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Gärtnern heißt: Hoffnung verankern

Gärtnern ist In. Seit der Isolationszeit von Corona steigt die Nachfrage nach Gartenland. Es scheint ein tieferes Bedürfnis unter diesem Hype zu liegen. Sind wir mit dem Gärtnern auf einer neuen - alten Spur nach mehr Lebensqualität, vielleicht sogar auf Anker für Hoffnung?

Sehnsucht nach Leben

Im Gärtnern stecken tiefe Grundbedürfnisse nach Lebendigkeit, Freiheit, Beziehung, Unabhängigkeit, Kommunikation, Kreativität, sogar nach Ruhe und Frieden. Ich kann kleine Samenkörner einsäen, die sich fast ohne mein Zutun entwickeln, kann zuschauen, wie sie wachsen und gedeihen. Ich pflanze Stauden oder Rosen, die im Laufe des Jahres ein Blütenmeer entfalten, das mich durch seinen betörenden Duft in den Bann zieht. Diese Erlebnisse stärken meine Hoffnung, denn es ist jedes Mal wie ein kleines Wunder, was da geschieht. In der Erntezeit bereichern die Früchte des Gartens meinen Speiseplan. Im kleinen Teich genießen die Fische ein Leben in gesicherter Freiheit. Die Vogel- und Tierwelt um mich herum macht den Garten zu einem Multikulti Treffpunkt. Auch sie sind Hoffnungsträger, dass Leben weitergeht. In meinem Garten ist es immer lebendig. Ich kann viele meiner Vorstellungen verwirklichen. Auch finde ich unter den Bäumen Schutz vor der Mittagshitze und als Zugabe inneren Frieden. Im Sommer wird der Garten zum Begegnungsort mit Freunden, denn er wird erst dann zu einem wirklichen Garten, wenn andere ihn mitbeleben. Es sind existentielle Erfahrungen, die mich mit dem Garten in eine tiefe Verbindung setzen. 

Gärtnern stiftet Sinn

Die Beobachtungen, die ich in meinem Garten mache, führen mich oft zu tieferliegenden Fragen. Muss hinter all diesem vielfältigen „Leben“ in der Natur nicht eine größere Intelligenz stecken? Ist mein kleiner Garten einer der vielen „Weinberge Gottes“, in denen ich mitarbeiten darf? Solche Fragen tauchen manchmal aus dem Nichts auf. Ich kann sie nicht mit Bestimmtheit beantworten, aber was ich spüre, ist Verantwortung für eine ökologische Pflege, für liebevolle Zuwendung zu dieser Natur mit allem Lebendigen, das sich darin tummelt. Verantwortung für morgen, für eine gesunde Natur, die auch noch meinen Enkelkindern zur Verfügung steht. Es sind die Sehnsucht und die Hoffnung, dass das Leben weitergeht. Im Garten bin ich gefordert, werde aber auch belohnt. Schon die Pflege, die erst einmal Arbeit ist, wirkt beruhigend. Das Gießen und Jäten als gut angelegte Arbeit ist fast meditativ. Wenn die Pflanzen gesund wachsen, spüre ich schon Vorfreude auf Blühen, Ernte, auf Farbe auch für meine Seele. Es wächst Hoffnung, dass sich der Garten gut weiterentwickelt, sich der Ausgleich zwischen Nützlingen und Schädlingen einstellt. Denn ich muss natürlich auch mit Rückschlägen umgehen, wenn z.B. die Schnecken in einer einzigen Nacht eine halbe Zucchini verputzen oder die Wühlmäuse die kleinen Würzelchen meines Johannisbeerstrauches abfressen, so dass der Busch eingeht. Wenn die Rosen Rost bekommen oder andere Käfer die Kohlrabis und den Salat vernichten. Ich lerne, mit Schwund zu leben, brauche Nachsicht, Durchhaltevermögen, Ausdauer und Geduld, um mich nicht verführen zu lassen, mit Gift dagegen anzugehen. Das sind Tugenden, die mich das Gärtnern lehrt. Wenn ich die Hoffnung auf Zukunft nicht verspielen will, indem ich nicht mit Gift das Gemüse und die Erde verseuche, muss ich mich mit der bunten Community in meinem Garten anfreunden. Solange ich nicht mit der chemischen Keule „zuschlage“, den Krieg gegen sie eröffne, kann ein natürlicher Ausgleich gelingen. Garten und seine Pflege machen Sinn, geben Hoffnung auf morgen. Ernte ist Dank. 

Konsequenz auf dem Fuß

Ich muss keine ausgebildete Gärtnerin sein, um einen Garten anzulegen oder einen Balkon zu bepflanzen. Das Lernen kommt aus der Interaktion mit den Pflanzen. Sie zeigen mir, was sie brauchen, mögen oder auch, was sie vernichtet. Ich entwickle mit der Zeit ein gutes Gespür dafür, was ich „Gutes“ für meinen Anbau tun kann. Vernachlässige ich meine Pflichten, folgt die Konsequenz auf dem Fuß. Es dauert nicht lange, dann lassen sie bei Trockenheit die Blätter hängen, verdorren oder können auch verfaulen, wenn sie zu nass sind. Sitzen sie am falschen Ort, können sie ihre besondere Pracht nicht entfalten. Ich habe dann nur die Wahl, sie zu verpflanzen. Werden sie von Schädlingen befallen, muss ich mir Gedanken machen, welche Nützlinge davon etwas haben. Es ist ein leises, kontinuierliches Lernen, das meine Beobachtungsgabe schult. Je intensiver ich im Kontakt mit den Pflanzen bin, desto besser erkenne ich, wie es ihnen geht.

Auch der kleinste Balkon kann zum Garten werden

Nun haben nicht alle Menschen die Chance auf einen Garten. Schrebergärten sind auf Jahre hinaus ausgebucht. In den Städten ist nicht immer Platz für Pflanzkübel. Viele haben aber einen Balkon, eine Dachterrasse oder einen kleinen Vorgarten, die sich in kleine, lebendige Gärten umgestalten lassen. Bin ich neugierig aufs Gärtnern, dann kann ich mit Kräutern im Balkonkasten, im Kübel oder im Hochbeet auf dem Balkon oder hinter dem Haus, wo noch alles asphaltiert ist, anfangen. Es eignen sich besonders gut Petersilie, Schnittlauch, Rosmarin, Pfefferminze, Thymian, Majoran, Oregano, Bohnenkraut, Liebstöckel, Lavendel und Kapuzinerkresse. Kräuteraufzucht auf dem Balkon hat den Vorteil, dass ich eben mal schnell meine Gerichte verfeinern kann, weil ich einen direkten Blick und Zugriff auf sie habe. Ich muss nicht erst in den Garten gehen oder radeln. Kräuter sind gesund und ersetzen oft zu große Salzzugaben in den Speisen. Sie sind einfach eine Bereicherung für meine Kochkünste. Für den Balkon oder Vorgarten sind sie außerdem eine Zierde, denn sie blühen in den unterschiedlichsten Farben, locken Bienen, Hummeln und Schmetterlinge an, die das besondere Blau der Rosmarin- wie der Lavendelblüten mögen. Wer so mit Gärtnern anfängt, gewinnt Freude daran und wird sich dann ausweiten wollen. Denn auch Tomaten, Salat, Kürbis und Gurken lassen sich auf dem kleinsten Balkon ziehen.

Gärten steigern die Lebensqualität

Wer gärtnert, setzt auf die Kraft der Natur, übernimmt ökologische Verantwortung, sorgt für den eigenen seelischen Ausgleich, gewinnt Hoffnung, damit auch morgen gesundes Leben möglich ist.

Dazu richtet der Prophet Jeremia folgende Botschaft aus:

Ich, ich kenne meine Pläne, die ich für euch habe - Spruch des Herrn -  Pläne des Heils und nicht des Unheils, denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben. Sucht ihr mich, so findet ihr mich. Wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt, lasse ich mich von euch finden.  Kap. 29

Link: Der Garten als Novizenmeister

 

 


Kategorie: Entdecken

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