Überdüngung verhindert Vielfalt
Die Wildblumenwiesen, die ich als Kind im Sommer mit ihrer Vielfalt erleben konnte, finde ich heute nur noch in versteckten Winkeln unseres Landes. Das Insektensterben, der Ausfall der Bienen hat es mir deutlich gemacht. Hinzu kommen die Daten über Luftverschmutzung, den Klimawandel, über die Vernichtung von Lebensbedingungen durch extensive Landwirtschaft. Round up oder auch Glyphosat genannt vernichtet alle „Unkräuter“ und steht deshalb unter Krebsverdacht. Aber muss es erst Krebs sein, genügen nicht auch schon die eintönigen Grasflächen oder die Gärten, die der Einfachheit halber nur noch mit Kies „begrünt“ werden? Mit unserem Effektivitätsdenken bringen wir uns um die Schönheit der Schöpfung. Es ist ja schon so weit, dass die Chemieindustrie eigentlich Verfahren zur Verfügung stellen muss, die die Arbeit der Bienen ersetzt. Oder sollen wir uns nicht besser umstellen und den Lebensraum für die Bienen wieder freigeben?
Neu Lernen
Was machen wir eigentlich mit uns, mit unserer Umwelt, mit unseren Lebensbedingungen? Wie achtsam gehen wir mit der Schöpfung um? Sie ist uns geschenkt. Wir brauchen nichts dafür zu tun, dass im Frühling die Natur wieder wach wird. Wie gehen wir aber mit diesem Geschenk um? Wie gehe ich damit um? Da spüre ich große Zustimmung für die aktive Bewegung unserer Jugendlichen „Fridays for Future“, die für eine konsequente Klimapolitik eintritt.
Als Hobbygärtnerin bin ich natürlich auch gefordert, mit dem Garten meinen Teil dazu beizutragen, dass ich die Schöpfung nicht missachte, dass Bienen und Kleintiere wieder eine Überlebenschance haben, dass Wildblumen unbekümmert wachsen können. Ich muss neu lernen. Für mich heißt das, einen Garten zu gestalten, der erst einmal nicht meinen gängigen Vorstellungen entspricht. Ein schöner grüner Rasen, am Rand gut abgestochen, von Unkraut befreite Beete mit Stauden: Das ist doch das, was ich mir als Garten vorstelle. Aber geht es nicht darum, auch das wachsen zu lassen, was sich von selbst aussät, die Wiese nicht mehr zu düngen, damit nicht nur Gras, sondern auch Blumen darauf wachsen können.
Ich lerne zuzulassen, nur noch da einzugreifen, wo Nützliches unterdrückt wird. In meinem Nutzgarten muss ich dann aber schon manchmal jäten, damit die Gemüsepflanzen Luft bekommen.
Heilung der Natur
In meinem kleinen Garten kann ich beobachten, dass die Natur aus sich heraus ihr Überleben sichern kann, wenn ich sie lasse. Denn im Rasen haben sich bereits seit zwei Jahren Margeriten, Gänseblümchen, kriechender Günsel, Gundermann und viele andere Arten eingewurzelt. Ich habe sie nur immer wieder abgemäht. In diesem Jahr dürfen sie wachsen. Übrigens stellt die Raiffeisen Genossenschaft den Bauern Saatgut für die neu anzulegenden Blumenwiesen zur Verfügung. Auch kleine Schritte sind Schritte, die vorwärts führen.
Unsere Gärten sind Oasen, die Orte der Auferstehung sein können, nicht nur für Pflanzen, Kleintiere im Boden und Bienen sondern auch für Schmetterlinge. Sie brauchen geeignete Eiablageplätze. Eine kleine Ecke im Garten mit Brennnesseln oder verrottendem Holz hilft ihnen.
Ich konnte in diesem Jahr schon Zitronenfalter, Landkärtchen, Aurorafalter, Königsmantel, und Pfauenaugen beobachten. Wenn es mir gelingt, der Natur ihre Selbstheilungskräfte zu lassen, sie vor Verschmutzung und Vergiftung zu schützen, ihre Würde zu achten, belohnt sie mich mit ihrer reichen Vielfalt immer wieder von Neuem: Auferstehung jedes Jahr.
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