Jetzt, Anfang Mai, kann ich von den im März ausgesäten Radieschen und dem Grün von ihnen wertvolle und schmackhafte Gerichte herstellen. Das junge Grün als Salat gemischt mit Giersch und Knoblauchrauke, zwei Wildkräuter, die sich in meinem Garten wohl fühlen sind eine Gesundheitsbombe mit vielen Extras an Vitaminen und Mineralien, die ich in anderen Gemüsesorten kaum finde. Auch ein Smoothy aus diesen grünen Blättern verfeinert mit etwas Banane und Apfel schmeckt hervorragend. Nicht zu vergessen das Pesto mit etwas Knoblauch, Mandeln und ein paar Rosinen peppt jedes Nudelgericht auf.
Die Blätter der Radieschen
Aus Radieschengrün koche ich auch eine pikante Suppe, die mit einem würzigen Radieschenbrot serviert wird. Dabei bleibt es aber nicht, denn das Frühjahr schreitet weiter. Die Kartoffeln wie der Spinat, der Mangold, die Zwiebeln, der Feldsalat und der Kopfsalat sind bereits ausgetrieben. In nur noch ein paar Wochen werde ich mich aus meinem Garten fast autark über den Sommer bis weit in den Herbst hinein gesund ernähren können. Die Zucchini, die Gurken und die Tomaten, die noch im Gewächshaus vorgezogen werden, kommen nach dem 15. Mai in die Beete, so dass auch sie bis Ende oder Mitte Juni bereits ihre ersten Früchte tragen. Es ist ein Gefühl von Unabhängigkeit und gleichzeitig großer Dankbarkeit gegenüber dieser Natur, aus der ich mich mit selbst angebautem Gemüse ernähren kann. Dabei übernimmt die Natur die meiste Arbeit. Sie lässt regnen, die Sonne scheinen, damit das, was ich gesät habe wachsen kann.
Geben und Nehmen
Für mich ist es der Garten, der mir die Fülle der Natur zeigt. Die Fülle, die durch Geben und Nehmen entsteht. Es ist der Ausgleich, der gewahrt werden muss, damit das Ökosystem im Gleichgewicht bleibt. Der Garten versorgt mich mit seinen gesunden Produkten, solange ich ihm das zurückgebe, was er für den guten Ertrag braucht. Nämlich selbstgemachten Kompost. Keine Chemie, keine Unkrautvernichter noch Wühlmausgift.
Es ist nicht nur der Gemüseanbau, der mir ein besonderes Glücksgefühl beschert, sondern dieses Grün, das jetzt im Frühjahr besonders hell ist, tut meiner Seele gut. Der Flieder, der jetzt aufgeht, verbreitet schon seinen betörenden Duft. Das Apfelbäumchen und der große Kirschbaum stehen voll in weißer Blüte und warten auf die Bienen. Der Pflaumenbaum ist bereits bestäubt und hat viele Fruchtansätze. Um mich herum ist ein Summen. Es sind die Bienen aus dem Nachbargarten, die Hummeln und Wildbienen aus dem angrenzenden Wald, die sich um die Blüten kümmern. Shanna Reis führt mich in eine ähnliche Fülle, wie sie für mich der Garten bereithält. Auch ihr vermitteln sich solche Glücksgefühle im Wald und in den Weinbergen. Sie ist erst Anfang 30 und daher „Wild im Herzen“. Als ehemalige Vegetarierin hat sie sich entschieden, die Familientradition als Jägerin und Winzerin weiter zu führen.
Wild im Herzen
Shanna Reis beschreibt in ihrem Buch ihren Alltag auf der Jagd, und in den Weinbergen. Sie macht deutlich, dass sie im Einklang mit der Natur lebt, gerade wenn sie auf die Jagd geht, Tiere schießt, ausnimmt und zu Mahlzeiten verarbeitet, die sie selbst auch genießt. Sie lässt mich als Leserin an den Herausforderungen teilhaben, die sich einer Winzerin und Jägerin im Alltag stellen. Dabei geht sie ganz detailliert vor, so dass ich immer an ihrer Seite bleiben kann. Ich folge ihr auf Schritt und Tritt, egal ob sie die Vorbereitungen für die Jagd erledigt oder sie sich mit ihrer Hündin Henriette zu ihrem Hochsitz begibt, wo sie die Nacht „ansitzen“ wird. Ich kann sie von Januar bis Dezember begleiten. Sie gewährt mir Einblicke in die Tierarten, die Jagd, in die Arbeit in den Weinbergen und die besonderen Ansprüche an die Winzerin. Als Leserin lerne ich ihre Hunde und auch die Anforderungen kennen, die sich ihr stellen, als sie sich mit ihrer Hündin für eine Zucht entscheidet.
Sie hat nicht nur eine junge, lebendige „Schreibe“, sondern schafft es, auch mir etwas aus dem „Jägerlatein“ näher zu bringen. Mit ihren lebendigen, manchmal auch aufregenden Unternehmungen hält sie meine Aufmerksamkeit. Als Leserin ist für mich die kleinschrittige Beschreibung des Alltäglichen, mit dem sie als Jägerin und Winzerin zu tun hat, in einer lebendigen und spannendenden Weise erzählt. Es ist der interessante Stil, das abwechslungsreiche naturnahe Leben einer jungen, reflektierten, begeisterungsfähigen Frau.
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