Leitung ist ein vielseitiges Geschehen

Unter Leitung kann man vielerlei verstehen. Vorausschauen, Ziele setzen, Projekte entwickeln, Mitarbeiter führen, Konflikte bereinigen, Sitzungen moderieren, .......
Aber was hält das ganze zusammen, was ist der springende innere Punkt für Leitung, von dem die Dynamik ausgeht?

• Worauf muss sich Leitung immer wieder rückbinden?
• Was stellt die Werte des Unternehmens sicher?
• Wie wird Leitung für Kunden sowie für Mitarbeiter spürbar?
• Wie wird Leitung nicht nur zu einem Pflichtenheft, sondern zu einer freudvollen Ambition?

Landschaft mit Kreativität erfüllt

L’ete St. Martin, so wird der November nach dem Martinstag genannt, weil er normalerweise noch viele sommerliche Stunden bereithält. Wir sind zu Viert, kommen beruflich alle aus ganz unterschiedlichen Leitungserfahrungen, die wir in den nächsten Tagen gemeinsam auswerten.
Wir sind auf einem Weiler mitten in der Provence. In einer kreativen Landschaft mit klarer Luft nähe Forcalquier. Oft verbinden Menschen die ländliche Provence mit Abgeschiedenheit, zum Teil auch mit leeren Häusern, denn die Jungen sind weggegangen. Aber das Leben ist längst in diese verwunschene Gegend zurückgekehrt.
Sie erzählt auf Schritt und Tritt Geschichten, damit wir an ihrer Geschichte teilhaben können. Künstler, Musiker, Schriftsteller, Menschen aus aller Herren Länder haben sich nach der Landflucht der Jungen hier niedergelassen. Eine bunte internationale Kultur hat sich inzwischen entwickelt. Vernissagen, Events, Jazzkonzerte sind hier so verbreitet wie in einer Großstadt. Das Leben ist anregend in dieser ländlichen Atmosphäre mit Menschen, die sich auf etwas Neues einlassen.

Klarer Himmel alte Eichen

Der Himmel und die Luft sind so klar, dass sich auch in der Nacht das Sternenzelt über uns deutlich ausmachen lässt. Das Observatoire de Haute-Provence liegt ganz in der Nähe. Die Gegend ist bekannt für die besonderen Möglichkeiten, mit Teleskopen den Himmel abzusuchen.
Auch wir sind auf der Suche, aber nicht nach Sternen, sondern nach dem „besonderen Kern“ für Leitung. Dafür zeigen uns die alten Eichen, die sich mit ihren Wurzeln 20m tief in der Erde verankern, wie tief man graben muss, um zu dem zu kommen, was nährt, was gesund hält, was wachsen lässt und dann auch Früchte bringt. Erst mit dem Wasser aus den Tiefen entwickeln sich grüne Blätter, die den Bäumen im Frühjahr und Sommer die Lebenskraft geben, die ihnen eine gesunde Ausstrahlung verleiht.
Im Herbst tragen die Eichen an den Ästen buntes Laub mit vielen Früchten, das Ergebnis für die Mühen bis zum Grundwasser vorzudringen. Solche Bäume wirken auf uns gesund, belastbar, überlebensfähig.
Auch der Kunde eines Unternehmens braucht zuerst den Eindruck des gesunden Grüns, damit er das Vertrauen gewinnt, dass noch mehr von dem Unternehmen zu erwarten ist.
Können wir noch mehr an der Eiche ablesen, worauf es bei Leitung ankommt?

Es ist erst etwas Kleines.

Unter der Schale, im Kern der Eichel sitzen die Gene eingebettet. Sie können eine Zeitlang ruhen, wollen sich aber dann irgendwann doch entwickeln. Dafür braucht die Eichel einen Boden, in den sie sich einwurzeln kann. 
Das ist bei Unternehmen ähnlich. In den MitarbeiterInnen sind die Begabungen und Talente angelegt, die den Kern des Unternehmens erst zur Entfaltung bringen, die das Unternehmen wachsen lassen, wenn die Leitung entsprechende Bedingungen ermöglicht.
Leitung sorgt dafür, dass die Begabungen der MitarbeiterInnen zum Tragen kommen und sich durch Fortbildung weiterentwickeln können. Sie achtet auch darauf, dass neu erworbene Kompetenzen in den Angeboten des Unternehmens spürbar werden.
Der Boden lässt neue Eichen wachsen. Auf diese Weise entstehen Eichenwälder. Sie sichern den Bestand, die Nachhaltigkeit, die Aktualität, signalisieren Standfestigkeit wie Flexibilität. So können wir das auch bei Unternehmen beobachten.
Mit einer Leitung, die den Boden für die Entwicklung der Begabungen der Mitarbeiter bereitet, bleibt ein Unternehmen flexibel, aktuell, dynamisch. Sie sichert dadurch das Überleben des Unternehmens, sorgt für gesunde und motivierte MitarbeiterInnen, die auf dem neuesten Stand sind. Auf diese Weise wird auch die einzigartige Unternehmensphilosophie, die Werte für die das Unternehmen steht, konkret.

Leitung kann man spüren

Sowohl Kunden wie Mitarbeiter spüren, ob die Leitung in einem Unternehmen sich um die Kundeninteressen kümmert, die dann die Qualifizierung der MitarbeiterInnen zur Folge haben. Sie spüren auch, inwieweit im Handeln der Leitung die Werte der Unternehmensphilosophie gelebt werden und ob sie dem Kern der Unternehmensphilosophie gerecht wird.

• Können MitarbeiterInnen die Werte des Unternehmens durch das Handeln der Leitung erfahren und spüren?
• Ist das Unternehmen durch ihre Leitung an den Kundenwünschen orientiert, spüren die Kunden das?
• Haben MitarbeiterInnen im Unternehmen eine Chance sich weiter zu entwickeln, spüren sie die Unterstützung?
• Spürt der Kunde eine wertschätzende Haltung von Leitung und MitarbeiterInnen?
• Werden die Werte des Unternehmens im Handeln der Leitung gegenüber MitarbeiterInnen und Kunden spürbar? 

Von der Vielheit zum Kern

Kreativität wächst hier in besonderer Weise. Die weite hügelige Landschaft der Provence inspiriert beim Nachdenken. Da gibt das eine Wort das andere. Wir sammeln  unsere Erfahrungen unter dem klaren Himmel. Viele  unterschiedliche Aspekte tragen wir zusammen, bis es fast unübersichtlich wird. Eine schöpferische Pause tut Not. Die Erholungsphase haben wir gebraucht, um mit Konzentration die Vielheit zu bündeln. Es schält sich heraus, wir entdecken den Kern, den Schlüssel für Leitung.

Leitung ist Haltung

Wer in Leitungsfunktion ist, verpflichtet sich der Verwirklichung der Werte des Unternehmens und der Werte des Kunden. Aber nicht nur, um sie irgendwie ins Wort zu bringen, sondern insbesondere durch das eigene Verhalten. Durch ihr Verhalten transportieren Vorgesetzte die Werte des Unternehmens. Es muss für Mitarbeiter und Kunden spürbar sein. Dazu dienen der Leitung wertorientierte Verfahren und Methoden. Sie sind in den unterschiedlichen Trainings lernbar.
Aber für das Wachsen der Person selbst braucht es noch mehr.

An der eigenen Charakterfalle arbeiten

Die Aneignung von Methoden erweitern das Leitungsrepertoire, sichern aber noch nicht ab, dass sich die eigene Haltung ändert. Dazu braucht die Leitung die Arbeit an der eigenen Person, an dem eigenen Charakter, vor allem an der Schattenseite, der Charakterfalle. Sie ist es nämlich, die Leitung zum Stolpern bringt, so dass sie zu Fall kommt. Wir spüren es an den Rückmeldungen. Die anderen monieren meist das Gleiche. Es ist daher nur eine Schwachstelle, die wir in den Blick nehmen müssen, um sie zu verwandeln. Ich muss sie herausfinden, damit ich daran arbeiten kann. Manchmal wissen wir genau, wo wir uns nicht genügen. Manchmal brauchen wir die Rückmeldung von außen.
Arbeitet Leitung an ihrer Schwachstelle, z.B. an ihrer Ungeduld, ihrem  Unmut, ihrer Strenge, Maßlosigkeit, ihrer Nachlässigkeit, ihrer Wut, ihrem Geiz, ihren Übergriffen, ihren Vorurteilen, ihrem  Stolz oder ihrer Selbstsucht, ihrer Rechthaberei, ihrem Alleingang, ihrer Angst spüren es alle. Es ist wohltuend und ansteckend für andere, den Entwicklungswillen von Führungskräften zu erleben.

Entwicklung braucht Begleitung

Für die Arbeit an der eigenen Person brauche ich einen guten Begleiter oder Begleiterin, die mir behilflich sind, die Geduld mit mir haben. Eine innere Verwandlung unserer Charakterschwächen geht nämlich nur step by step. Je länger ich meine Schwachstelle ausbaue, sie sich so richtig in meinem Charakter verfestigen kann, desto länger brauche ich auch, um sie zu verwandeln. Übrigens übernimmt unsere Schwachstelle eine wichtige Funktion in unserem Verhalten. Wir haben etwas davon, sonst würden wir ihr nicht so viel Macht in uns zugestehen. Das bedeutet aber auch, dass ich mich entscheiden muss, den vermeintlichen Nutzen dieser Schattenseite zu bearbeiten.
Wer jung anfängt, an seinem Charakter zu arbeiten, hat es leichter, denn so manches ist noch nicht so verfestigt. Die Mühe für diese Arbeit lohnt sich: Alle können es spüren

Herzlichen Dank an Ulrike und Rolf für die kreativen Tage in der Provence, die uns ermöglichten, den Schlüssel für Leitung konkreter zu formen. „Leitung ist spürbar“ heißt das Seminarangebot, das wir entwickelt haben. Den weiten Himmel, die tiefen Wurzeln, das kreative Flair soll Vielen zugute kommen. Das erste Seminar findet im Oktober 2019 statt. 

        Anzeige                            Yoga am Meer  Katja Thomson