Wenn Bildung nur Anpassung an eine digitale Technologie heißt, dann haben wir die falschen Politiker gewählt. Gerade die Digitalisierung fordert, mehr Mut, sein Leben in die Hand zu nehmen und in der Hand zu behalten.
Bildung heißt erst einmal gebahntes Lernen. Ich muss mir das aneignen, was für die Prüfung verlangt wird. Wir wählen ein Studium, eine Qualifizierung erst einmal intuitiv, um dann zu sehen, was ich in meinem Leben damit mache. Ich wähle, weil ich hoffe, dass ich mit dieser Ausbildung, diesem Beruf etwas verwirklichen kann, was mir wichtig erscheint. Ich hoffe natürlich auch, dass ich damit genügend Geld verdiene, aber auch, dass ich in meinem Leben zufrieden werde. Ist es aber das, was ich will? Dieses, was ich will, ist tiefer in meinem Innern verborgen, in meinen Wertvorstellungen, in meinen Sehnsüchten, in meinen Begabungen. Ich finde sie, wenn ich mich mit meiner Lebensaufgabe näher beschäftige und mich darin ernst nehme. Es liegt nicht so leicht oben auf, aber es leitet meine Entscheidungen, wird der Kompass für die Route, auf der ich mein Lebensschiff durch die Tiefen und Untiefen wie durch die Stromschnellen navigiere. Wenn ich mir über meinen Lebensauftrag klar werden will, herausfinden will, was auch Gott mit mir und meinen Talenten vorhat, was „Meins“ werden soll, muss ich auf die Suche in meinem Innern gehen. Dort sind meine Sehnsüchte, meine Wertvorstellungen, meine Begabungen und Talente zu Hause.
Einmaligkeit liegt in jedem verborgen
So wie es meine DNA, meine Iris, meinen Daumenabdruck nur einmal auf der Welt gibt, bin ich nicht noch einmal vorhanden und bin mit niemandem anderen zu verwechseln. Wenn das für meine körperlichen Merkmale gilt, dann gibt es auch etwas in mir, in meiner Person, in meiner Seele, was nur ich kann, womit nur ich ausgestattet bin. Ich bin mit Gaben und Talenten ausgerüstet, die nur ich mit meinem Leben verwirklichen kann. Ich habe in meinem Personenkern etwas Einmaliges, etwas Einzigartiges. Wenn ich aber einmalig und einzigartig bin, dann habe ich auch einen einzigartigen Lebensauftrag, den nur ich erfüllen kann und den ich finden soll. Es ist wie in einem Märchen, in dem jemand auszieht um sein Glück zu suchen. Ich muss mich also auf den Weg machen, damit ich meinen Lebensauftrag finde und ihn auch verwirklichen kann. Da ich ihn nicht außen finde, muss ich in mich hinein hören, auf meine innere Stimme vertrauen, die meist ein gutes Gespür für meine Sehnsüchte und Wertvorstellungen hat. Dafür brauche ich aber Zeit, die ich nicht mit Zerstreuung verbringe sondern mir die Ruhe und den Rückzug gönne, vielleicht auch mit guten Freunden rede, die mir helfen können meins zu finden. Sie kennen mich oft besser als ich mich selbst. Sie kennen meine besonderen Begabungen, denn sie haben im Umgang mit mir schon vieles von dem mitbekommen, was mich ausmacht. Meine Talente, meine Begabungen, meine Visionen und Sehnsüchte, ihnen will ich auf die Spur kommen. Sie sind der Schlüssel meines Lebens, meiner Berufung, womit ich meinem Leben einen einzigartigen Ausdruck verleihe.
Habe ich herausgefunden, was Meins ist, dann kann ich meinen Kompass auf meine Route einstellen. Ich bin der Kapitän meines Lebensschiffes und verantwortlich dafür, ob mein Schiff Kurs hält.
Wenn ich mich in meiner Einzigartigkeit und Einmaligkeit tatsächlich ernst nehme, dann bin ich ihr verpflichtet. Ich bin mir verpflichtet, meine Talente ins Spiel zu bringen. Warum bin ich dazu verpflichtet?
Meine Talente habe nicht ich gemacht, sie sind nicht mein Verdienst. Sie sind ein Geschenk an mich und mein Leben und deshalb besteht meine Verantwortung darin, diese, wenn ich sie erkannt habe, zu unterstützen, sie weiterzuentwickeln und sie in die Gesellschaft einzubringen, denn unsere Gesellschaft lebt von unseren Talenten und Begabungen, gleichzeitig sind sie der Schlüssel für meine Lebenszufriedenheit.
In welche Versuchungen gerate ich?
Werbung, Serien und die Mode setzen mir Lebensmodelle vor, die ganz einfach erscheinen. Sie wollen mir weismachen, dass mein Leben gelingt und versprechen mir glück. Mein Haus, mein Auto, mein Boot, meine Bank. Ich muss mich um nichts mehr sorgen. Jedoch wieviel Freiheit ist das, wenn ich mich bis zum Hals für ein neues Auto verschulde und mich eigentlich an die Bank verkaufe? Wenn es mir aber nur darauf ankommt, mithalten zu wollen, dann rückt der äußere Wert, viel Geld zu haben, schnell in den Vordergrund. Jedoch kann dieser Wert nur begrenzt meine Zufriedenheit herstellen. Denn das Geld ist ja noch nicht mein Leben. Selbst wenn ich über unbegrenzte Mittel verfügen würde, es würde erst dann mein Leben, wenn ich mit den Mitteln das mache, wofür ich auf der Welt bin. Das gilt noch mehr für meine Begabungen. Sie sind erst einmal nur Mittel, für was ich diese Mittel einsetze, hängt von meiner Entscheidung ab. Mehr als die äußeren Mittel führen mich meine Begabungen zu der Erkenntnis: Meine Zufriedenheit wird weniger durch äußere Werten gespeist, sondern aus meinen tiefer liegenden Sehnsüchten. Mit Geld kann ich mir etwas kaufen, kann meinen Lebensunterhalt finanzieren, kann mit anderen mithalten, gehöre zu einer bestimmten Schicht. Das hat seinen Wert, aber mein Lebensglück kann ich mir damit nicht kaufen. Geld kann mich ein wenig beruhigen und mir vordergründige Sicherheit geben aber letztendlich ist Geld ein Faktor, der mir auch schnell wieder abhandenkommen kann. Das beweist nicht zuletzt Arbeitslosigkeit, die mich über Nacht treffen kann, Inflation und mein ganzes Erspartes ist nichts mehr wert, die Bankenkrisen und auch Kriege. Woraus aber kann ich mein Leben so speisen, dass es auch Krisen übersteht? Es muss noch etwas anderes geben als viel Geld, wonach ich in meinem Leben suchen kann und das mir die Orientierung für meine Entscheidungen und für mein Handeln gibt.
Es ist deutlich: Politik kann dem einzelnen nicht sein Lebensglücks garantieren. Wir können unseren Lebensauftrag nicht an die Politik delegieren. Jedoch können wir von der Politik erwarten, dass sie die Spielräume für die Talente der einzelnen vergrößert.
Siehe: Das Modell der Abteien
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