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Weiß Präsident Trump wirklich was er tut?

Das ist kein guter Deal für die Vereinigten Staaten. Im Gegenteil, der Schuss mit den Zöllen und die Unsicherheit in der Wirtschaftspolitik könnte für die USA nach hinten losgehen und zu einem MEGA Europa führen - make Europe great again.

Wie verheerend ist die wirtschaftliche Situation der USA eigentlich?

Herr Trump betont immer wieder, dass sein Land geplündert worden sei, die Europäische Union wäre auch nur gegründet worden, um die USA in schamloser Weise auszunehmen. Die Fakten hingegen sehen nicht so desaströs aus, wie er sie in drastischer Weise darstellt. Das Land hat zwar 36 Billionen USD Schulden, aber auch 2024 ein Bruttosozialprodukt von etwa 28,5 Billionen. Die Staatsschuldenquote beträgt somit also 126 %. Zum Vergleich: Italien ist bei 140 %, Frankreich und Großbritannien bei jeweils 112 %. Nur Deutschland hat bei einem Bruttosozialprodukt von 4,6 Billionen Euro eine vergleichsweise geringe Quote mit 66 %. Wenn man die Dienstleistungen und die Industrieprodukte zusammenzählt, haben die USA ein geringes Leistungsbilanzdefizit mit der EU, nach Schätzungen etwa 49 Milliarden. Das ist bei einem Bruttosozialprodukt von 28,5 Billionen US-Dollar nicht eben viel ist. Die Differenz wäre durch den Einkauf von Erdgas und Waffen leicht auszugleichen, wenn etwa für Erdgas keine Mondpreise verlangt werden. Da es unterschiedliche Berechnungsmethoden gibt, kommt es auch zu unterschiedlichen Ergebnissen für die Analyse des Leistungsbilanzdefizits. Die Lage im Außenhandel mit der EU und den Staatsschulden ist aber nicht so verheerend, wie sie Trump darstellt.

Die USA lebt über ihre Verhältnisse

Generell wollen die US Bürger mehr Waren konsumieren als sie sich leisten können. Sie sparen auch weniger als sie investieren. Die Differenz wird durch Kapitalimporte aus dem Ausland finanziert. Diese Kapitalimporte kommen zum Beispiel zustande, wenn China US- Dollar, die chinesische Firmen in den USA verdienen, in US Staatsschulden aynlegt. Noch vor kurzem waren US Staatsschulden von 1,3 Billionen in chinesischem Besitz. Zurzeit sind es noch 850 Milliarden, Tendenz sinkend.

Nach Alternativen zum US Dollar wird bereits gesucht

China reduziert bereits seine Dollarbestände erheblich, Japan und andere Länder, könnten wegen der Wirtschaftspolitik der USA ebenfalls ihre Dollarbestände reduzieren. Das wird nicht sehr schnell passiere. Denn wenn jetzt Anleihen zum Kauf angeboten werden, wird man nicht mehr so viel bekommen wie noch vor wenigen Wochen. Trotzdem wird vor allem China seine Dollarvorräte als Druckmittel einsetzen.
Einerseits sinkt dadurch der Wert des Dollars, was der amerikanischen Exportwirtschaft zugutekommt, gleichzeitig werden aber auch die Zinsen steigen, die der Staat zu zahlen hat und damit die Schuldenquote erhöht werden.
Bisher waren es eher politische Vorbehalte, die Länder wie China und Russland dazu brachten Alternativen zum Dollar zu suchen, etwa um eventuelle Sanktionen der USA zu umgehen. Jetzt wenden sich auch andere Länder vom US Dollar ab. Es kommen hier mehrere Alternativen in Betracht zum Beispiel Kryptowährungen, Edelmetalle wie Gold oder auch ein Korb verschiedener Währungen. Es ist absehbar, dass die Zeit des US Dollars als Weltreservewährung zu Ende geht. Die USA kommen nicht mehr an günstige Kredite, zugleich lösen sie das Problem nicht, das die Schuldenlast in die Höhe treibt.

Zölle sind kein Heilmittel für schlechte Wirtschafts- und Sozialpolitik

Innenpolitische Probleme mit Zöllen lösen zu wollen, wird nicht einfach. Herr Trump bringt immer das Beispiel der Automobilindustrie, um zu zeigen, wie die USA angeblich über den Tisch gezogen werden. Dabei sind es weniger die europäischen Zölle, die Käufer in Europa davon abhalten amerikanische Autos zu kaufen, als vielmehr der hohe Benzinverbrauch und die schiere Größe dieser Autos, die in viele enge Innenstädte und Parkhäuser einfach nicht passen. Hier wird am Bedarf vorbei produziert und nur der Geschmack amerikanischer Kunden bedient.
Es sollte auch bedacht werden, dass Vorprodukte für die Autoproduktion in anderen Ländern billig zugekauft werden und dadurch die Preise für ein Auto niedrig gehalten werden können.  Steigen die Zölle auf Vorprodukte us anderen Ländern, steigen auch die Preise und damit auch die Inflation. Insgesamt wird die nachgefragte Menge zurückgehen und die Preise werden höher sein.

Abstand zwischen Reich und Arm

Es gibt Regionen in den USA, die durch den Strukturwandel sehr hart getroffen wurden. Hier findet Herr Trump auch seine Wähler. Allerdings sind die USA in den letzten Jahrzehnten sehr reich geworden. Der Wohlstand wurde allerdings sehr ungerecht verteilt. Während die Löhne für Facharbeiter und überhaupt für Angehörige des Mittelstandes fast nicht mehr gestiegen sind und viele Jobs sogar verloren gingen, wurden urbane neue Mittelschichten, die sich mit den neuen Medien, Banking und Consulting beschäftigen, immer reicher. Eine nennenswerte Regionalförderung, die den Strukturwandel begleitet, gab es nicht. Insgesamt wurden auch die Steuern für Reiche und Unternehmen immer weiter gesenkt, was dann zur hohen Staatsverschuldung beiträgt.
Ein weiterer Standortnachteil ist die schlechte Schulsituation in der Fläche und der Ausbildung der Bevölkerung. Es gibt hervorragende Schulen und Universitäten, aber der Standard jenseits dieser Leuchttürme ist nicht sehr hoch. Der Umstand, dass viele Studenten ihr Studium durch Schulden finanzieren müssen, führt auch dazu, dass es tendenziell zu wenig Absolventen gibt. Ein duales Ausbildungssystem wie in Mitteleuropa fehlt. Es ist daher fraglich, ob überhaupt genügend Fachkräfte in den USA bereitgestellt werden könnten, um mit komplexen Maschinen und Systemen produzieren zu können.
Ein weiterer wichtiger Standortnachteil der USA , der nur innenpolitisch beseitigt werden kann, ist das ineffiziente und teure Gesundheitswesen. Viele Amerikaner sind nicht versichert, was zur Unsicherheit und Unterversorgung der Bevölkerung beiträgt

Der Vertrauensverlust in die USA könnten zu einem MEGA Europa führen

Mangelnder Respekt vor Institutionen und ständig neue Ankündigungen von Trump auf allen möglichen Nachrichtenkanälen führen zur Verunsicherung der Wirtschaft. Konzernlenker schieben Investitionen auf oder verzichten ganz auf sie, während die Konsumenten ihr Geld zusammenhalten und lieber für schlechte Zeiten versorgen.
Entscheidend sind hier aber die langfristigen Folgen. Europa hat einiges zu bieten, was Rechtsstaatlichkeit und Schutz vor Kriminalität angeht. Die Gewaltenteilung zwischen Regierung und den Gerichten funktioniert noch, die Wissenschaft ist frei. Die Europäer haben in der Breite Zugang zu höherer Bildung und Krankenversicherung und die Einkommen klaffen auch nicht so weit auseinander wie in den Vereinigten Staaten. Es wird deshalb mittelfristig sehr wahrscheinlich zu einem erheblichen Zufluss us-amerikanischer Wissenschaftler und Fachkräfte nach Kanada und in die europäische Union kommen. Auch Kapital wird sich seinen Weg in Länder suchen, die Rechtssicherheit und Stabilität garantieren können.
Wenn es gelingt in der EU einen gemeinsamen Kapitalmarkt einzuführen und die Steuer- und Sozialpolitik zu homogenisieren, hat Europa alle Chancen, gestärkt aus dieser Auseinandersetzung hervorzugehen.

Link: I know the hell what I’m do – Trumps Strategie


Kategorie: Analysiert

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