Der Rasen
Franz Beckenbauer sprach öfters davon, dass das, um was er die jetzigen Spieler beneide, der viel bessere Rasen sei. Noch in dem 90ern wurde im Winter auf schneebedeckten Plätzen, teilweise auf besseren Rübenackern, im Frühjahr auf Plätzen, die zeitweise unter Wasser standen, wie bei der WM 1974 zwischen Polen und Deutschland. Der Raum direkt vor dem Tor war meistens platt getretenes Erdreich, aber kein Rasen mehr. Damit ändert sich das Spiel. Schnelle Pässe sind schwierig, wenn der Ball wegen Unebenheiten nicht da ankommt, wohin er sollte. Der Ball wird oft höher gepasst oder mehr Einzelaktionen der Spieler finden statt.
Rasenplätze bis mindestens in die 3 Bundesliga hinab sind heute homogen, glatt und kurzgeschnitten, sei es als reiner Rasenplatz oder Hybridrasen. Weiters werden sie gewässert. Gerade letzteres beschleunigt das Spiel. Zum einen springt der Ball ähnlich wie beim Rasentennis flacher ab. Es kommt aber noch was hinzu:
Der Ball: Rollen oder Gleiten
Der Ball rollt. Aber rollt er immer? Er fliegt öfters, aber auch wenn er rollt, ist die Frage, wie sich der Anteil von Gleiten zu Rollen verhält. In der Physik kann man Gleitbewegungen und Rollbewegungen analysieren. Der Spieler stößt gemäß dem teilelastischen Stoß den Ball an. Dieser kann jetzt in eine Gleitbewegung oder eine Rollbewegung übergehen. Das Rollen hat bei gleicher Geschwindigkeit mehr Energie, 2/3 m v2 zu 0,5 m v2, m Masse des Balls und v die Geschwindigkeit. Also Rollen macht den Ball langsamer. Nicht umsonst ist Eisjockey viel schneller als Feldhockey, nicht nur wegen der schnelleren Spielern, sondern weil der Puck viel schneller gleitet als der Ball rollt. Jetzt wird der Ball beim Fußball immer etwas rollen, aber der Anteil des Rollens ist bei einem flachen Pass am Boden umso niedriger, je weniger Reibung der Platz bietet. Ist der Rasen rau, beginnt er den Ball zu drehen. Der moderne One-Touch-Fußball mit schnellen Passfolgen braucht diese glatten Plätze.
Die Fußballschuhe
Rudi Michel sprach voll Bewunderung von Dino Zoff, dem Nationaltorwart Italiens, der Abschläge bis zu 80 m schoss. Das schafft heute jeder dritte Ligaspieler. Zum einen liegt das am Ball – dazu in einer späteren Folge mehr – aber auch am Fußballschuh. Nochmal Franz Beckenbauer: Es gibt Videos, die zeigen, wie sorgfältig er weiche Fußballschuhe suchte und pflegte. Auch hier sind wir wieder beim teilelastischen Stoß. Je länger die Kontaktzeit zwischen Fuß und Ball, umso mehr Kraft und Impuls wird übertragen. Die neuen Fußballschuhe erhöhen diese Zeit. Sie sind an der Kontaktfläche elastisch und stabil, aber doch weich, so dass sich die Kontaktzeit erhöht. Tennisspieler wissen, dass eine weiche Bespannung mehr Geschwindigkeit erlaubt als eine harte. In der Summe wird der Schuss genauer und schneller. Wir haben also in Teilen längst ein anderes Spiel als in den 70ern.
Fußball – Wallfahrt und heiliger Raum
Fußball verstehen – wie eine Liturgie
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