St. Kilian, Heilbronn, Foto: hinsehen.net E.B.

Das mitleidige Lächeln über das Spirituelle

Ein Lächeln von oben herunter, etwas mitleidig, großmütig, überheblich. So als wollte jemand sagen, „wenn Du’s brauchst“. Wenn ich mit anderen über das, was in meinem Inneren passiert, spreche, muss ich damit rechnen, dass ich bei manchen Menschen auf Unverständnis stoße. Was wird da nicht verstanden, was kann ich nicht erklären?

Das Unsichtbare ablehnen

Was ist es, das andere dazu veranlasst, zu diesem unsichtbaren Raum in uns in so ablehnender Weise zu reagieren? Ich versuche das zu verstehen, aber ich bekomme meist keine klare Antwort oder nur dieses typische Lächeln. Es lässt mich natürlich nicht kalt, weil das, worum es in dem Zimmer geht, mir meine Lebensgrundlage, meine Daseinsberechtigung, meinen Lebenssinn gibt. In diesem Zimmer sitzt meine unzerstörbare Person. Ich bin froh, dass dieses Zimmer mir die Stärke verleiht, mich nicht von dem mitleidigen Lächeln klein machen zu lassen. Aber die Kommunikation ist dann oft anstrengend, weil die Wellenlänge fehlt. Mein Gegenüber hält die Türe zu diesem Zimmer verschlossen.
Dabei ist dieser unsichtbare Raum in jedem von uns, auch in denen, die ihn momentan nicht aufsuchen.

Der unsichtbare Raum

Als Kinder haben wir alle in diesem Raum gewohnt. Die Türe zu diesem Raum stand meist offenen. Genau deshalb muss ich mir wohl dieses Lächeln einhandeln. Das Lächeln soll mir signalisieren, dass Erwachsene diesen Raum nicht mehr brauchen.  Aber wo finde ich die Sicherheit, dass meine Person trotz Niederlagen, Mobbing, Missgunst geschützt bleibt? Wo stoße ich auf das Unumstößliche, das die Wahrheit wahr macht und die ethischen Werte nicht dem Kalkül überlässt. Diese Wahrheit und  Sicherheit ist in diesem unsichtbaren Raum in mir, den ich inzwischen wieder regelmäßig betrete.

Der Raum ist scheu

Seit dieser Raum mir wieder vertraut ist, erlebe ich mein Leben intensiver. Ich treffe dort auf Stille, auf neue Gefühle, erlebe eine besondere Empfindsamkeit. Es ist dort wie ein leiser Hauch. Ich bin eingehüllt in einen warmen Mantel. Ich weiß auch, dass man diese Atmosphäre leicht zerstören kann. Wenn ich respektlos mit diesem Geist umgehe, ihn nicht ernst nehme, ihn lächerlich mache, kann er sich schnell verflüchtigen. Wenn ich mich für ihn öffne, ihm begegne, kann er mich in meinen tiefsten Gefühlen erwischen, die ich vielleicht nicht aushalten kann oder die mein Realitätssinn wegreden will.
Wenn ich auf Menschen treffe, die sich dort auskennen, fühle ich mich gleich beheimatet. Fehlt die Sensibilität und Achtung, ist mit einem Wort, einem mitleidigen Lächeln die Atmosphäre schnell zerstört, der Geist verabschiedet sich. Dann muss auch ich mich mit meinem Persönlichen bedeckt halten.

Geist der Verbundenheit

Aber ich kenne es auch anders. Wenn ich mit anderen mein Leben teilen kann, meine Erfahrungen ohne Bewertung sein dürfen, jeder dem anderen zuhört, dann kann ein Geist der Verbundenheit und der Freiheit entstehen, in dem ich die Anwesenheit von etwas Größerem in uns und um uns herum erleben kann.

Dieses Zimmer hat keinen Schlüssel, den ich wegwerfen könnte. Auch wenn die Türe mir über Jahre verschlossen scheint, ich brauche nur die Klinke zu drücken, denn die Tür ist auch von innen nicht abgeschlossen.

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Kategorie: Analysiert

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