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Arbeit - die Vorstellungen der jungen Generation

Arbeit hieß bisher „Arbeitsplätze“, „Löhne“, „Arbeitsschutz“. Die Generation, die jetzt anklopft, will die Anforderungen der Arbeit ändern, anders arbeiten. Sie sind ökologisch bewusster. Hier eine Porträtskizze der Zwanzigjährigen.

Die Welt schaut mit Interesse auf die Schüler, die sich gegen den Klimawandel engagieren. Es sind Schüler und Schülerinnen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren. Sie haben etwas vor, sie wollen nicht alles schlucken, was von den Achtundsechzigern in die Welt gesetzt wurde. Es meldet sich eine Generation, die sich öffentlich artikuliert. Wird das so bleiben? Welchen Einfluss werden sie in Zukunft nehmen? Wie wird sich das gesellschaftlich zeigen? Auf jeden Fall werden sie nach der Generation Z ans Ruder gehen. Was werden sie von denen übernehmen?

Ein anderes Lebensgefühl

Die Generation Z fühlt sich anders an. Ein großer Teil derer, die jetzt zwischen 19 und 29 Jahren alt sind, suchen nach Orientierung und Sicherheit. Aber sie wollen sich nicht so anstrengen wie die Generation ihrer Eltern. Sie reagieren empfindlich, wenn es Druck gibt oder mal ein harscher Ton herrscht. Das führt nicht unbedingt zu offenen Auseinandersetzungen, sondern bei dieser Altersgruppe eher zum Rückzug. Sie fangen eine Lehre oder ein Studium an. Wenn sie merken, dass „es das doch nicht ist“ oder sie mit den Ausbildern nicht klar kommen, verschwinden sie. Es darf weder zu anstrengend noch zu streng werden. Sie weichen bei Druck zurück. Wollen sie den Abschluss schaffen, müssten sie sich ziemlich ins Zeug legen. Das verlangt Durchhaltevermögen, Ausdauer und ein Ziel vor Augen. Es scheint so, als wäre das nie von ihnen so richtig verlangt worden. Da ist es doch einfacher abzubrechen, etwas Neues anzufangen. Für einen Wechsel winken dieser Altersgruppe viele Möglichkeiten. Was jetzt? „Zu Hause kann ich wieder einziehen. Ich versuche etwas Neues.“

Was hat diese Altersgruppe so geformt?

Sie sind in einer Gesellschaft groß geworden, in der Eltern unter einem hohen Leistungsdruck stehen und in der beide Elternteile arbeiten müssen, um den Lebensstandard zu garantieren. Das hat auch dazu geführt, dass der schulische Erfolg der Kinder einen hohen Stellenwert einnimmt. Der hat den Anspruch von Eltern an die Lehrerschaft veränderte. Nicht mehr wird dem Lehrer einfach recht gegeben, wenn dieser tadelt oder schlecht benotet, sondern er soll den schulischen Erfolg sichern. Weil die Kinder bei schulischen Schwierigkeiten vom Elternhaus eher in Schutz genommen werden, sind sie nicht gewohnt, bei Schwierigkeiten Eigeninitiative zu übernehmen. Auch sind sie in ihrem Innern in Bezug auf die eigenen Fähigkeiten eher unsicher, weil sie nicht ausprobieren konnten, was sie aus eigenen Kräften können. Ihr Sicherheitsbedürfnis ist zwiespältig, weil sie eigentlich ihre Unabhängigkeit wollen, sich gleichzeitig aber den Herausforderungen dieser Eigenständigkeit nicht gewachsen fühlen. Diese Generation wurde unter einem weiten Schutzmantel der Eltern groß. Dafür wurde der Begriff Helikoptereltern geprägt.

Die Gruppe der Leistungsorientierten

Auch wenn das gängige Bild dieser Altersgruppe so wie oben beschrieben erscheint, gibt es auch eine andere Gruppe innerhalb dieser Generation, diejenigen, die strikt, auch ehrgeizig, erfolgsorientiert ihr berufliches Ziel verfolgen. Sie schließen ihr Studium oder ihre Ausbildung ordentlich ab. Sie sind digital in der ganzen Welt vernetzt, sprechen oft mehrere Sprachen, sind an der Verwirklichung ihrer Qualifikation interessiert. Aber ihre Zahl reicht nicht aus, um die Aufgaben zu meistern, die in den nächsten Jahren auf diese Generation zukommen. Deshalb braucht es auch die anderen, die ein anderes Wertesystem verfolgen.

Was treibt diese Generation an?

Es wird nicht einfach, diese unterschiedlichen Wertesysteme zu verbinden, denn diejenigen, die gerade nicht so strikt ihren Weg verfolgen, bewegt ja auch etwas. Sie wissen, dass das Leben mit zunehmendem Alter von ihnen mehr verlangt, als sie augenblicklich bereit sind zu investieren. Sie wissen auch, dass sie ihrem Leben eine Form geben müssen, aber dafür lassen sie sich Zeit. Sie wollen es auch nicht so wie es ihre Eltern machen. Aber wieviel Zeit haben sie noch?

Das Wertesystem muss in die Arbeitswelt integriert werden

Fast alle Abiturienten drängen in ein Studium, das sie aber oft nicht zu Ende führen. 30 Prozent, so neuere Zahlen, verlassen die Universitäten ohne einen Abschluss. Sie und andere werden von Ausbildungseinrichtungen außerhalb der Universitäten umworben. Handwerksbetriebe, Fachschulen, Ausbildungsstätten für Gesundheitsberufe suchen händeringend nach dieser Altersgruppe. Schaffen sie es, an die Werte dieser Generation anzudocken?

Für welche Werte stehen sie?

Ihre Werte sehen anders aus. Sie sind sehr mit sich selbst beschäftigt. Sie wollen ihr Leben anders gestalten. Sie wollen Arbeit und Leben in eine bessere Balance bringen, da reichen auch 3 Tage Arbeit in der Woche. Sie spüren, dass es um mehr geht, als nur um den Profit. Sie wollen Arbeitsbedingungen, die Mobbing oder Abhängigkeit verhindern. Der Mensch soll wieder in den Mittelpunkt rücken. Freizeit hat einen hohen Wert.
Während die Achtundsechziger die politische Veränderung der Gesellschaft über neue Rahmenrichtlinien und überhaupt durch eine grundlegende Reform der Bildungseinrichtungen durchsetzen wollten, zielt die Generation Z auf Veränderung der Arbeitswelt, indem sie die Arbeitsbedingungen weniger stressig gestalten sehen will und damit die Effektivität und die Orientierung am Profit realtiviert. Sie sind sich auch der Umweltproblematik stärker bewusst als die vorausgehenden Generationen. An dieser Wertorientierung der ihr vorausgehenden Generation kann die „Greta – Generation“ problemlos anknüpfen. Der beste Zugang zu dieser Altersgruppe sind die Werte, für die diese Generation Gehör erwartet.


Kategorie: Verstehen

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