Foto: Jutta Mügge

Novembergrau

Gerade noch hat die Sonne einen kleinen blauen Flecken am Himmel aufgerissen, schon rücken aus dem Westen dicke schwarze Wolken heran. Wind kommt auf, es wird richtig düster, fast beängstigend. Dieses Novemberwetter ist nicht so leicht zu ertragen, da kommen auch schon mal dunklere Gedanken auf. Wie angewiesen ist unsere Seele auf das Licht, auf sonnige Plätze, auf helle Farben.

Die Bäume und Pflanzen im Garten gehen zum großen Teil in den Winterschlaf. Das ist wie ein bisschen Sterben. Sie verlieren ihr Grün, verstecken sich unter der Erde. In mir steigen Gedanken hoch: Leben kann es nur geben, wenn es auch Tod gibt. Aus dem Tod kommt das Leben. Alles was vergeht, endet nicht im Nichts.

Wir wissen, dass die Pfingstrosen und all die anderen Sträucher im Frühjahr wieder ausschlagen. Wir kennen auch die vielen Samen, die sich im Herbst in unseren Gärten ausgesät haben, um im März und April mit großer Kraft und frischem Grün ins Licht zu drängen. Wir haben leben mit der Gewissheit, dass das Sterben der Pflanzen im Herbst nicht für immer ist.

Können auch wir in unserem Lebensherbst die Gewissheit haben, dass unser Sterben irgendwie wieder zum Leben führt? Haben wir Samen gesät, der nach unserem Dasein aufkeimen? Wäre unser Leben nicht sinnlos, wenn es nicht etwas gäbe, was nach unserem Tod wieder auflebt? Das sind Fragen, die gerade der triste November in mir weckt. Im Mai finden die Fragen ihre Antwort, ich hänge dann nicht den schwierigen Gedanken nach.  


Kategorie: Verstehen

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