Kartoffelglück

Die Kartoffel ist ein Wundergewächs, fruchtbar und unkompliziert in der Pflege. Immer wieder staune ich über die reiche Ernte. Aus einer kleinen, daumengroßen Saatkartoffel wachsen mindestens acht große und mehrere kleine Babykartoffeln. Sie sind ein wahres Geschenk.

Annabelle

Jedes Jahr halte ich einen Teil des Gemüsegartens frei. Anfang April stecke ich die Kartoffeln in die Erde, die im Juni, Juli bereits als Frühkartoffeln geerntet werden. Dieses Jahr ist es die Sorte "Annabelle". Ich lasse die kleinen Kartöffelchen in einer Kiste ein wenig vorkeimen, damit sie in der Erde schneller durchstarten können. Der April hatte gute Wetterbedingungen, so dass sie ziemlich flott austreiben konnten. Sie haben ein gesundes kräftiges Grün entwickelt, das auch die beiden Nachtfröste, die dann doch noch Ende April kamen, gut überstanden haben. Wenn die Pflanze zwanzig Zentimeter hoch ist, häufle ich die Kartoffelreihen nochmal an, damit sie mehr Früchte austreiben können. Ab dann brauche ich nur noch zuzuschauen, wie sie wachsen. Reif sind Kartoffeln, wenn das Grün braun wird und sich auf den Boden legt. Dann ist es Zeit, sie mit der Mistgabel auszuheben.

Schatzsuche

Für mich ist der Kartoffelerntetag immer ein besonderer Tag, weil jede Ernte anders ausfällt. Ich weiß nie, wie viele Kartoffeln ich aus dem Boden graben werde. Es fühlt sich ein bisschen an, wie auf Schatzsuche zu gehen. Für Kinder ist es besonders aufregend, wenn sie beim „Buddeln“ in der Erde immer wieder eine Knolle finden. Beim Ausgraben muss ich sorgfältig vorgehen. Meist steche ich mit der Mistgabel großräumig um die abgetrocknete Kartoffelpflanze herum, um den Boden zu lockern. Dann grabe ich mit der Hand die Kartoffeltrauben aus. Diese Vorgehensweise ist sicherer, als mit der Hacke oder dem Spaten, denn damit könnte ich die Früchte verletzen. Die Ernte fällt jedes Jahr unterschiedlich aus. Das hängt von den Witterungsbedingungen, aber auch von der Kartoffelsorte ab.
Mit etwa fünfzehn Kilogramm ist der Ertrag in diesem Jahr bei mir nicht so hoch wie sonst, aber die Kartoffeln sehen gut aus, sind gesund und haben einen aromatischen Geschmack. Es gibt etliche große Knollen, aber auch eine ganze Reihe kleiner Babyknollen, die ich besonders liebe, weil ich sie im Backofen mit Schale backe.

Das Kraut verbrennen

Das braune Kartoffelkraut, das bei der Ernte anfällt, darf ich nicht auf dem Kompost entsorgen, denn in dem braunen Kraut kann sich die Krautfäule Phytophthora verbergen, die den Kompost verderben würde, weil der Pilz auch durch Frost nicht vernichtet wird. Deshalb verbrenne ich das trockene Kraut in meiner Feuerschale. Als Kind haben wir in die Glut des Krautfeuers ein paar von den geernteten Kartoffeln gelegt, um sie dann später aus der schwarzen Kruste mit ein bisschen Salz zu löffeln. Mit dem Feuer bekommen die Kartoffeln ein besonders rauchiges Aroma.
Die Phytophthora befällt gerne Nachtschattengewächse, also auch Tomaten, weshalb es ratsam ist, bei der Pflanzung auf Abstand zwischen den Tomaten- und Kartoffelbeeten zu achten. Sie könnten sich durch die Sporen, die der Wind verteilt infizieren.

Kulturpflanze mit Geschichte

Die Kartoffel ist eine sehr alte Kulturpflanze, die aus Südamerika stammt. Von den Inkas wurde sie bereits vor 2.000 Jahren kultiviert. Erst im 16. Jahrhundert ist die Kartoffel mit den spanischen Seefahrern nach Europa gelangt. Sie hat sich schnell als Grundnahrungsmittel verbreitet. Sie ist kalorienarm, macht lange satt und verfügt über viele B-Vitamine und Mineralstoffe. Sie ist glutenfrei und unterstützt den basischen Haushalt im Körper.

Was ist an der Kartoffel giftig?

Kartoffeln sollten nur gekocht oder gebraten gegessen werden. Roh sind sie ungenießbar bis giftig. Auch das wissen wir bereits, dass grüne Flecken oder Keimlinge nicht zum Verzehr geeignet sind. Gekochte oder gebratene Kartoffeln können mit Schale gegessen werden, allerdings wird von häufigem Verzehr mit Schale eher abgeraten wegen des Gehaltes an Solanin unter der Schale.

Ein Kartoffel–Rezept für die schnelle Küche: Ofenkartoffeln mit Kräuterquark

Eine Handvoll Kartoffeln, 2 Möhren, 1 Zwiebel, 3 Knoblauchzehen und 1 Ast Rosmarin - pro Person
Kartoffeln waschen. Kleine Kartoffeln so belassen, große vierteln, Möhren in 2cm-große Stücke schneiden, Zwiebeln vierteln, Knoblauchzehen schälen, Rosmarin kleinschneiden. Alles in einer Schüssel mit ein bisschen Öl und evtl. Kräutern aus der Provence, vermischen. Dann auf Backpapier auf den Rost im vorgeheizten Backofen legen und 15-20 Minuten bei 200 Grad goldbraun backen.
In der Zwischenzeit 250 gr. Magerquark mit Schnittlauch, 3 kleinen Tomaten, Salz Pfeffer und einem Schuss Essig, evtl. einem Schuss Sahne zubereiten.
Alles auf dem Teller anrichten und mit essbaren Blüten oder Petersilie verzieren.

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Nach der Ernte

Die Kartoffeln kommen bei mir in den dunklen und kühlen Keller. Jedoch ist dieser für die Lagerung von Kartoffeln nicht kalt genug, so dass ich sie bis Weihnachten verbrauchen muss.
Jetzt ist im Garten ein Beet von 3x3 Metern frei, mit dem ich etwas Neues anfangen kann. Da bieten sich die Wintergemüse an. Ich bearbeite die Erde, gebe etwas Hornmehl darunter und reche alles glatt. Dann pflanze ich Rosenkohl, Grünkohl, Eisbergsalat, die bis zu den ersten großen Frösten am Ende des Jahres wachsen dürfen. Nach dem Pflanzen der Setzlinge mulche ich das Beet mit Rasenschnitt, damit die Feuchtigkeit nicht so schnell verdunstet. Einen Teil des Beetes halte ich frei, damit ich Mitte oder Ende August noch Feldsalat und Spinat aussäen kann. Auch kommen im September noch die Winterzwiebeln in die Erde. Dann ist das Beet wieder gut ausgelastet. Der Regen und die Sonne sind jetzt die Wachstumshelfer. Ich brauche nur zuzusehen, wie alles gedeiht.

Der Garten stärkt mich

Für mich ist mein Garten ein großes Geschenk für das ich sehr dankbar bin. Dankbar auch dafür dass ich die Freude entwickeln konnte ihn zu bewirtschaften und mich daraus zu ernähren. Ich weiß wohl, dass er viel Arbeit macht, die mir auch manchmal schwer fällt, aber dennoch erlebe ich in ihm eine große Zufriedenheit und Unabhängigkeit, die mich innerlich sehr frei sein lässt. Unabhängig und nah, weil ich mich aus dem Garten versorgen kann, gleichzeitig aber auch in eine sehr dichte Beziehung zu dieser Natur eintrete. Ich fühle mich mit den Pflanzen, die dort wachsen und den verschiedenen Tieren, die sich dort eingenistet haben, sehr vertraut und verbunden. Ich spüre auch so etwas wie Verantwortung zur Pflege. Diese Beziehung braucht wie Beziehungen zu anderen Menschen meine verlässliche Zuwendung, damit sie gesund gedeihen können. Aber mir gelingt natürlich auch nicht alles, weil ich vielleicht doch nicht immer so sorgsam bin oder weil ich Mit-Esser habe, die sich an dem Gemüse bedienen, wie die kleinen Waldmäuse, die von den Bohnen die Stängel abfressen, oder weil der Samen vielleicht schon zu alt war, den ich ausgesät habe. Die Kartoffeln jedenfalls sind gut gelungen. Sie sind frei von Krankheiten und auch der Kartoffelkäfer hat nicht vorbeigeschaut. Es macht mich froh, auf die Ernte zu schauen.

Das Besondere an diesem guten Grundgefühl, das der Garten in mir hervorbringt, ist aber nicht nur der Ertrag, sondern die emotionale Nähe zu allem, was darin wächst. Ich kann die Kraft und Widerstandsfähigkeit der Pflanzen hautnah erleben. Sie "springen" auch auf mich über, so dass ich viel Energie, gerade jetzt in Coronazeiten, tanken kann, um in der Isolation nicht emotional auf Grund zu laufen. Das klingt so, als könnte ich auf Begegnungen mit anderen verzichten. Nein, meine Pflanzen und die Tiere, mit denen ich den Garten teile, ersetzen mir natürlich nicht meine sozialen Begegnungen, die mir seit Monaten fehlen; aber sie helfen mir, mein inneres Gleichgewicht zu stabilisieren.


Kategorie: Entdecken

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