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Bayern München und Dynamo Kiew

1977 blickte die Fußballwelt nach Kiew. Die damals dem Militär zugeordnete Mannschaft – Dynamo Kiew - beendete die Siegesserie der Bayern.

1977, welch ein Jahr. Das Letzte bevor die Moderne endete. Paul VI. war noch unter den Lebenden. Reza Schah Pahlavi noch im Iran an der Macht und «»Star wars» und «close encounters oft he third kind» kamen ins Kino. Die ganze Welt aus einem Guss. Borussia Mönchengladbach wurde zum dritten Mal hintereinander deutscher Meister.

Ein Jahr später war alles umgekehrt. Karol Woytila wurde Papst. Das Endspiel um den Kommunismus begann. Der Westen begann erstmals mit NGOs, Kirchen und Gewerkschaften politische Umstürze einzuleiten. Das Thema fand viele Nachahmer wie die Philippinen. Im Iran gab es eine islamistische Revolution und der Fußballclub aus der heiligen Stadt Köln wurde deutsche Fußballmeister aufgrund des besseren Torverhältnisses vor Borussia Mönchengladbach, obwohl letztere ein 12:0 von Borussia Dortmund geschenkt bekamen. Lauter Zeichen an der Wand der Zeitenwende.

Für das Viertelfinale des Europapokals, heute Champions League der Landesmeister, gab es die Auslosung FC Bayern München, dem amtierenden Titelträger mit drei Siegen hintereinander, gegen den Dynamo Kiew.

Das Hinspiel in München gewann FC Bayern 1:0, das Rückspiel verlor es durch zwei späte Tore mit 2:0, womit aus es dem Wettbewerb ausschied.

Der Gegner verdient einige Beachtung. Wir befinden uns in einer Zeit als die UdSSR noch existierte. Der spitzen Fußballclub war in Kiew beheimatet mit dem Namen Dynamo Kiew.

Dieser Club gewann 1975 erstmalig den Europapokal der Pokalsieger. In einem weiteren Wettbewerb, dem UEFA Supercup zwischen dem Sieger der Landesmeister und dem der Pokalsieger, trafen dann Bayern München und die Dynamo Kiew aufeinander. Das Spiel endeten in einem Desaster für Bayern München. Man verlor beide 1:0 und 2:0. Bayern schied im Viertelfinale aus. Ab jetzt war Dynamo Kiew der Angstgegner, gegen den man anscheinend kein Konzept hatte. Bei dem Wettbewerb der Landesmeister im Folgejahr 1976 traf Dynamo Kiew im Halbfinale auf Saint Etienne. Die Franzosen mit Michel Platini hatten ein besseres Konzept und räumten den Angstgegner aus dem Weg. Später im Endspiel gegen Bayern München scheiterten sie an den aus der Zeit gefallenen viereckigen hölzernen Torpfosten an der Endspielstätte Hampton Park in Glasgow. Auch so eine historische Spielstätte, an der 26 Jahre später diesmal eine deutsche Mannschaft in einem faszinierenden Endspiel gegen Real Madrid verloren.

Aber zurück zum März 1977 in Kiew

Trainer war Valeriy Lobanovskiy – er trainierte auch 1988 die Mannschaft UdSSR die im Endspiel Europameisterschaft gegen die Niederlande 2:0 verlor, In Kiew begann er, eine andere Art Fussball spielen zu lassen. Mit einem Arsenal erstklassiger Spieler, vor allem den berühmten Oleh Blokhin, trainierte er eine Raumdeckung, ein Fussball total wie die Niederlande, aber noch viel mehr mit einer wissenschaftlichen Herangehensweise, einem hohem Pressing gegen den Gegner. Ganze Generationen von Trainer bis zu Ralf Rangnick in seinem berühmten Auftritt im Sportstudio als Trainer des SSV Ulm, hatten sich einiges von ihm abgeschaut.

Damit war Bayern hoffnungslos überfordert 1975. Alle Welt bejubelte dies 1975. Vielleicht übersahen manche, dass Bayern mit Detmar Cramer einen ähnlichen Titanen auf der Trainerbank hatte. Der gleiche Trainer übrigens der in der Halbzeit des EM Halbfinales im ZDF erklärte, warum die UdSSR gegen die Niederlande verlieren würde und das in einem Satz. Valeriy Lobanovskiy hatte sich im Endspiel 1988 vercoached. Gegen Rinus Michels

1977 war man aber auch schon mit Dynamo Kiew auf dem absteigenden Ast. Ähnliches galt für Bayern München. Ein paar Monate später verließ Beckenbauer die Stadt und heuerte bei Kosmos New York an. Eine weitere Stütze, Uli Hoeneß, wurde bald darauf so verletzt, dass er seine Karriere beendete. Weitere Stammspieler wie Sepp Maier oder Gerd Müller wurden altersbeding schwächer.

Ein Bild bleibt in Erinnerung. In der ersten Halbzeit erhielt Kiew einen Elfmeter vom österreichischen Schiedsrichter. Der wahrlich nicht als Elfmetertöter bekannte Sepp Maier hielt ihn. Das Schicksal schien abgewandt. Nein. In der 83 - ein weiterer Elfmeter - und 87 Minute fielen zwei Tore.

Das Ende der Ära war eingeleitet erst 24 Jahre später gelang es Bayern München nach vielen teilweise historischen Fehlschlägen wieder den Titel zu gewinnen.

Der Ort für diesen letzten Akt war schicksalshaft gewählt. Das Zentralstadion in Kiew, mit 100.000 Zusehern, ein Schiedsrichter namens Erich Linemayr aus Österreich  - der sehr wichtige internationale Spiele mit interessanten Ausgängen leitete - Niederlagen Bayerns hatten oft eine österreichische Konnotation, sei es, dass man ein Spiel in Wien verlor oder hier.

Das ikonische Bild ist Sepp Maier der endlich einen Elfmeter hielt, was man sich als Bayern Fan immer wünschte, leider im allerletzten Akt einer immens erfolgreichen Ära an einem wahrlich würdigen Ort, am Ende einer historischen Ära. In der Bundesliga begann ein Jahr später mit einer Rückkehr von Paul Breitner und der Revolution gegen einen Trainer Max Merkel der Wiederaufbau.

Der Europapokal der Landesmeister wurde 1991/ in Champions League umbenannt Hier zur Liste: Europapokal Landesmeister 

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Kategorie: Verstehen

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