Auf was warte ich, wenn ich nicht entscheide?
Erst einmal denke ich, dass es so wie bisher schon noch eine Weile weitergeht. Damit kann ich mich beruhigen und das Thema für eine Weile sogar vergessen. Vielleicht regelt sich das ja auch von selbst. Ich lass es auf mich zukommen. Unterschwellig allerdings beschäftigt mich schon die Frage, weil sie Angst macht. Was soll mit mir im Alter werden? Wer wird für mich da sein, mich pflegen, wenn ich ganz plötzlich einen Schlaganfall bekomme und aus dem Krankenhaus nicht mehr nach Hause kann? Da geht mir vieles durch den Kopf, ich versuche Möglichkeiten zu sehen, um mich zu beruhigen.
Dazu gibt es einige Gedanken:
- Erst einmal glaube ich, dass es noch lange so weitergeht.
- Ich habe auch die Hoffnung, dass es bei mir nicht so schlimm kommen wird wie bei anderen, die jahrelang Pflege brauchen.
- Vielleicht überrascht mich der Tod im Schlaf bevor ich hinfällig werde, das wäre das Beste.
Auf diese Vorstellung hoffe ich, so dass ich meine Entscheidung wirklich noch nicht treffen muss. - Manchmal denke ich auch, dass ich das einfach den Kindern überlasse. Sollen sie doch dann alles regeln. Ich überschreibe ihnen das Haus oder die Wohnung mit der unterschwelligen Erwartung, dass sie für mich da sein müssen, wenn ich Pflegefall werde. Sie sollen im Notfall über mich entscheiden, müssen dann auch das Haus oder die Wohnung ausräumen.
Oder aber:
- Ich bleibe solange wie möglich zu Hause und lasse mich im Pflegefall von einem Pflegedienst von außen versorgen.
- Ich kann auch eine Pflegekraft, Polin, Rumänin etc.. engagieren, die mich rund um die Uhr betreut.
- Ich will mein Umfeld nicht verlassen, obwohl immer deutlicher wird, dass mein soziales Netz sich auch ausdünnt.
- Wenn ich diese Gedanken so vor meinem inneren Auge vorbeiziehen lasse, wird mir klar, dass ich unentschieden bin, ob ich überhaupt selbst entscheiden will oder andere über mich entscheiden lasse.
Es geht um mein Alter
Damit ich noch Einfluss auf mein Leben im Alter nehmen kann, ist die Frage nach der eigenen Entschiedenheit von großer Bedeutung. Denn wenn ich selbst entscheide, dann entlaste ich nicht nur die Kinder, sondern kann mich frühzeitig auch viel genauer informieren, wohin es für mich gehen soll und ob ich eine Chance habe, meine Vorstellungen, wie und wo ich wohnen will, auch zu verwirklichen.
Wenn ich zu lange warte, habe ich kaum noch Einfluss darauf, unter welchen Bedingungen ich einmal leben werde. Warte ich bis ich nicht mehr kann, sieht es kritisch aus. Altenheime werden zunehmend Pflegeheime. Betreutes Wohnen geht oft nicht mehr, wenn ich schon Pflegefall bin.
Weil es aber um mich selbst geht, um mein lebenswertes Leben im Alter, kann ich mich innerlich prüfen ob ich auch selbst frühzeitig die Entscheidung für mich treffen möchte.
Spüre ich in mir diesen Willen, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten und Angebote, die ich bereits als junge „Alte“ in den Blick nehmen kann und mich auch möglichst rechtzeitig darum bemühe.
Alter kostet Geld
Wie immer ich mich entscheide, eines ist deutlich, ob Polin oder Seniorenresidenz, Pflegeheim oder betreutes Wohnen, Altwerden kostet Geld. Dafür muss ich frühzeitig Vorsorge treffen. Am besten schon mit Beginn meiner Berufstätigkeit. Dabei kann mir mein Finanzberater behilflich sein.
Mit wem muss ich über meine Zukunft sprechen
Da ist zuerst der Partner oder die Partnerin. Das Thema „wie wollen wir alt werden und welche Konsequenzen hat das für uns“ wird leider oft zwischen Paaren ausgeklammert oder viel zu spät gestellt. Man traut sich nicht so klar, darüber zu sprechen. Denn es ist nicht damit getan einfach zu sagen „ich bleibe zu Hause“. Je nachdem, was passiert, wird diese Entscheidung ganz schnell über den „Haufen“ geworfen. Es wäre gut zu einem Konsens zu kommen, für welche Lösungen sich beide entscheiden können. Denn tun sie das nicht, zögern sie wertvolle Lebenszeit unnötig hinaus, bis es dann oft zu spät ist und die Wahl nicht mehr besteht.
Mich selbst innerlich entscheiden
Bin ich alleine, muss ich mich selbst hinterfragen, was ich im Alter noch vorhabe. Wie stelle ich mir meine letzten Lebensjahre vor, wenn ich mich nicht mehr alleine versorgen kann. Will ich mir da eine verlässliche Antwort geben, sind die nächsten Schritte einfach. Wenn ich Kinder habe, kann ich mit ihnen überlegen was alles möglich ist, wie sie mich bei der Suche nach etwas Geeignetem unterstützen können. Oft reagieren Kinder sogar erleichtert und dankbar, wenn die Frage nach dem „wie alt werden“ von Eltern selbst entschieden wird. Es entlastet sie von der Sorge um die bevorstehende Verantwortung für die Betreuung.
Unabhängig von der Entscheidung, wie ich leben möchte, sind Patientenverfügung, Betreuungsvertrag, wie Testament obligatorisch, um Vorsorge für mich und meine Erben in der Zukunft zu treffen. Da ist es auch wichtig sich gut zu überlegen, was ich bereits zu Lebzeiten an meine Kinder verschenken will. Denn Alter kann teuer werden.
Sich Klarheit zu verschaffen, wie „Altwerden“ aussehen soll, was ich erwarte und wie ich es mir vorstelle, sollte auch ein Thema im Freundeskreis sein. Manchmal ist das aber nicht so einfach, weil viele „Alte“ sich noch gar nicht so „alt“ fühlen. Da trifft dieses Thema manchmal auf Unwillen oder sogar Widerstand.
Links.
Alter: finanziell handlungsfähig bleiben
Ruhestand: Was will ich eigentlich weitergeben?
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