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Meine Lebensmelodie komponieren

Wie in einem Orchester, in dem sich Oboe, Geige, Bass, die Trompete und das Schlagzeug aufeinander abstimmen, so spielen auch Wille, Gewissen, Verstand, Ziel und Werte wie in einem Orchester zusammen. Auch sie brauchen gegenseitige Achtsamkeit, denn mit ihnen komponiere ich meine einzigartige unverwechselbare Lebensmelodie.

Der Wille ist der Motor meines Lebensschiffes. Er hilft mir, den Stürmen des Lebens standzuhalten. Denn es liegt an mir, ob ich mit Energie das verfolge, was mein Leben gelingen lässt und mich dann zufrieden macht. Das Gewissen, gekoppelt mit meinem Verstand, unterstützt mich, das Gute nicht aus dem Blick zu verlieren. Will ich nicht auf dem Meer des Lebens herumirren, brauche ich ein Ziel, auf das ich meinen Kompass ausrichten kann. Ohne Ziel ist es ungewiss, wo ich ankomme. Erst mit einem Ziel kann ich den Roten Faden meines Lebens im Blick behalten, um ihn mit voller Kraft  anzusteuern.

 Misstöne gehören auch dazu

Nicht immer gelingt mir eine harmonische Klangfarbe. Ich habe vielleicht nicht aufgepasst, nicht alles im Blick gehabt. Ich habe nicht auf mein Gewissen gehört oder meinen Verstand nicht eingeschaltet. Vielleicht habe ich mich auch zu sehr „ausgepowert“. Dann kommen aus dem Zusammenspiel meiner Seelenkräfte Misstöne. Auch das ist mein Leben, es kann nicht immer wohl klingen. Es ist auch schon mal disharmonisch. Ich darf Fehler machen. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Jeder, der ein Instrument spielen gelernt hat, weiß, dass es Arbeit bedeutet, bis sich aus der Notenabfolge eine stimmige Melodie entwickelt. Um ein Instrument zu beherrschen, muss ich viel üben. Auch meine Lebensmelodie braucht Übung. Vielleicht hört sie sich erst in der zweiten Lebenshälfte richtig gut an. Bis dahin muss ich mich anstrengen, aus Niederlagen lernen, durchhalten, meine Handlungen reflektieren, den Mut nicht verlieren, denn es geht um das Gute, das ich durch meine Person ermöglichen soll.

Werte sind die Basis unserer Entscheidungen.

Für das Gute im Leben brauche ich die Werte. Tiefere Werte wie Gerechtigkeit, Freiheit, Bewahrung der Schöpfung, die Würde des Menschen werden nicht irgendwann wertlos, ich kann sie höchstens mal aus dem Blick verlieren. Wenn ich hilfreiche Entscheidungen treffen will, benötige ich diese tiefer liegenden Werte. So komme ich nicht darum herum, mich mehr ökologisch zu orientieren, will ich mich gesund ernähren. Will ich die Ausbeutung von Näherinnen oder Kinderarbeit im Fernen Osten verhindern, braucht es meine Aufmerksamkeit beim Kleiderkauf. Schüler und Schülerinnen demonstrieren gerade für mehr Verantwortung, Sorgfalt und Schutz im Umgang mit der Umwelt, damit auch noch die nächsten Generationen auf unserem Planeten leben können. Auch wähle ich Einrichtungsgegenstände so aus, dass sie meinem persönlichen Stil entsprechen, um mich in meiner Umgebung wohlzufühlen. Alle diese Entscheidungen werden von Werten getragen, die ich als wichtig erachte. Manche davon sind bedeutender als andere. Sie sind aber immer das Kriterium, an dem ich meine Wahl ausrichten kann. Wenn ich sie außer Acht lasse, was natürlich vorkommt, weil ich nicht fehlerfrei bin, entstehen Fehlentscheidungen, oder wenig nachhaltige Entscheidungen, die sich als Misstöne in meine Lebensmelodie einschleichen.

Mit Werten meine Person entwickeln

Werte gelten aber nicht nur für äußere Entscheidungen, sondern auch für mein Inneres. In mir schlummern nämlich Begabungen und Talente, die mich zu einem einzigartigen Menschen formen. Wenn ich sie erkenne, achte, entwickle und einsetze, machen sie aus meinem Leben erst die wertvolle Perle, die in der Gemeinschaftskette die Lücke schließt oder das Instrument, das im Orchester noch fehlt um den Klang der Melodie abzurunden. Deshalb hilft mir bei der Wahl meiner Ausbildung oder Qualifizierung ein sorgfältiger Blick auf meine Gaben und Talente. Denn mit ihnen verwirkliche ich meine Lebensaufgabe. Die richtige Ausbildung lockt meine Kompetenzen und besonderen Anlagen aus mir heraus. Wenn ich meinen Lebensauftrag finde, entscheidet er schließlich über meine Zufriedenheit. Wir sind nämlich von unserer Natur aus darauf angelegt, uns zu entfalten. Entstanden aus einer Millionenjahren Evolution beginnen wir mit nur einer Zelle, werden Embryo, werden geboren und wachsen nicht nur mit unserem Körper. Wir lernen die Sprache, üben ein ganzes Leben lang mit anderen Menschen zurecht zu kommen. Wir entwickeln uns ständig weiter. Irgendwann stellt sich dann auch die Frage nach dem Sinn meines Daseins. Im Alter rückt sie meist noch näher an die Seele heran.

Im Alter zurückblicken

Im Alter kommen manchmal Fragen auf: Wie sinnvoll war mein Leben? Was habe ich aus meinen Talenten und Gaben gemacht? Wie habe ich durch meine Person das Zusammenleben unterstützt? Was habe ich zur Gestaltung meines näheren Umfeldes wie der Gesellschaft beigetragen? Was ist mir besonders gut gelungen? Was habe ich aus Krisen und Niederlagen gemacht? Wie bin ich damit umgegangen? Erst im Rückblick kann ich den Sinn und die Notwendigkeit von Schwierigkeiten, die ich bewältigen musste, erkennen. Vielleicht waren sie dazu da, dass ich noch etwas Neues in mir entwickeln konnte.

Niederlagen zeigen mir meine Grenzen auf. Sollen mich aber auch weiter bringen. Wie ich das anstellen kann im nächsten Beitrag: Was bedeuten Niederlagen für mein Leben?


Kategorie: hinsehen.net Entdecken

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