Aufräumen
Die Bäume verfärben sich und schenken uns noch für kurze Zeit eine Farbenpracht, wie wir sie nur in dieser Jahreszeit vorfinden. Die Sonne wärmt uns manchmal noch ein wenig vor dem kalten Winter, aber es kann auch schon erste frostige Tage geben. Sie schaden dem Garten jetzt nicht mehr, denn die Ernte ist eingebracht. Mit den ersten kalten Tagen beginnen die Bäume, ihre Blätter abzuwerfen. Die Herbststürme räumen das letzte Laub endlich von den Ästen. Dann steht noch einige Arbeit an. Ich mache die Beete sauber, decke die Pflanzen ab, die nicht so viel Frost vertragen. Für die Winterpause werden die Gartenmöbel und Geräte gereinigt und untergestellt. Jetzt wirkt der Garten zwar aufgeräumt aber ziemlich kahl.
In meiner Seele ist auch Ernte. Ich kann auf eine innere Seelenfülle schauen. In mir ist tieferes
Das Leben besser verstehen
Verständnis gewachsen. Verständnis für mich selbst, mein Leben, für das, um was es im Leben geht. Ich nehme Abschied von den leuchtenden lebendigen Farben, ich lasse zurück, was sich erübrigt. Ich sichere das, was es zu sichern lohnt, um davon im Winter zu zehren und anderen davon abzugeben. Ich speichere die Farben, die Wärme, die Beziehungen, die im Jahr gewachsen sind. Im Herbst geht es ums Danken, Gott danken, mich freuen über das, was geworden ist, mich verabschieden von dem, was ich nicht mitnehmen muss.
Die typische Krise im Herbst
Der Herbst mit seinen schweren Stürmen kann in meinem Garten viel Unheil anrichten. Im letzten Jahr hat ein einziger Sturm einen Ahorn umgeworfen, mein Zelt zerstört und vieles durcheinander gewirbelt. Es hat mich viel Kraft und Mühe gekostet, das wieder zu richten. Nur mit der Unterstützung von Freunden war das möglich. Ich hätte es alleine nicht hinbekommen.
In meiner Seele können Herbststürme auch Schaden anrichten. Sie können mein Seelenleben durcheinander fegen. Staub aufwirbeln, mich in Zweifel schicken. Mich gegen das aufbringen, was mir bisher lieb und teuer war. Fragen über Fragen können mich quälen und keinen Schlaf finden lassen. Sie jagen mein ganzes Weltbild durcheinander. Das bringt Unruhe mit sich. Schlaflose Nächte. Eigentlich ist die Ernte doch gut gewesen, mein Leben einigermaßen gut verlaufen, gelungen warum fange ich an mit Gott zu hadern? Ich habe Fragen um Fragen. Ich brauche Austausch mit anderen, geistige Nahrung, Auseinandersetzung mit geistlichem Gut, damit ich mit meinen Zweifeln fertig werde. Ich suche nach Menschen mit denen ich tiefe Gespräche führen kann.
Der Einsamkeit entgehen
Der Herbst mit seiner Überfülle kann aber auch eine andere Seite in mir wachrufen, die mich auch in die Krise stürzt. Ich könnte mich auf der Ernte ausruhen. Neue Scheunen bauen und mein Hab und Gut darin aufbewahren. Mir ein „gutes Leben“ damit machen.
Das würde heißen, geizig zu werden und alles für mich zu behalten. Das führt zur Einsamkeit. Nein, der Herbst ist dazu da, abzugeben, zu teilen von dem Vielen, das im Garten und in meiner Seele gewachsen ist.
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