Selbst die Richtung bestimmen
Wenn ich den Fokus nicht auf das lege, womit ich mein Leben gestalte, gerate ich schnell in die vielen Strömungen unserer Zeit, die mich von dem abhalten, was mein Eigenes ist. Ich bin dann wie Treibholz, das mit dem Strom weggeschwemmt wird, manchmal hängen bleibt, aber selbst nicht die Richtung bestimmt. Mir bleibt bei einem wenig reflektierten Leben nicht viel Spielraum dafür, mein Eigenes zu finden. Dann werde ich aber von außen gelebt.
Natürlich ist es erst einmal spannend, alles Neue auszuprobieren. Es gibt so viele Möglichkeiten, mich einfach in das einzuklinken, was andere machen. Ich brauche auch erst einmal Erfahrungen, bevor ich entscheidungsfähig bin. Die Phase des Suchens und Ausprobierens hilft mir zu unter-scheiden, damit ich fundierte Grundlagen für meine Ent-Scheidungen habe. Wenn ich mich dem Leben öffne, mich aussetze, kann ich auch erkennen, was zu mir passt und was nicht. Ich kann erkennen mit welchen Menschen ich mein Leben teilen will. Mir wird auch eher bewusst, wohin ich mich entwickeln will. Ich lerne auch dann, wenn ich Fehler mache. Ich kann sie korrigieren. Irgendwann kommt aber die Zeit wo ich mich entschieden für die Richtung entscheiden muss, die ich mit meinem Leben verfolgen will. Ich treffe die Entscheidung, nicht andere.
Auf mein Inneres hören
Die Phase des Ausprobierens, des Suchens kann ich nutzen, um mich auf das, was mir meine Seele sagt, sensibel einzulassen. Ich kann das Gespür für das entwickeln, was mir mein Innenleben mitteilt. Meine Innenwelt registriert nämlich meine Zufriedenheit wie auch mein Unwohlsein in bestimmten Situationen. Sie zeigt mir auch meine Unruhe, meine Angst. Ich kann lernen, sorgsam auf das hinzuschauen, was in mir passiert. Es braucht ein bisschen Training, sich auf das eigene Innenleben einzulassen, ihm zuzuhören, präsent zu sein für die Signale, die es mir schickt. Ich muss lernen, nicht gleich alles, was auftaucht wegzureden oder zu verdrängen. Manchmal gehört Mut dazu, so genau dort hinzu schauen, denn nicht immer gefällt mir das, was mir da in meinem Innern begegnet. Da liegen auch schon mal unbearbeitete Konflikte, Beziehungen, die ich vernachlässigt habe, unbewältigte Aufgaben. Ich kann mir im Außen vieles mit meinem rationalen klugen Kopf zurechtbasteln und mir, obwohl mir meine Seele etwas anderes signalisiert, sagen, dass doch alles gut ist, das was noch nicht gut ist, wird schon werden.
Wenn es sich innen anders anfühlt als ich mir das außen vorsage, dann muss ich etwas unternehmen. Ich kann mein Leben für eine gewisse Zeit schön reden, mir etwas vormachen, mich leicht fühlen wollen. Leider ist diese Scheinwelt nur von kurzer Dauer, irgendwann bricht dieses Kartenhaus in sich zusammen.
Fragen zur Orientierung
- Was will ich in meinem Leben verwirklichen, wofür schlägt mein Herz?
- Wo liegen meine Kompetenzen, was will ich damit in meinem Leben erreichen?
- Kann ich erkennen worin mein Lebensauftrag besteht?
- Plane ich Familie ein?
- Will ich lieber mein Leben alleine gestalten ohne feste Verbindlichkeit?
- Bin ich gezwungen alleine zu bleiben, weil ich den richtigen Partner oder die Partnerin nicht finde oder Karriere machen will. Wenn ja, was mache ich als Single?
Ich höre schon die Gegenstimmen: " was soll diese Nabelschau"!
Es geht nicht darum, sich im eigenen Innern zu verlieren, sich dauernd um sich selbst zu drehen, sondern mehr darum, diesen Teil meiner Person des eigenen Lebens zu hören, denn unsere Seele lügt nicht.
Kann ich meine Seele verstehen?
Die Seelensprache ist eine eigene Sprache, die ich wie eine Fremdsprache lernen kann. Sie hat vor allem damit zu tun, dass ich zu meinen Gefühlen eine gute Nähe entwickle, damit ich sie fühlen und identifizieren kann. Erst wenn ich mich in meinem Gefühlshaus sicher fühle kann ich dieser Seite in mir vertrauen.
Nehme ich meine Gefühle ernst? Welche Sprache sprechen sie? Ich brauche die Fähigkeit, mit meinem Innenleben in Kontakt zu treten. Dafür gibt es eigene Kommunikationsregeln.
Wie geht das?
Um mein Inneres zu verstehen brauche ich jeden Tag ein wenig Zeit. Der Abend ist dafür gut geeignet. Ich kann nämlich auf die Ereignisse des Tages blicken. Die Bilder, Menschen, Geschichten, Ereignisse von heute haben in mir etwas angeregt, ausgelöst. Ich rufe sie in mir auf, schaue sie ohne Bewertung an. Wenn das Tagestableau voll ist blicke ich auf das womit ich heute meine Seele genährt habe.
- Was hat mich zufrieden gestellt, was ist mir gelungen?
- Was habe ich neu entdeckt, welche Menschen sind mir begegnet?
- Welche Gefühle hatte ich in den jeweiligen Situationen aber auch mit den unterschiedlichen Situationen und Menschen.
- Wie fühlt es sich jetzt an?
- Ich schau auch auf das was noch nagt.
- Was war schwierig?
- Wen habe ich verletzt, von wem bin ich verletzt worden?
- Was hat mich unzufrieden gemacht?
- Welche Gefühle waren in dieser Situation in mir?
- Wie fühlt es sich gerade jetzt an?
Diese tägliche Bestandsaufnahme am Abend unterstützt auch meine Psychohygiene. Ich werde immer sicherer in der Wahrnehmung meiner Gefühle, aber auch für meine Einschätzung von Situationen, die mir begegnen. Ich gewinne eine neue Kompetenz für meine Seelensprache, die mir ermöglicht, mich selbst und mein Handeln besser zu verstehen. Irgendwann entsteht so ein Bild meiner Person, mit all ihren Qualitäten, die mir wie auf einer Landkarte zeigen, wo es für mich lang gehen kann, denn ich kann entscheiden, welche Wege ich gehen will.
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