Gott soll helfen
Stünde es Gott nicht gut an, wenn er endlich diesem „Virenspuk Covid19 “ ein Ende machen würde? Dann wüssten wir doch wenigstens, dass er etwas tut. Was wir erleben ist, dass jeden Tag Menschen an diesem Virus sterben, andere in finanzielle Not geraten, weil Unternehmen schließen, Familien auseinanderbrechen, weil sie die ständige Nähe nicht aushalten können. Diejenigen, die sich an die Quarantäne halten, geraten immer mehr in die Isolation. Es ist nicht absehbar, wie lange sich diese Krise hinziehen wird, weil mit der Lockerung sogar eine zweite Welle zu befürchten ist. Die Menschen suchen nach Hilfen. Kann Gott helfen? Was können wir von Gott erwarten? Welche Bitten wird Gott überhaupt erfüllen können?
Er lässt das Virus zu
Gott lässt auch trotz unserer Bitten das Virus zu. Er nimmt es nicht aus dem Verkehr. Wenn Gott aber so groß ist wie wir denken, wäre das doch ein Leichtes für ihn, uns davon zu befreien. Warum macht er es nicht? Eine mögliche Antwort: Die nächste Pandemie, für die wir wie Süd-Korea und Singapur vorsorgen müssten, käme, weil wir uns ja auf Gott verlassen können, dass er eingreifen wird, wenn wir nicht mehr weiter wissen. Dieses Virus ist ausgebrochen, weil Menschen sich nicht an die Naturgesetze gehalten haben. Es hat sich verbreitet, weil Menschen die Gefährlichkeit dieses Virus vertuscht haben. Kriege brechen aus, weil sich Menschen nicht um den Frieden bemühen, Naturkatastrophen werden oft nur dann zu menschlichen Katastrophen, wenn wir gegen die Gesetze der Natur handeln. Es ist alles „Menschenwerk“. Wenn wir damit rechnen könnten, dass Gott immer dann einsteigt, wenn wir Fehler produzieren, dann würden wir noch maßloser und unvorsichtiger mit uns selbst wie auch mit der Natur umgehen. Wir würden ja davon ausgehen, dass am Ende Gott alles wieder „gut macht“.
Wir sind gefordert
Wir haben die Arbeit schon selbst zu erledigen. Was wir zerstören, müssen wir auch selber wieder aufbauen. Würde Gott tatsächlich einschreiten und uns die Konsequenzen unseres Handelns nicht spüren lassen, würden wir immer mehr über die Stränge schlagen, waghalsiger in unseren Vorhaben, passiver und träger, wenn es ums Aufräumen geht. Denn es wäre gleich-gültig, was wir tun, wenn Gott immer den Ausputzer abgeben würde. Wir würden auch nicht danach fragen, ob sich unsere Entscheidungen an Werten orientieren sollten. Das ist nämlich im Augenblick die große Diskussion in der Politik. Welche Werte bekommen ihren Vorrang? Ist es die Wirtschaft, die überleben soll oder die Gesundheit der Menschen? Beides geht aber auch nicht ohne einander. Das sind schwerwiegende Abwägungen, die das Gewissen der Politiker fordern. Wir können froh sein, wenn sie sich mit ihren Entscheidungen an den christlichen Werten orientieren und dann noch klug handeln. Gott aber wird ihnen die Entscheidung nicht abnehmen können. Er darf es nicht, wenn er unsere Freiheit nicht gefährden will. Würde er autoritär eingreifen, um uns die Entscheidungen abzunehmen, verlören wir unsere Kreativität im Denken, würden träge in der Mitgestaltung der Welt, könnten die Konsequenzen unseres Handelns nicht erfahren, was uns dann zu unmündigen Befehlsempfängern machen würde.
Es geht um Gerechtigkeit
Verlangt aber nicht das Prinzip „Gerechtigkeit“, dass Gott wenigstens den Schwachen hilft. Warum greift Gott nicht wenigstens bei denen ein, denen es schlecht geht, - den Kranken, Hilflosen, den Kindern? Es ist unverständlich, weshalb er sich nicht wenigstens um die Schwachen kümmert, obwohl doch das Christentum für die Schwachen da sein will. Denkt man den Gedanken konsequent weiter, würde Gott unserem Sozialstaat dazwischen funken. Würde er sich um Einzelne extra bemühen, würde er zumindest die Christen von der Pflicht entbinden, sich gegenseitig zu helfen, aber schlimmer noch er würde ungerecht handeln. Er würde die einen den anderen vorziehen. Es gäbe Aufstände, die wieder Katastrophen hervorrufen, weil sie in Konflikte führen würden. Aus Gerechtigkeitsgründen kann er nicht eingreifen.
Johann Gottfried Herder schreibt in „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ XV, W 06:633: „Die Gottheit hatte ihnen (den Menschen) in nichts die Hände gebunden, als durch das, was sie waren, durch Zeit, Ort und die ihnen einwohnenden Kräfte. Sie kam ihnen bei ihren Fehlern auch nirgends durch Wunder zu Hilfe, sondern ließ diese Fehler wirken, damit Menschen solche selbst bessern lernen.“
Das klingt ziemlich ernüchternd. Wenn wir sowieso so viel selber verantworten müssen, wozu brauchen wir dann einen Gott?
Er ist immer da
Jetzt in der Coronakrise, in der ich seit Wochen als besonders gefährdet die Quarantäne strikt einhalten muss, ist mir die Beziehung zu Gott eine besondere Stütze. Ich kann ihm im Gebet meine Gedanken und Gefühle mitteilen. Das entlastet, weil ich Kraft spüre, die ich zur Bewältigung des Tages brauche. Im Gebet und im Gespräch mit ihm kann ich mich mit meinen Fragen an ihn wenden, mich immer wieder vergewissern, ob ich noch auf dem Weg bin, der mir und anderen Entwicklung und Freiheit ermöglicht. Ich kann mit ihm gemeinsam bei schwierigen Fragen abwägen, wie ich entscheiden soll, um Ideen für gute Handlungen zu entwickeln. Ich kann um seine Kraft, wie um sein „einfach Dasein“ für die Bewältigung der Aufgaben bitten, die mich jeden Tag von neuem herausfordern. Um bei schwierigen Fragestellungen weiter zu kommen, wie sie gerade z.B. unsere Politiker beschäftigen, ist der Rückzug in die Stille, die Meditation, das Gespräch mit Gott eine wirkungsvolle Kraftquelle, weil darin neue Erkenntnisse geboren werden. Aus diesen können sie Entscheidungen fällen, die sie zum Wohle gerade in einer Krise umsetzen können.
Gott ist immer da. Ich bin ganz sicher, dass Gott mit uns ist, dass er unser Leben begleitet. Wenn wir uns auf ihn einlassen, kann sein Geist in uns wirken und manchmal „Un-Glaubliches“, „Wunder-Bares“ erreichen. Wenn wir auf ihn aufmerksam sind, schöpfen wir aus der Beziehung mit ihm für die Bewältigung der Herausforderungen unseres Alltags Kraft und Energie. Wir sind dann auch mit dem Mut ausgestattet, Ideen und Erkenntnissen zu entwickeln, die wir brauchen, um nachhaltige Lösungen auch in Krisen für uns selbst wie für andere zu finden.
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