Unterstützung für das Verkleinern
Obwohl beim Aufräumen immer mehr Unordnung entsteht, ist es mir bis fast zuletzt gelungen, mein Zuhause weiter wohnlich zu gestalten, so dass ich mich noch wohlfühlen konnte. Ich habe mir sogar Blumen aus dem Garten geholt, damit es noch ein bisschen freundlich bleibt. Die Kamelie ist gerade in voller Blüte. Ihre Blütenblätter wirken wie aus Porzellan. Trotzdem setzt sich das Durcheinander immer mehr durch. Vielleicht kennen Sie das auch: wenn ich ausmiste, entsteht erst einmal ein ziemliches Tohuwabohu. Da liegt hier und dort etwas. Jede Menge Kleinteile, wie Schräubchen, Halterungen, Gürtel und andere verstaubte Dinge, die über Jahre kein Licht gesehen haben. Sie tauchen aus den Schubladen und Regalen auf. Ich muss entscheiden, ob ich sie wegwerfe oder noch brauchen kann. Wohin mit all dem ganzen Kleinkram? Beim Sortieren füllen sich die Müllsäcke. Die Umzugskisten werden voll und voller. Jetzt bin ich in der letzten Phase meiner Aufräumaktion. Es ist kahl um mich herum geworden und dann doch ungemütlich. Der Balkon ist frei von Pflanzen, die Platten geputzt, die Küche abgerissen. Bei den schwierigen Manövern wie Balkon räumen oder Balkonplatten schrubben und von Moos befreien, Küche abreißen und für den Sperrmüll auf die Straße tragen, hatte ich Unterstützung durch meine Kinder und Bekannte. Ich bin froh, dass ich so früh mit dem Aussortieren angefangen habe. Es darf jetzt Umzugstag werden. Die Verpflegung ohne Küche ist auch gesichert. Ich werde eingeladen.
Kleinere Wohnung- weiterer Blick
Vor ein paar Tagen war ich in meiner zukünftigen Wohnung in Bad Neuenahr. Da ist inzwischen alles grundsaniert, eine Küchenzeile eingebaut, ein neuer Fußboden und die Wände gestrichen. Obwohl ich mich um die Hälfte verkleinere, fühle ich mich in den noch kahlen Räumen fast wie zu Hause. Die Sonne scheint zur Mittagszeit auf den Balkon, macht die Wohnung hell, warm und freundlich. Aus dem Wohnzimmer und dem Schlafzimmer kann ich weit nach Westen ins Ahrtal hineinschauen. Der weite Blick öffnet mir den Horizont. Ich habe zwar nicht mehr den Blick auf den Drachenfels und den Rolandsbogen, dafür aber auf die Weinberge, die im Frühjahr grün und im Herbst bunt werden.
Der persönliche Briefkasten schon in Betrieb
Als ich im Augustinum an meine Haustüre komme, fällt mein Blick auf den Briefkasten. Da steht schon mein Name darauf. Obwohl ich noch nicht eingezogen bin, habe ich bereits Post. Es ist eine Einladung zum Etagentreffen im Café, bei dem ich die Nachbarn kennenlernen werde, die auf meiner Etage wohnen. Da bleibe ich nicht lange Fremde, das Eingewöhnen gelingt wahrscheinlich ganz schnell. Auch steckt die hausinterne Wochenzeitung mit den Aktivitäten für jeden Tag im Kasten. Ich kann daran teilnehmen, wenn mir danach ist. Ich habe die freie Wahl. Was ich besonders wohltuend erlebe, ist das Gefühl, dass ich erwartet werde in einem Haus, in dem ich bis jetzt nur sehr zugewandte, freundliche MitarbeiterInnen und BewohnerInnen erlebt habe.
Das kulturelle Umfeld
Ich bin erstaunt über die vielen Angebote in der Wochenzeitung. Für jedes Interesse ist etwas dabei. Es gibt Gymnastikkurse, Qi-Gong, Konversationstreffen in Französisch, Englisch und Italienisch. In der Schreibwerkstatt kann ich meine Biographie weiterschreiben. Bridge und Boulegruppen, Spiele-Gruppen, Technikwerkstatt zur Unterstützung bei Fragen zum PC, Handy oder Laptop, offenes Singen etc.. Auch Kulturelles wird den Bewohnern angeboten, so am Donnerstag das „Torsten Zwingenberger Jazz Quartett“, am Samstag Konrad Beikircher mit „Überleben von Rheinländern“. Ein buntes, anspruchsvolles Programm. Ich bin zuversichtlich, dass ich sowohl körperlich wie geistig nicht „verhungern“ werde. Auch für die Seele ist gesorgt, denn es gibt Gottesdienste und seelsorgliche Begleitung. Auf der letzten Seite des Wochenbriefes findet sich der Menüplan das tägliche Dreigängemenü. Es ist auf viele Geschmacksrichtungen ausgerichtet. Für Vegetarier immer vielseitig, für Fisch und Fleischesser ist gesorgt und für alle ein reichhaltiges Salatbuffet.
Abschnitt kein Abschied
Der Ortswechsel im Alter ist eine positive Herausforderung, weil er einen Neuanfang ermöglicht. Ich werde alles neu erkunden können. Das ist spannend und anregend, es weckt in mir Energie und Lust auf Menschen. Ich frage mich natürlich in meinem Innern, ob ich es schaffe, mich noch einmal gut zu verwurzeln und Beheimatung zu finden, Menschen dort anzutreffen, die mit mir etwas wollen, mit denen ich mein Alter lebendig gestalten kann. Ich bin zuversichtlich, denn für das Neue fühle ich mich offen und innerlich weit genug, um diesen Schritt mit Freude zu gehen. Ich bin auf die vielfältigen Erfahrungen, die auf mich warten, gespannt.
Dieser Lebensabschnitt ist kein endgültiger Abschied vom Bisherigen, denn ich bin nach wie vor mit meinem Garten und den Menschen hier verbunden. Ich behalte meinen Garten und werde mit der früheren Hausgemeinschaft weiterhin unser Sommerfest feiern.
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