesehen habe, suche ich nach der durchlässigen Stelle. Ich gehe den ganzen Zaun Meter für Meter ab, um nach dem Loch zu suchen, wo sie vermutlich doch durchbrechen konnten. Ich werde auch fündig und beginne sowohl vom Wald als auch von der Gartenseite her die offene Stelle zu reparieren.
Frust
Als ich damit fertig bin, setze ich mich erschöpft, traurig aber auch nachdenklich auf einen Gartenstuhl. Ich bin wie gelähmt. Weshalb diese zusätzliche Anforderung? Darauf gibt es natürlich keine Antwort. Ich höre die Vögel zwitschern, sie fliegen um mich herum, als wollten sie mich beruhigen. Vielleicht versuchen sie, mich aufzumuntern, denn sie singen um die Wette.
Das werden Tage mit viel Arbeit werden, bis ich den Garten wieder in Ordnung habe. Ich stöhne, denn das Frühjahr fordert von jedem Gärtner sowieso die meiste körperliche Arbeit ab, da braucht man nicht noch diese Überraschungen.
Die zweite Seite der Medaille
Ich habe angefangen, meine Beete und den Rasen wieder Instand zu setzen. Dabei sind mir viele Gedanken gekommen. Ich weiß vom letzten Frühjahr, dass ich beim Umgraben in den Beeten viele Engerlinge entdeckte. Sie verweilen oft mehrere Jahre im Boden. Sie verursachen zwar keine großen Schäden, aber es sind Schädlinge, die auch Fressfeinde brauchen, damit sie nicht Überhand nehmen. Wildschweine mögen Engerlinge wie auch Schnecken, mit denen mein Garten auch reichlich bedacht ist. Vielleicht haben die Wildschweine meinen Garten mal so richtig von ihnen befreit. Wäre das nicht genial?
Ich habe ja einen ökologischen Garten, in dem keine Spritzmittel oder Pestizide zur Anwendung kommen, da braucht es die natürlichen Vernichter.
Dazu fällt mir auch ein, dass das Blumenbeet, das im Sommer vom Giersch, einem wuchernden Kraut, das man essen kann aber das man nie mehr los wird in Beschlag genommen wurde, auch total umgegraben ist. Wildschweine mögen vermutlich auch die kleinen, feinen, weißen Würzelchen des Gierschkrautes. Vielleicht haben sie sich daran mal so richtig satt gefressen.
Möglicherweise ein großer Gefallen für die nächste Saison
Wenn ich auf die aufgeworfenen Erdklumpen in den Gemüsebeeten schaue, dann kann ich eigentlich auch ganz froh sein, dass die Schweine gründliche Arbeit geleistet haben. Ich brauche nicht mehr umzugraben, sondern muss nur noch die Grasbüschel entfernen und das Beet glattziehen. Die Erde ist jetzt ganz locker. Eigentlich könnte ich den Einbrechern dafür danken.
Aber so einfach ist das auch wieder nicht. Ich habe Groll. Auf meinem Grund und Boden will ich sie nicht haben, selbst wenn sie mein Ungeziefer vermindern und mir den Boden lockern. Der Wald nebenan bietet ihnen genügend Nahrung.
Aufgabe für die Wölfe
Nach einem Gespräch mit einem Jäger weiß ich, dass sich die Wildschweine enorm vermehren und die Jäger dieser Schwemme kaum Herr werden. Diese Tiere sind einfach zu schlau. Nur ihre Frischlinge haben in unserer Region im Fuchs, Luchs, Wildkatze oder dem Uhu einen natürlichen Feind. Aber auch der Wolf, der sich jetzt langsam wieder bei uns ansiedelt, ist Hauptfeind der Wildschweine.
Mit diesem Blick auf natürliche Feinde bekommt auch die Wölfin mit ihren Jungen, die sich in unserer Nähe angesiedelt hat, eine neue Funktion. Sie jagt Frischlinge und sorgt langfristig hoffentlich dafür, dass wieder Gleichgewicht im Wald entstehen kann.
Einen Vorteil hat dieser Überfall der Wildschweine auch: Ich habe eine Geschichte aus dem wahren Leben, die ich hier aufgeschrieben habe.
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