Die Sonne geht gerade hinter den Bäumen auf. Ich bin früh im Garten, um mein Gemüse zu wässern. Die Luft ist noch frisch und unverbraucht, ich kann tief durchatmen. Außer den Vögeln und ein paar Insekten ist noch niemand wach. Ein ganz besonderes Licht fällt auf die Büsche und Pflanzen. Ich fühle mich mit der Natur eng verbunden.
Meditieren ist Beobachten
Ich bleibe, um mich in das einzelne Gewächs zu vertiefen, schaue mir die Blüten oder Früchte an. So lerne ich die Wunder dieser Natur langsam verstehen. Die Zucchini überraschen mich mit ihrer Vitalität. Die Früchte wachsen innerhalb von 3 Tagen um viele Zentimeter. Wenn ich daneben stehen bleiben würde, könnte ich dem Wachsen zuschauen. Woher nehmen sie die Kraft? Auch der Hokkaido - Kürbis ist schon wieder gewachsen und nimmt langsam Farbe an. Wenn er tief orange ist kann ich ihn ernten. Meine Rosen breiten ein Blütenmeer vor mir aus und hüllen mich in ihren betörenden Duft. Wenn ich die verwelkten Blüten abschneide, bilden sie in Kürze neue Knospen aus. Sie treiben saftige junge Triebe nach. Ein Geschenk der Natur an mich als Gärtnerin. Ich kann da immer nur Danke sagen, für den reichen Segen, den ich erlebe. Welcher Plan steckt hinter diesem Wunder?
Die Schönheit braucht meine Augen
Ich fühle mich herausgefordert, diese Schönheit durch meinen Blick auf sie zu würdigen. Sie zu bewundern, ihnen zu sagen, wie schön sie sind. Weil der Duft einen besonderen Geschmack im Likör und der Blütenmarmelade hinterlässt, sammle ich die dicht gefüllten Duftblüten und setze sie mit Korn und Zucker an. Für die Marmelade jage ich die Blütenblätter durch den Mixer und koche sie mit Gelierzucker ein. Ein Rosengedicht.
Der Lavendel liebt die Trockenheit, blüht und duftet von Juni bis August ununterbrochen an seinem Standort. Nach dem Schnitt fülle ich kleine Säckchen mit den getrockneten Blüten. Sie duften im Kleiderschrank durch den ganzen Winter und halten sogar die Motten fern.
Meine Pflanzen kennen
Auch die Erdbeerpflanzen zeigen sich von ihrer fruchtbaren Seite. Sie blühen gerade noch einmal, haben sich von der ersten Ernte erholt, strotzen vor sattem Grün. Es fühlt sich so lebenshungrig an. Ich hole mir einen Hocker und setze mich zu den Tomaten. Sie werden jetzt langsam rot, sehen gesund aus. Das ist nicht selbstverständlich, denn es gibt eine Tomatenkrankheit, die besonders in nassen Sommern für die Pflanzen Stress bedeutet. Die Blätter verfärben sich dann braun, rollen sich zusammen, die Früchte faulen am Strauch. Es ist die Phytophthora - Krankheit, die Kraut und Knollenfäule. In diesem trockenen Sommer bleiben die Tomaten weitestgehend davon verschont. Trockene Sommer lassen die Tomaten gesund rot werden. Auch die Geranien mögen Wasser am liebsten von unten. Sie bedanken sich mit einer üppigen, ausdauernden Blütezeit.
Ohne Wasser kein Leben
Ich gehe in Ruhe an allen Beeten vorbei, jede Pflanze nehme ich in den Blick, damit ich sehen kann, was sie brauchen, was ihnen gut tut. Heute Morgen, nach einer verregneten etwas kühleren Nacht, haben sie sich gerade wieder ein wenig erholt. Ich spüre, wie die Pflanzen aufatmen. Die traurig hängenden Blätter sind aufgerichtet, das Gras ist ein klein wenig feucht vom Nachtregen und Morgentau. Es ist als würde neues Leben in sie gehaucht. Sie haben nach diesem erfrischenden Regen gelechzt. Erst Wasser hält das Leben im Fluss.
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!