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Warum sind wir so gestaltungsschwach?

Als Kind werde ich in eine Epoche geboren, in der ich mich entwickeln darf, meine Begabungen und Kompetenzen entfalten kann. Diese Phase meiner Entwicklung geht irgendwann über in die Frage: welchen Beruf will ich erlernen, was will ich studieren, mit welchen Kompetenzen will ich mich in diesem Leben einsetzen? Wie soll überhaupt mein Leben werden?

Wie ich mich entwickle hängt davon ab, welche Bedingungen ich vorfinde. Sie bestimmen auch die Möglichkeiten meiner Entfaltung. Wenn ich an diesem Punkt meiner Entwicklung ankomme, an dem es um die Verwirklichung meiner Person, an dem es um meinen Lebensentwurf geht, finde ich bereits Vieles vor. Ich soll mich für etwas entscheiden.

Jede Epoche ruft nach Gestaltung

Ich bin nicht in das neunzehnte Jahrhundert geboren, in dem es noch keine Elektrizität noch Telefon gab und, in dem das Fernsehen noch nicht erfunden war. Jedoch kann ich auf Vieles, was in den Jahrhunderten vor mir gewachsen ist, zurückgreifen. Düngemittel, wissenschaftliche Medizin, allgemeine Schulpflicht, Kranken- und Rentenversicherung und vieles mehr.
Ich lebe in einem Wohlstandsstaat, in dem fast alles zur Verfügung steht, gleichzeitig aber auch die Konsequenzen aus dieser Entwicklung sichtbar werden. Die digitalen Medien haben sich rasant entwickelt und sind bereits auf dem Weg, unser Leben vollständig zu überwachen und nicht nur unsere Kaufentscheidungen zu lenken. Der Klimawandel führt zu Konsequenzen, die das Leben der nächsten Generationen auf diesem Planeten gefährden. Die Überalterung der Gesellschaft fordert für ihre Betreuung mehr Personal.
Das ist noch lange nicht alles, was ich vorfinde. Es gibt viele offene, unfertige Baustellen, für die ich mich einsetzen, die ich weiterentwickeln oder sogar fertigstellen kann. Es geht also nicht nur um mein kleines, kurzes Leben, das ich zu meiner Zufriedenheit gestalte, sondern mit meinen Begabungen kann ich die Gesellschaft bereichern und gestalten.
Die Epoche, in die ich hineingeboren bin, braucht zudem meinen Einsatz, weil sich das Leben jeden Tag neu ereignet. Jeden Tag, müssen Brötchen gebacken, Kranke versorgt oder operiert werden, es braucht jeden Tag Züge, die mich von A nach B bringen, Einkaufsläden, die geöffnet sind, damit ich mich für das tägliche Leben versorgen kann. Es braucht Menschen, die sich im Handwerk auskennen, damit neue Häuser gebaut werden oder Altes repariert wird. Es gibt so viele Einsatzfelder, die mich brauchen, damit unsere Gesellschaft funktioniert und sich weiter entwickelt. Mit Sicherheit gibt es einen Platz, wo auch ich meine Begabungen einbringen und meine Kompetenzen weiterentwickeln kann. Auf was kommt es an, wenn ich mich orientieren will?

Unsere Epoche muss neu gestaltet werden

Diese Welt ist so vielfältig geworden, dass es kaum noch möglich ist, den Überblick zu behalten. Berufe sind vielgestaltiger und anspruchsvoller geworden. Es ist daher für die junge Generation schwer, sich für etwas zu entscheiden, denn es könnte ja vielleicht noch weitaus bessere Möglichkeiten geben. Die kommenden Jahre wollen gestaltet werden, sie dürfen nicht dem Wildwuchs überlassen werden. Handlungsbedarf sehen wir inzwischen in fast allen Bereichen. In der Politik brauchen wir klare Vorstellungen und Ziele, wohin sich unser Land bewegen will. Es braucht mutige, besonnene, kluge Menschen, die sich diesen Aufgaben stellen. Es geht nicht mehr nur um unser kleines Deutschland, sondern um Europa und die ganze Welt. Dafür benötigen die Verantwortlichen außerordentliche Fähigkeiten.
Für unser Umweltproblem steigt die „Greta“ Generation„ in den Ring“. Sie gewinnen immer mehr Unterstützer. Wenn die heute Fünfzigjährigen, die in Führung stehen, diese Bewegung ernst nehmen, können sie mit ihrem Einfluss, den sie in der Wirtschaft und in den Institutionen ausüben, Forderungen umsetzen, denn die ökologische Krise kann niemand mehr weg reden. Auch der digitale Bereich ist in einer heiklen Entwicklung. Datenschutz und Persönlichkeitsrechte müssen wieder hergestellt werden?

Woher kommen die Gestaltungskräfte

Wenn ich meinen Platz in dieser vielgestaltigen Gesellschaft suche, dann sind meine Talente und Begabungen der Wegweiser.
Ich spüre, ob ich mich für den direkten Kontakt mit Menschen engagieren will, um einen sozialen Beruf zu wählen, ob ich eher wissenschaftlich orientiert bin, nach Ursachen suche oder mein Herz für die Technik schlägt. Vielleicht fühle ich die Herausforderung darin, dass Recht und Ordnung in unserem Land meinen Einsatz fordern. Manchmal spüre ich, dass Musik und Kunst mich anziehen. Vielleicht bin ich aber auch für die vielen ungelösten Fragen in der Ökologie ansprechbar, möglicherwiese sogar ausgestattet und spüre dazu eine große Nähe.
Handwerkliches Arbeiten, etwas Sichtbares herstellen, lösen innere Zufriedenheit in mir aus. Da steht das ganze Spektrum der Lehrberufe für mich offen. Vielleicht spüre ich den Auftrag, mich mit der Frage nach unserem Dasein, dem Sinn unseres Lebens auseinanderzusetzen. Dann können Philosophie und Theologie mir die Kompetenz für meinen Gestaltungsauftrag vermitteln.
Auf jeden Fall kann ich durch den Kontakt zu meiner rechten Hirnhälfte, da wo meine Ambitionen, meine Gefühle sitzen, größere Sicherheit für meine Entscheidung gewinnen.
Je mehr mir meine Neigungen deutlich sind, ich meine Kompetenzen ausgebildet und mit meinen inneren Gefühlen abgewogen habe, desto eher finde ich meinen Platz.
Von diesem Abwägen und auf die innere Stimme hören kommen dann auch die Gestaltungskräfte. Bleibe ich nur im Intellektuellen und beim Abwägen der Vor- und Nachteile, also auf der linken Hirnhälfte, wächst in mir kaum die Kraft, mit meinen Begabungen an der Gestaltung der Welt mitzuwirken.

Link zur Bedeutung der rechten Hirnhälfte: Besser verstehen mit beiden Hirnregionen


Kategorie: Entdecken

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