Foto Engin_Akyurt bei Pixabay

Corona - enttäuschte Hoffnungen

Wie sehnsüchtig haben wir im Sommer, als die Zahlen bei uns niedrig waren, darauf gehofft, dass wir Corona in ein paar Monaten vergessen können. Doch das scheint mit dem neuen Lockdown noch schwieriger. Wie werden wir mit dieser Herausforderung fertig?

Maske wird üblich

Wir haben doch alle gedacht, dass sich Corona durch unser diszipliniertes Verhalten bald verabschiedet, dass wir wieder gemeinsam etwas unternehmen können, Umarmungen die Seele wärmen, dass Geburtstage wieder unbeschwerte Begegnungen ermöglichen, Ausflüge, Konzerte, Theater und Events in unseren Alltag zurückkehren würden. Wahrscheinlich werden wir uns für länger oder sogar dauerhaft an die Maske gewöhnen. Ich mache immer einen großen Bogen um diejenigen, die keine Maske tragen. Dabei muss ich ziemlich an mich halten, um nicht wütend zu werden. Schnell kommen bei mir Gedanken hoch, wie rücksichtslos sie doch sind. Aber dann erinnere ich mich daran, dass ich als junger Mensch die Unbeschwertheit genossen habe. Ich kann auf der einen Seite die Unbekümmertheit der Jungen verstehen, dass sie leben, lieben und feiern wollen, auf Maske und Abstand verzichten. Auf der anderen Seite gefährden sie nicht nur mich und andere, sondern unser gesellschaftliches und kulturelles Leben, wie auch die wirtschaftliche Sicherheit vieler Unternehmen und damit gleichzeitig ihre eigene Zukunft. Es wird langsam unheimlich, wenn abends bei Einbruch der Dämmerung die Straßen wie ausgestorben sind. Ich möchte diese Angst eigentlich nicht hochkommen lassen, denn dann lähmt sie mich. Ich möchte in dieser Krise, in dem Rahmen, der mir möglich ist, handlungsfähig bleiben.

Wir sind auf uns geworfen

Es wird immer deutlicher, dass wir zunehmend mehr auf uns zurückgeworfen werden. Jeder auf sich selbst alleine oder in der Familie auf die kleine Gemeinschaft. Die neuen Verordnungen beschränken uns immer mehr. Das geht aber auch über unser Land hinaus. Die europäische Gemeinschaft trifft dieses Problem ja ebenso wie jeden Einzelnen von uns. Wenn die Grenzen dicht sind, ist auch wieder jedes Land auf sich selbst gestellt. Wie kann da der europäische Gedanke weitergehen? Wie können unsere Beziehungen im Kleinen wie im Großen erhalten bleiben? Wie soll unsere Zukunftsperspektive aussehen? Was ist mit denen, die jetzt erst in ihre Ausbildungen oder ins Studium einsteigen? Ich frage mich manchmal, welchen tieferen Sinn dieses Virus uns zugänglich machen will. Wohin sollen wir schauen? Auf was sollen wir achten? Ich weiß es nicht, aber ich spüre, dass Corona kein Einzelfall bleiben wird, wir werden auch in Zukunft mit Viren zu kämpfen haben, die unser Leben bedrohen. Denn wir haben eine Zivilisation gebaut, die Covid-19 erst die Entfaltungsmöglichkeit gab, die jetzt diese Zivilisation bedroht.

Bleiben diese Viren uns erhalten?

Mit einem Impfstoff gegen Corona werden wir vielleicht dieses Virus irgendwann beherrschen. Aber vermutlich steht das nächste schon in den Startlöchern. Ist es nicht unser „achtloses“„ausschweifendes“ Konsumleben, mit dem wir das Covid19 Virus freigesetzt haben? Gegen Achtlosigkeit und unsere „guten“ Lebensgewohnheiten scheint sich etwas in der Welt zu wehren. Wenn ich die Berichte aus den Urwäldern Südamerikas oder aus der Nordpolregion lese, beim Wandern in unsere eigenen Wälder schaue, dann wird ja offensichtlich, dass wir uns an dieser Natur, die unsere Lebensgrundlage ist, vergehen. Gleichzeitig frage ich mich, was ich als Einzelne damit zu tun habe. Ich versuche doch vernünftig zu leben, mich sogar aus meinem Garten ökologisch zu ernähren. Bin ich Mitverursacherin? Ja, natürlich, auch mein Konsumverhalten, das sich zwar im Rahmen hält, trägt dazu bei. Es spielt eine große Rolle, ob wir den Urwald, unsere Lunge der Welt für z.B. Palmöl, das auch in unserer Küche landet, abholzen, die Meere mit Haushaltsplastik und dem Schweröl von Kreuzfahrtschiffen verseuchen und damit die Fische vernichten, oder zu viel CO2 mit unserem unmäßigen Luft-und Autoverkehr, sowie anderen Dreckschleudern in die Luft pusten oder ob wir mehr Achtsamkeit gegenüber unseren Lebensbedingungen aufbringen. Wir überziehen mit unserem Konsum wie mit dem Bedürfnis nach einem „guten“ Leben unseren Freiheitsspielraum und leben damit auf Kosten anderer. Daran sind wir alle beteiligt, auch ich. Obwohl ich das auch gut verdrängen kann. Wenn ich die Augen offenhalte, kann ich sehen, dass die Verluste in der Natur unser Leben in Gefahr bringen. Alles was wir vernichten, hat seinen bestimmten Platz, der einen besonderen, einzigartigen Nutzen für das Zusammenspiel der Natur und damit für uns Menschen hat. Dieser Platz, der frei wird, führt zu einer Instabilität, die sich ausgleichen will. Der Garten ist dafür ein gutes Beispiel. Je mehr wir mit Vernichtungsmitteln arbeiten und damit das Gleichgewicht stören, desto mehr müssen wir damit rechnen, dass sich neuartige Populationen einnisten, neue Krankheiten bei uns auftreten, die möglicherweise viel größeren Schaden anrichten.

Es geht um ein tieferes Verständnis von Freiheit

Macht uns Corona vielleicht auf ein tieferes Verständnis von Freiheit aufmerksam? Freiheit ist nämlich nicht nur meine Freiheit, sondern auch die der anderen. Sie ist nicht bedingungslos. Die Bedingungen für ein freiheitliches Zusammenleben zwischen Mensch und Natur sind der würdevolle und achtsame Umgang mit mir und meinem eigenen Leben, mit dem Leben anderer Menschen und mit den Pflanzen und Tieren, den Flüssen und Meeren, sowie der Luft, die wir atmen. Meine Freiheit ist nur so viel wert, wie ich auch zur Freiheit des anderen beitrage, denn ohne die Freiheit des anderen kann auch ich nicht frei sein. Das Corona-Virus zeigt uns, wo wir die Achtsamkeit verlieren und damit auch unsere Freiheit wie die der anderen aufs Spiel setzen. Dieses kleine Virus, welches über die Macht verfügt, den ganzen Globus auf sich aufmerksam zu machen, will bemerkt werden. Möglicherweise will es uns auch zur Besinnung bringen, damit wir unsere Lebensweise ändern. Wenn wir es aushalten könnten, dann wäre ein Lockdown für einen Monat vermutlich eine Lösung, mit der wir das Virus in seiner Gefährlichkeit ernstnehmen und es damit zugleich verabschieden. 

Covid-19 ist erfolgreich

Dieses Virus ist nicht nur deshalb so erfolgreich, weil wir zu viele Kontakte pflegen, sondern auch, weil wir nicht gesund leben. Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, dass die Umweltverschmutzung ein Faktor ist, der bei einer Covid19 Erkrankung das Risiko, daran zu sterben, erhöht. Die Luftverschmutzung durch den Abrieb der Reifen und durch die Stickoxyde machen unsere Lungen anfälliger für einen schweren Verlauf der Infektion. Wir sind uns nicht bewusst, dass der Feinstaub viele kleinste Entzündungsherde in unserer Lunge verursacht. Auch ist die Fettleibigkeit, die sich in den letzten 20 Jahren immer mehr in unserer Bevölkerung zeigt, ebenfalls ein Faktor, der die Todesraten erhöht. Die vielen Stunden im Auto, im Flieger oder der Bahn, um zur Arbeit zu kommen beeinträchtigen uns, denn wir verbringen zu viel Zeit in geschlossen Räumen, auf zu engem Raum, gehen zu wenig an die frische Luft.

Dem Virus den Wirt entziehen

Das Virus kann ja nur überleben, wenn es einen Wirt hat. Dieser Wirt sind wir selbst. Je gesünder wir sind, desto besser kommen wir möglicherweise auch durch eine Ansteckung hindurch. Langfristig aber müssen wir doch an unserer Art zu leben etwas verändern, damit wir grundsätzlich gesünder sind, um genügend Abwehrkräfte zu entwickeln, die uns vor Attacken neuer Viren besser schützen. In der Coronazeit wurden ja schon einige Aktivitäten deutlich, die dazu beitragen können. Menschen bauen ihr Gemüse in Hochbeeten auf Balkonen und Dächern an, wenn sie keinen Garten haben, sie kochen wieder selbst um sich gesünder zu ernähren. Unternehmen lassen ihre MitarbeiterInnen im Homeoffice arbeiten, und ersparen diesen die oft langen Fahrten zum Arbeitsplatz. Die eingesparte Zeit ermöglicht mehr Freizeit, damit wir uns mehr an der frischen Luft bewegen können. Das sind nur einige Beispiele, mit denen wir die Krise zwar nicht beheben, aber zumindest aus der Krise etwas lernen können. Die Veränderung der eigenen Lebensbedingungen spiegeln sich in der Natur wider und umgekehrt. Wir sind voneinander abhängig. Wenn ich mein Leben gesünder gestalte, verbessere ich zugleich die Umweltbedingungen. Dafür braucht es aber das Engagement jedes einzelnen. Verordnungen allein reichen nicht. Ich muss selbst etwas an meinem Leben verändern wollen. Ich kann es nicht an die Politik delegieren, damit ich mich von meiner eigenen Verantwortung freimache. Auf meinen Lebensstil hat die Politik zudem wenig Einfluss.

Viele Anregungen finden sich in den Veröffentlichungen von Matthias Horx in seinem Buch Die Zukunft nach Corona – Wie eine Krise die Gesellschaft, unser Denken und unser Handeln verändert “ beschrieben, wie Wandel durch Selbst-Veränderung und damit zur Weltveränderung entstehen kann.

(Der obige Buch-Link führt zu Amazon. Amazon nutzt Cookies und zahlt hinsehen.net beim Kauf eine kleine Provision. Damit decken wir einen ganz kleinen Teil der Kosten für unser Portal. Ihnen entstehen keine Mehrkosten.)


Kategorie: Verstehen

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Zum Seitenanfang