Auf der Suche
Sie wissen zwar selber noch nicht so genau, was sie wollen, aber sie wissen, was sie nicht wollen. Einen langfristigen Plan für ihr Leben können sie noch nicht formulieren. Sie suchen in unserer fertigen Welt nach einem eigenen Platz, den sie aber gerne selbst gestalten wollen. Zuerst muss dieser Platz aber Sicherheit versprechen. Nicht wenige von ihnen brauchen noch eine „Auszeit“, um nicht gleich wieder in die „Mühle“ von Ausbildung oder Studium zu geraten. Sie leben im Heute. Das Morgen zu denken, scheint für sie zu schwierig.
Es gibt auch die „Taffen“
Aber sie sind, wie jede Generation, sehr verschieden. Da gibt es diejenigen, die entschlossen und mit Energie auf ihr Ziel losgehen. Sie wissen genau, was sie wollen, wie sie es anstellen müssen, damit es klappt. Diese Gruppe macht uns Erwachsenen eher Freude als Sorge. Über sie brauchen wir uns den Kopf nicht zu zerbrechen. Sie werden auch zur Entwicklung der künstlichen Intelligenz beitragen, diese verstehen und mit ihr zurechtkommen.
Die Suchenden brauchen mehr von uns Erwachsenen
Doch was ist mit denen, und das sind nicht wenige, die erst einmal außen vor bleiben. Schaffen sie es noch? Können wir sie für eine qualifizierte Ausbildung gewinnen oder im Studium halten, bis sie einen Abschluss haben? Das Fortschreiten der künstlichen Intelligenz in den Unternehmen wird tausende von Arbeitsplätzen kosten. Der Schwerpunkt der Anforderungen wird sich verlagern. Die Zwanzigjährigen ahnen, dass der menschliche Aspekt, der nicht von Maschinen übernommen werden kann, in Zukunft immer bedeutender wird. Aber weder unsere Schulen, noch die Ausbildungsplätze, noch die Universitäten sind darauf ausgelegt, die dafür notwendige Persönlichkeitsentwicklung zu fördern? Die Anonymität der Massenuniversität wie auch vieler Betriebe ist es doch auch, weshalb so viele sich nicht verorten können und die Lehre abbrechen.
An den unterschiedlichen Gruppen, die ich beobachten konnte wird deutlich, wie verschieden die Einzelnen in dieser Generation auf die von uns Erwachsenen gebaute und bestimmte Welt reagieren. Einige sind mir besonders aufgefallen. Sie betreiben ihre Zukunftsperspektive jeweils anders:
Zögerlich, gebremst, gutmütig
Diese Gruppe geht eher zögerlich auf die Welt zu, nicht selten haben sie verschiedene Ausbildungen abgebrochen, weil sie sich menschlich nicht akzeptiert fühlen. Sie suchen ein Umfeld für ihr Leben, das ihnen Sicherheit gibt, ihnen nicht so viel abverlangt und möglichst alle Schwierigkeiten von ihnen fern hält. Ihre Sehnsucht nach Geborgenheit und Sicherheit versteckt sich im Rückzug, wenn sie sich gefährdet fühlen. Sie haben nicht gelernt, sich durch schwierige Situationen durchzubeißen. Das überlassen sie anderen. Ihr Rückzug ist ein Signal, das erst einmal schwer zu verstehen ist. Ihr Verhalten scheint eher wie Verweigerung und nicht Ausdruck von Hilflosigkeit gegenüber der Situation, die zu meisten sie sich nicht zutrauen. Deshalb reagieren wir Erwachsenen oft wenig einfühlsam, weil die inneren Beweggründe verborgen bleiben.
Im Meer der Möglichkeiten schwimmend
Diese Gruppe hat nach dem Abi noch keinen Plan für ihr Leben. Sie gehen jobben, um sich einen Auslandsaufenthalt zu finanzieren. „Work and travel“ ist auf sie zugeschnitten. Da können sie Erfahrungen machen, die ihnen vielleicht in ihrer beruflichen Orientierung weiterhelfen. Von Hause aus sind sie gewohnt, dass alles da ist. Es fehlt ihnen an nichts, außer, dass sie nicht wissen, wie sie in dieser Gesellschaft einen eigenen Platz besetzen können. Die Möglichkeiten sind so vielfältig, dass jede Entscheidung für oder gegen einen bestimmten Beruf oder ein Studium falsch sein kann. Da entscheiden sie doch lieber noch nicht gleich und verbringen noch ein Jahr im Ausland.
Aktiv, zupackend, draufgängerisch
Sie wissen was sie wollen, machen einen Plan A, wenn der nicht klappt, gibt es auch einen Plan B. Sie marschieren geradewegs durch ihr Studium oder ihre Ausbildung. Sie wissen auch, dass sie nach dem Studium eine Anstellung finden. Darüber müssen sie sich keine Sorgen machen. Ihre innere Sehnsucht zeigt sich in ihrer Aktivität. Sie wollen die Welt kennenlernen. Sie wollen nichts auslassen und alles lebendig spüren. Das erreichen sie, indem sie immer etwas vorhaben. Wenn es mal nichts gibt, wird gechillt. Neue Herausforderungen oder Aufgaben machen ihnen keine großen Probleme, sondern lösen eher Energie aus. Jeder Tag soll immer neu lebendig sein. Sie sprechen oft mehrere Sprachen, die sie bei ihrem beruflichen Erfolg unterstützen. Sie sind digital unterwegs, aber auch kritisch. Sie werden vermutlich unsere zukünftige Gesellschaft bestimmen. Gleichzeitig müssen sie allerdings mit den anderen aus ihrer Generation zurechtkommen, die nicht so zielstrebig ihr Leben in die Hand genommen haben.
Prüfend, vorsichtig, auf sich bedacht
Diese Gruppe ist ökologisch orientiert, sehr auf sich und das eigene Wohlergehen konzentriert. Wir finden sie in der alternativen Szene, in der sie sich aber auch digital auskennen. Viele von ihnen haben abgebrochene Schul- oder Berufsausbildungen hinter sich. Manchmal keinen beruflichen Abschluss. Obwohl sie sich auch weltweit ökologisch engagieren könnten, sind sie häufig damit beschäftigt, sich selbst zu finden. Sie suchen nach dem Job, der ihrem Lebensgefühl entgegenkommt. Ihre Grundsehnsucht liegt im „Echt-Sein“. Sie wollen sich auf keinen Fall für etwas verbiegen müssen. Sie sind in ihren Lebensansprüchen eher bescheiden. Das Leben kann einfach gelebt werden. Luxus ist für sie nicht erstrebenswert. Das heißt allerdings nicht, dass sie pflegeleicht wären, denn sie wissen schon genau, was sie wollen. Leider sind diese Vorstellungen auch manchmal etwas unrealistisch, träumerisch.
Fazit – die Gesellschaft braucht alle aus der Generation Z
Diese vier Beispiele zeigen, dass die Generation Z ihre Biographien sehr unterschiedlich schreibt. Wie wichtig ist es aber, auch diese zu gewinnen, die noch unsicher sind. Jene, die ihren Platz in einer Gesellschaft suchen, in der alles möglich scheint und nicht so bleiben wird, wie es einmal war. Wie soll die Arbeitswelt gestaltet werden, damit diese Generation den Platz einnimmt, für den sie eigentlich gebraucht wird. Diejenigen, die ihre Zielvorstellungen konkretisiert haben, sind nicht so auf Unterstützung angewiesen. Sie werden ihren Weg gehen. Aber was ist mit denen, die immer mal wieder abbrechen, weil der ins Auge gefasste Beruf doch nicht der richtige zu sein scheint. Was ist mit denen, die das erste Mal mit Schwierigkeiten konfrontiert werden, denen sie sich nicht gewachsen fühlen? Lassen wir sie einfach weiter auf der Suchschiene laufen? Wenn wir die Integration aller oder möglichst vieler aus der Generation Z heute versäumen, hängen wir sie ab und produzieren eine Zweiklassengesellschaft. Diejenigen, die ihren Weg bis zum Examen absolvieren, sind zu wenige, um die zukünftigen Aufgaben zu stemmen. Zudem können die Älteren, die zahlenmäßig mehr sind als die jüngeren Jahrgänge auf keinen der Generation Z verzichten.
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