Im verdorrten Gras eine Orchidee, Knabenkraut heißt sie - andere Blüten halten sich noch zurück; Foto: hinsehen.net E.B.

„Das hätten wir uns nie getraut…“

Morgens nicht pünktlich im Ausbildungsbetrieb zu erscheinen, nach dem Abi nicht gleich ins Studium, sondern noch ein Jahr ins Ausland zu gehen, um sich klar zu werden. Work-life-balance in den Vordergrund zu stellen, bevor man sich um einen Arbeits-, Studien- oder Ausbildungsplatz kümmert. Zwar ökologisch zu denken, aber bereits mehr Flugkilometer auf dem Buckel zu haben als mancher Erwachsene. Als GenerationZ werden sie bezeichnet, die etwa ab 1995 geboren wurden.

Es gibt Sorge um die Auszubildenden

Wir gönnen ihnen die Erfahrungen in Neuseeland, Australien, Thailand oder auf dem amerikanischen Kontinent. Diese Exkursionen sind in unserer globalen Welt sicher notwendig, um den Blick zu weiten. Aber dennoch beschleicht uns auch Sorge, wenn die Lehre abgebrochen, das Studium nicht angefangen oder auch irgendwann gecancelt wird. Manche wechseln schon nach kurzer Zeit, weil ihnen entweder die Arbeit, das Studium oder die Art des Umgangs mit ihnen nicht passt. Bei Studenten gibt es inzwischen eine Abbrecherrate von mehr als 30%. Wie soll die GenerationZ einmal die Lasten schultern, die von Erwachsenen eingefordert werden!

Sie haben Ansprüche

Die Ansprüche dieser Generation sind hoch, obwohl sie eigentlich ganz bescheiden wirken, denn sie haben bereits „alles“. Was muss man sich da noch selber anstrengen. Ihre Zurückhaltung, wenn es darum geht, sich zu entscheiden, was man mit dem eigenen Leben überhaupt will, ihre Lässigkeit abzuwarten, was sich ergibt, ist für viele unbegreiflich und bringt so manchen Ausbilder auf die Palme. Man erwartet fast schon nicht mehr von ihnen, dass sie Verantwortung übernehmen.

Was unter dem selbstbewussten Auftreten liegt

Sie wirken auf uns selbstbewusst, weltläufig, sind in der digitalen Welt eingebunden. Sie fühlen sich da mehr zu Hause als in der Welt der Erwachsenen. Lineares Fernsehen ist out. Netflix, YouTube als Fernsehen auf Abruf wird bevorzugt. Sie sind immer weniger über E-Mail und Facebook erreichbar, aber über WhatsApp ständig im Kontakt mit anderen. Sie haben oft ihre kleinen Communities. Sie nutzen nicht mehr die Medien der Erwachsenen, orientieren sich mehr an den Influencern, die über Instagram und YouTube präsent sind. Ihr sicherer Umgang mit den Social Medien schafft meist Distanz zu anderen Generationen. Für ihre Lebensperspektive finden sie in „ihren“ Medien allerdings kaum Orientierung.
Fragt man sie, sagen sie: „ man wird sehen, ich lass mir noch Zeit“.
Viele kennen ein Leben meist im Wohlstand mit Eltern, die "ranklotzen", wo beide berufstätig sind und deren Freizeit ziemlich eingeschränkt ist. Sie erleben, wie hart sie arbeiten, aber für „Chillen“ keine Zeit da ist. Sie sind umweltbewusst, sie wissen um den desolaten Zustand dieser Welt, den unsere Generation ihnen hinterlässt.
Irgendetwas geht in diesen jungen Menschen vor, das nicht laut daher kommt, sondern eher in der Verweigerung steckt.

Zugang zur GenerationZ

Es ist nicht so leicht, Zugang zu dem zu finden, was sich in dieser Generation innen regt, aufzuspüren, was sie bewegt, was sich in ihnen abspielt. Denn sie sind viel mit sich selbst beschäftigt. Wenn es unbequem wird, entziehen sie sich. In verbindliche Strukturen, die ihrem Sicherheitsbedürfnis gut täten, lassen sie sich ungern einbinden. Dadurch lösen sie Unverständnis, Erstaunen, auch Ärger aus, wenn sie Ansprüche stellen, die wir Älteren als nicht angemessen erleben. Wo nehmen sie diese Selbstverständlichkeit her?
Sie kennen ihren Wert, den sie mit jedem Klick ins Internet bestätigt sehen. Diese Generation ist momentan auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt sehr gefragt. Es stehen viele Lehrstellen offen, Fachschulen im sozialen Bereich würden gerne mit ihnen die Klassen füllen..

Die Selbstsicherheit ist sich selbst gar nicht sicher

Unter diesem vermeintlichen Selbstbewusstsein verbirgt sich große Zukunftsunsicherheit. So taff wie sie auftreten, fühlen sie sich nämlich nicht. Sonst würden sie wie die Greta-Generation auf die Straße gehen und demonstrieren. Denn ganz tief innen lehnen sie sich gegen diese, in ihren Augen unwürdige und unmenschliche Arbeitswelt auf. Ihre Demonstration zeigt sich im Rückzug. Sie entziehen sich einfach diesen Arbeitsanforderungen, die ihnen nicht angemessen erscheinen, suchen für sich etwas Neues oder pausieren auch mal eine Weile. Das erklärt auch zum Teil die hohe Abbrecherquote, denn wenn es schwierig wird, müssten sie sich durchbeißen. Das scheint zu anstrengend.
In ihrem Verhalten drücken die jungen Menschen etwas aus, das wir ernst nehmen müssen, denn auch sie werden von inneren Werten geleitet, die ihr Leben erst lebenswert machen sollen. Sie reagieren auf eine Berufswelt, deren Nachteile sie an ihren Eltern erlebt haben. So wie es ist, wollen sie es nicht. Sie wollen sich nicht so kaputt machen wie die Generationen ihrer Eltern, sie wollen mehr Freizeit für Freunde, Familie und Hobbys. Sie wollen Ausgleich zwischen Arbeit und Leben. Die work-life-balance soll stimmen.

Die GenerationZ verstehen

Wer sie leiten und ausbilden will, muss sich mit ihrem Lebensgefühl auseinandersetzen. Wir müssen sie verstehen lernen, denn unsere Gesellschaft braucht ihre Kompetenzen. Sie werden in den nächsten Jahren die Führung in unserem Land übernehmen müssen. Deshalb geht kein Weg daran vorbei, sich mit ihnen zu beschäftigen. Es geht darum, ihre Weltsicht zu verstehen, ihre Wertvorstellungen ernst zu nehmen und ihnen mit ihrer Kreativität in Unternehmen wie in der Ausbildung einen Platz zu geben. Dafür müssen wir erkennen, was sie bewegt, was sie mitbringen, wo ihre Begabungen liegen. In absehbarer Zeit werden sie die jetzt 40 bis 50-Jährigen in unserer Gesellschaft ablösen. Damit das gelingen kann, müssen wir jetzt handeln. Bleiben sie über Jahre außerhalb der Ausbildungs- und Studiengänge, wird es immer schwieriger, sie zu integrieren. Wir brauchen sie gut ausgebildet und das wissen sie auch.

Diese GenerationZ muss spüren, dass sie gewollt ist

Für Führungskräfte bedeutet das, die tieferliegenden Werte der Generation Z freizulegen und ihre Begabungen für die Weiterentwicklung der digitalen Welt zu nutzen. Das gelingt, wenn wir ihre Talente freisetzen. Es braucht Anleiter und Ausbilder, die sich auch um das persönliche Wohl der jungen Menschen kümmern. Diese Generation konnte bisher kaum spüren, dass sie mit ihren Möglichkeiten nicht nur gebraucht wird, sondern gewollt ist. Ihr Auftreten verhindert meist, dass man die tieferliegenden Anliegen wahrnimmt. Sie wollen, dass ihre persönlichen Bedürfnisse nicht durch das Arbeitsleben aufgefressen werden. Sie suchen nach einem Ausgleich zwischen Arbeit und Leben. Dafür braucht es neue Ideen in den Unternehmen wie den Institutionen, die mit der Generation Z geboren werden könnten. Führungskräfte, die bereit sind sich auf diese Generation einzustellen, indem sie das Lebensgefühl ernst nehmen und die Talente entdecken, ihren Führungsstil darauf ausrichten, werden mit diesen jungen Menschen auch für ihr Unternehmen Erfolg aufweisen. Aber was noch wichtiger ist, wer auf diese Generation zugeht, leistet einen unschätzbaren Dienst für die ganze Gesellschaft. Die jungen Leute brauchen Erwachsene, die auf sie zugehen, die Anleitung geben, bei Schwierigkeiten ansprechbar sind. Wenn sie helfen, den Berufsweg zu bahnen, wird auch diese Generation bereit sein, Verantwortung zu übernehmen.  Wie jede Generation geben sie auch Ausbildern und Vorgesetzten die Chance, sich mit den jungen Leuten selbst weiter zu entwickeln.

Potentialanalyse und Biorhythmus als Basis für eine Berufsberatung, die Freilegung von Begabungen und Potentialen, Ausbildungsbegleitgespräche sowie Kritikgespräche sind konkrete Verfahren, wie Ausbilder und Vorgesetzte die GenerationZ an den Arbeitsprozess heranführen können.

Mit weiterbildung live hat hinsehen.net ein Programm entwickelt, das Zugang zur GenerationZ ermöglicht und die Verfahren vermittelt, um die Potentiale der jungen Menschen freizulegen, in einem Umfeld, das ökologisch orientiert ist und eine lange Krisenzeit bereits hinter sich hat.

Führungscoaching vom 8. bis 11. Oktober in der Provence zur Generation Z
zur Ausschreibung

Links:
Die Sicht der GenerationZ: So kann es nicht weitergehen
Earum die schule die Jungen im Stich lässt: Krasse Fehlsteuerung des Schulsystems


Kategorie: Verstehen

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