Da ist die Weihnachtsmesse nicht mehr unbedingt im Blick und das Christkind in der Krippe steht nicht mehr an vorderster Front, wenngleich es für alle diese Werte wie Gemeinschaft, Begegnung, Ruhe und Feier steht.
Nach „Hause“ kann vieles bedeuten
Die Schnelllebigkeit, Globalisierung und Entfremdung, auch durch weite Entfernungen scheinen in unserem Arbeits- oder Studienalltag die Sehnsucht nach Begegnung, Nähe und Wärme, nach Austausch und Wiedersehen und einem guten Miteinander zu unterstützen. Jeder ist froh, in den Festtagen einmal zur Ruhe zu kommen, in der eigenen Familie, in der Ursprungsfamilie oder sich auch wieder bei Freunden zu beheimaten. Ein Grundbedürfnis, das im Verlauf des Jahres oft zu kurz kommt, welches in der Coronazeit noch weniger gepflegt werden konnte. In der Bahn sitzen viele junge Menschen mit Gepäck und Geschenken. Sie machen sich auf den Weg „nach Hause“. Nach Hause, wo das auch immer sein mag. Nach Hause zu Freunden, zu Eltern, zur Familie. Nach Hause kann auch ein Weihnachtstreffen für Obdachlose bedeuten, die sich wie jedes Jahr zum Kaffee und zur Bescherung im großen Pfarrheim oder in der Obdachlosenunterkunft der Caritas und anderer guten Menschen treffen. Auch wenn das nur einmal im Jahr passiert, kann das für sie so etwas wie Heimat bedeuten. Ebenso für Alleinstehende, die zum Weihnachtsabend von Nachbarn eingeladen werden, bedeutet das manchmal, wie nach Hause kommen. Zu Hause ist Heimat. Da gehöre ich hin, da bin ich gewollt, da ist man gut miteinander. Diese Harmonie, die Weihnachten auszustrahlen scheint, vermissen wir nicht nur in Zeiten von Kriegen wie im Augenblick ganz besonders. Auch unser normaler Alltag ist angespannter und kühler geworden. Es ist schon eine besondere Atmosphäre, in die wir im Advent und dann an Weihnachten eintauchen können. Diese Atmosphäre ist Nahrung für unsere Seele.
Weihnachtsatmosphäre
Die Weihnachtsstimmung kommt uns bereits im Advent auf den Weihnachtsmärkten und an den Häusern mit den Lichterketten entgegen. Sie bringt in die dunkle Jahreszeit ein wenig Licht und Hoffnung, wie sie in den Weihnachtsliedern besungen wird:
„Es ist für uns eine Zeit angekommen, die bringt uns eine große Freud….“
Wir kehren vielleicht sogar mit unseren Erinnerungen und Gefühlen zurück in d die Kindheit. Es war doch immer so feierlich, so aufregend, so schön. Da geht uns dann bei den Advents-und Weihnachtsliedern schon wieder das Herz auf, wir fühlen es in unserem Innern.
Aber manches wird auch verklärt, denn gerade Weihnachten ist in den Familien ein Konflikt-beladenes Fest. Mit den hohen emotionalen Erwartungen können wir auch in tiefe Enttäuschungen rutschen, uns gerade in dieser Zeit in schwierigen Konflikten verheddern. Da braucht nur irgendetwas nicht zu stimmen, nicht fertig zu werden oder den Vorstellungen nicht entsprechen und schon „brennt die Hütte“. Gerade weil man sich lange nicht gesehen hat und doch alles richtigmachen möchte.
Wo ist das Mystische hin
Als wir Kinder waren oder selbst kleine Kinder hatten, war Weihnachten besonders aufregend, spannend, geheimnisvoll. Da gab es ein Weihnachtszimmer, in dem der Weihnachtsbaum vom „Christkind“ geschmückt wurde, das erst betreten wurde, wenn das Glöcklein kringelte. Es gab Hausmusik vor der Bescherung. Die Aufregung für uns Kinder war hoch. Heute stehen die Weihnachtsbäume schon Ende November in den Wohnzimmern oder auf den Balkonen. Auch das hat sich geändert. Wer keine kleinen Kinder mehr unter dem Weihnachtsbaum beschert, vermisst dieses Geheimnisvolle vielleicht. Es hat sich zurückgezogen, ist nicht mehr so präsent.
Die Jugend macht Party
Die Jugend bleibt noch zum Essen und zum Geschenke austauschen bei Mama und Papa und im Kreis der Großeltern, geht aber meist nicht mehr mit in den Weihnachtsgottesdienst oder wenn, um keinen Ärger zu machen. Am späteren Abend machen sie sich fertig, um sich mit den Freunden und Freundinnen zu treffen. Man will Spaß haben, tanzen, trinken, denn die Diskos haben geöffnet. Als ich noch jung war, hatten alle „Kneipen“ und Gaststätten zu. Es gab keine Möglichkeit, sich aus dem Familienkreis zu entfernen. Das wäre ein „No Go“ gewesen.
Hat Weihnachten seine Bedeutung verloren?
Auch wenn viele innige, mystische und geheimnisvolle Rituale nicht mehr unbedingt gepflegt werden, die Weihnachtsgottesdienste zurückgehen, ist Weihnachten nach wie vor das Fest im Jahr, das den meisten Menschen ans Herz geht, weil es das Fest der Begegnung in den wichtigen Beziehungen ist. Das Fest, das Familie und Freunde zusammenbringt, Austausch ermöglicht. Wie haben teil an den Erzählungen der anderen, ganz direkt von Angesicht zu Angesicht. Wir haben Zeit füreinander, die sonst im Jahr oft fehlt. Christlich gesehen ist das ja ganz nah an dem, was Jesus verkündet. Liebe deinen Nächsten, helfe dem Armen, teile mit anderen, leihe ihm dein Ohr. Das alles ist ja da, nur in einem anderen Gewand. Was das bedeutet, sollten wir herausfinden.
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