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Ausgleich finden

Wie viel Unruhe spielt mir der Alltag über das ein, was alleine von außen auf mich zukommt. Selbst wenn ich mir beruflich keine Sorgen machen muss, führt das nicht einfach zu innerer Ausgeglichenheit. Ich muss mich um das kümmern, was wir mit Seele bezeichnen. Ein Ort, wo ich das finde, ist der Garten.

Als Berufstätige gerate ich jeden Tag in der Bahn oder mit dem Auto auf der Straße in Anspannung. Als Renter*in fängt der Tag zwar ruhiger an, jedoch dauert alles länger. Für die einen sind es die Staus oder das Gedränge, die ihre Aufmerksamkeit schon früh am Morgen in Anspruch nehmen, für die anderen die vielen kleinen Dinge, die nicht mehr so leicht von der Hand gehen, manchmal sogar überfordern oder nerven, wenn es z.B. um den Umgang mit der digitalen Welt geht. Da kann schnell das Gefühl aufkommen, Bedingungen ausgeliefert zu sein, auf die ich gerade keinen Einfluss habe. Die Fremdbestimmung setzt sich sogar oft am Tag einfach fort. Sie absorbiert meine Aufmerksamkeit, versetzt mich sogar so in Anspannung, dass sie mich am Abend vor die Frage meiner Zufriedenheit stellt. Da nagt manchmal so ein ungutes Gefühl in mir. Wer meldet sich da? Meistens ist das der unsichtbare Teil in uns, den wir Seele nennen. Sie fühlt sich nämlich manchmal zu kurz gekommen.

Seele braucht Pflege

Mit der Körperpflege, wie mit der Ernährung sorge ich jeden Tag dafür, dass mein Körper sich gesund entwickelt. Mein geistiges Wachsen unterstütze ich durch Lesen, Anregungen aus Radio und Fernsehen, die Auseinandersetzung mit neuen Trends, Gespräche mit Freunden, mit dem Schreiben. Was aber ist mit meiner Seele? Sie braucht eigentlich auch jeden Tag Nahrung damit sie nicht verhungert oder verkümmert. Aus was ernährt sie sich eigentlich?

Dem inneren Menschen Aufmerksamkeit widmen

Es ist schon ein Gewinn für sie, wenn wir sie überhaupt registrieren und wahrnehmen. Wer hat schon jeden Tag seine seelische Gesundheit im Blick? Unser Körper braucht sich über Aufmerksamkeit nicht zu beklagen, denn den versorgen wir gut. Die Seele scheint irgendwie mitzulaufen, ohne dass wir auf sie achten müssten. Es gibt auch keine Ernährungspläne oder Gesundheitsvorschriften, die wir unserer Seele gegenüber einhalten müssten, damit sie gesund wachsen kann. Wird in der Beschäftigung mit Literatur oder im Religionsunterricht die Seele Thema? Gespräche haben fast nie die Seele zum Inhalt. Wer redet denn schon darüber, wie es ihr in meinem Körper geht oder wie es mir mit ihr geht? Haben wir dafür überhaupt Worte? Das ist ein Tabuthema, das leicht abgetan werden kann, wenn man die Sorge für die Seele als Verweichlichung hinstellt. Schaue ich genau hin, dann ist sie es, die mich sein lässt. Sie ist es, die mir ein Zuhause in dieser Welt ermöglicht, die mich in etwas Größeres einbindet. Mit ihr kann ich meine Spiritualität entdecken, die mir die Welt erschließt und mit der ich mein Leben bereichern kann. Sie ist mehr als ein Zugewinn. Interessant ist dabei, dass jeder eigentlich eine bestimmte Spiritualität in seinem Leben lebt, ob uns das bewusst ist oder nicht. Auch gibt es nicht nur eine Geisteshaltung gegenüber dem Leben, denn so unterschiedlich wie wir Menschen sind, so verschieden ist auch unser spiritueller Zugang zur Welt. In dem kleinen Büchlein von Gerhard Dane konnte ich meine, durch den Garten inspirierte Spiritualität entdecken. Er hat diesen Titel gewählt:

Im Garten kannst Du Gott begegnen – ein spirituelles Erlebnisbuch

Das kleine Taschenbuch beschäftigt sich mit Gartenbildern und Texten aus der Bibel. Er beginnt mit eigenen Gartenerfahrungen, seiner Liebe zur Gestaltung und Pflege, um zu zeigen, wie nahe er selbst durch den Garten Gott erfahren kann. Er greift die Texte auf, die sich in der Bibel mit Gärten, Weinbergen, Bäumen beschäftigen. Da spielen die Fruchtbarkeit, die Vergänglichkeit, neues Leben immer wieder eine Rolle. Gärten sind auch Orte des Sterbens und Vergehens wie des Neuwerdens. Leben kommt immer wieder aus dem Tod. Im Garten stirbt nichts ins Nichts. So beschreibt er Gott auch als Landschaftsgärtner, für den wir Menschen eine Zeitlang als Mitarbeiter in dem großen Weltengarten arbeiten dürfen. Viele Texte der Bibel und Psalmen können wir als Ermutigung für unsere Arbeit im Gottesgarten lesen, können den Schöpfer neu entdecken, im Beten unsere Balance zwischen Wertlosigkeit und Überheblichkeit finden. Er spricht sogar davon, einen größeren Genuss zu erfahren.

Die Texte sind anregend geschrieben, beziehen sich immer auf einen Bibeltext oder Psalm. Das eröffnet dem Leser neue Blicke auf die Inhalte der Bibel. Das Büchlein kann abschnittsweise gelesen werden, deshalb eignet es sich für eine kleine Auszeit im Garten, für eine kurze Meditation am Morgen oder Abend.
Wer sich tiefer mit den Texten auseinandersetzen will, wird motiviert, die zitierten Texte in der Bibel nachzuschlagen. Das Büchlein hat 105 Seiten und ist im Taschenbuchformat in der Topos-Reihe erschienen.

 

 


Kategorie: Entdecken

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