Die Wurzeln dieser Bäume reichen 20 m tief. Foto: J. Mügge

Mich gut verwurzeln

Mein spirituelles Zimmer, weshalb zieht es mich so an? Was finde ich dort, das mich immer wieder veranlasst, es aufzusuchen? Weshalb spüre ich Unterstützung für meinen Alltag?

Etwas anderes ist mächtig

Wenn ich mich in diesem hellen Raum mit dem weiten Blick aufhalte, haben alle anderen Mitbewohner meines Seelenhauses nichts mehr zu sagen. Das klingt möglicherweise eigenartig, aber in diesem Raum kann ich mit ihnen allen einfach da sein. Sie gehören ja zu mir. Ob der ständig mich antreibende Hausmeister in mir oder der Faule, den ich in ein kleines Zimmer gesteckt habe. Sie sind in mir groß geworden, haben ihre Berechtigung. Hier brauchen sie aber nicht um die Macht zu kämpfen, niemand von ihnen muss sich hier durchsetzen oder andere korrigieren, denn hier ist etwas anderes mächtig.

Eine besondere Stimmung

Es ist oft nur eine bestimmte Stimmung, die mich einfängt. Sie lässt mich da sein. Eine Atmosphäre der Ruhe, der Ausgeglichenheit. Manchmal ist es die Bestätigung, dass es gut war, was ich entschieden habe. Ein andermal ist es die Freude über den neuen Tag, darüber  - dass ich lebe, atme, auf dieser Welt sein darf. Nicht immer sind es spektakuläre Dinge, die sich da auftun. Dieser Raum ist einfach nur voll Wohlwollen, voll nachsichtiger Liebe für mich und mein Leben. Manchmal frage ich mich, womit ich das verdient habe.

Die Wurzel der Berufung

In diesem Raum liegen auch meine einzigartigen Talente, meine Begabungen, die mich zu meinem Lebensauftrag führen. Hier kann ich mich immer wieder vergewissern, ob ich noch auf dem „richtigen“ Weg bin. In diesem Raum scheint mein Leben aufgehoben zu sein mit allem was es ausmacht, auch mit der Trauer über das, was ich verloren habe oder mir misslungen ist.
Dieser spirituelle Raum hat sich mir eröffnet, als ich meine Berufung gefunden habe, mir deutlich wurde, dass ich, wie jeder Mensch, einzigartige Gaben und Talente habe, die mir einen Auftrag für mein Leben zusprechen. Dieser Lebensauftrag ist nicht von Menschen gemacht, denn ich muss ihn immer wieder gegen Einwände und Vorbehalte anderer durchsetzen.

Zimmerpflege

Ich brauche die Helligkeit dieses Raumes, weil sie mir hilft, die Klarheit meines Lebensauftrages zu finden. Deshalb kehre ich in mein spirituelles Zimmer jeden Tag ein, um mich zu vergewissern, mir Kraft und Energie zu holen, um Danke zu sagen.
Da der Alltag mir aber auch schon mal Misserfolge einspielt, brauche ich diesen Ort auch, um mich zu beruhigen, zu klären, aufzutanken, damit ich neu beginnen kann. Auch bei Rückschlägen oder Gegenwind kann ich dort meiner Enttäuschung, Wut oder Hilflosigkeit, Luft machen.
Je öfter ich dieses Zimmer aufsuche, desto tiefer können die Wurzeln meines Lebensauftrages in das Erdreich eindringen, wo sie die spirituelle Nahrung für ihre Entwicklung finden. Es ist wie bei den Eichen in der Provence, die ihre Wurzeln bis zu 20 Meter tief in die Erde senken, um auch bei langer Trockenheit zu überleben.

Inneres Gleichgewicht

Ich kenne natürlich auch Unruhe, Hektik, Angst, die mich hin und wieder anfallen. Aber je mehr ich mich verwurzle, desto ausgeglichener, ruhiger kann ich in den Tag gehen.
Am Morgen kann ich aus meiner Gebetszeit einen Impuls aus dem Evangelium mit in den Tag nehmen. Er ist dann so etwas wie ein Motto für mich, begleitet und hält mich in der Aufmerksamkeit für Situationen.
Am Abend schaue ich auf das, was der Tag mir ermöglicht hat, wie sich der Impuls des Evangeliums oder ein anderer Gedanke durch den Tag getragen hat, auf was ich aufmerksam geworden bin. Ich danke Gott für alles, was der Tag mir eröffnet hat, die Begegnungen, Ereignisse, die Erkenntnisse. Wenn mich noch etwas plagt, das ich nicht lösen kann, übergebe ich es in die Obhut dessen, von dem ich meinen Lebensauftrag habe.

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Kategorie: Entdecken Verstehen hinsehen.net

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