Querdenker sind kreativ

Zeichnen sich Querdenker nicht dadurch aus, dass sie innovative, kreative und vor allem intelligente, konstruktive Lösungen suchen, mit denen sie Situationen positiv verändern können? Querdenken heißt, doch Probleme gründlich zu analysieren, aus einem neuen Blickwinkel heraus Ideen zu entfalten, sie dann genau zu prüfen, damit sie tatsächlich eine Verbesserung bringen. Dafür braucht es gute Beobachtung, die Fähigkeit zu reflektieren, kreativen Verstand. Wie viel davon war in Leipzig bei der „Querdenker-Demo“ zu erkennen? Ist es nicht Missbrauch an unserer Sprache, wenn Worte im verqueren Sinne gebraucht werden? Ist es nicht auch Verführung anderer, weil Worte wie „anders“ oder „Quer“ etwas versprechen?

Mit Worten verführen

Sie benutzen die Bedeutung des Wortes „Querdenken“ nicht umsonst, denn es ist positiv besetzt. Es impliziert Intelligenz, verspricht Innovation. Jeder, der sich dieser Gruppierung anschließt, kann sich mit diesen positiven Eigenschaften dieses Netzwerkes schmücken. Da entsteht schnell Gemeinschaftsgefühl, mit dem sich die einzelnen auf dem Hintergrund von „modern“, „innovativ“ und vor allem „intelligent“ verbunden fühlen. Ich muss kein Unrechtsgefühl aufbauen, weil ich ja mit tausenden Gleichgesinnter für etwas Neues „Gutes“ stehe. Da lassen sich sogar Familien mit Kindern verführen, denn sie können mit ihrer Aktivität ihren Kindern schon früh signalisieren, wie man sich gegen „Unrecht“ wehrt.  

Querdenken sollte andere nicht gefährden

Weil sie davon ausgehen, dass die Pandemie vorbei ist, dieses Virus für uns nicht gefährlicher ist als ein normales Grippevirus oder eine Krebserkrankung, deshalb scheint es ihnen schwerzufallen, die Maßnahmen des Lockdown zu akzeptieren. Sie fühlen sich in ihrer Freiheit eingeschränkt, die sie demonstrativ kundtun. Dass sie mit ihrem Verhalten die Freiheit der anderen gefährden, indem sie evtl. jemand anderen auf die Intensivstation oder auch nur in eine Quarantäne schicken, ist die Konsequenz dieses Denkens, das nicht mehr quer, sondern verquer zu bezeichnen ist. Sie entwickeln mit ihrer Energie keine neue konstruktive Perspektive, die möglicherweise für die Bewältigung der Krise hilfreich wäre, sondern verhalten sich provokativ, indem sie Regeln verletzen. Wenn dann die Polizei einschreiten muss, um die Bevölkerung zu schützen, werden die Auseinandersetzungen meist gewalttätig.

Sie ziehen auch andere an

Demos brauchen Mitläufer, deshalb ziehen sie nicht nur die an, die mit ihrer Energie für etwas kämpfen wollen, sondern auch jene, die sowieso schon immer unzufrieden mit „allem“ sind. Auch diejenigen, die in ihrer Unsicherheit den Kontakt mit Gleichgesinnten suchen. Die Gruppierungen in unserer Gesellschaft, die auf Gewalt aus sind, die mal wieder so richtig Randale machen wollen, klinken sich dann natürlich auch ein, aber um ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Warum sehen die „Querdenker“ nicht, dass sie mit ihrem Anliegen nicht weiterkommen, wenn sie selbst Regeln verletzen, Räume für aggressive Gruppierungen eröffnen, die dann unweigerlich zu gewalttätigen Auseinandersetzungen führen.

Die Lesung aus dem Titusbrief Tit 2, 1-8.11-14 gibt Anregungen: „gebt ein Beispiel durch gute Werke. Lehrt die Wahrheit unverfälscht und mit Würde, mit gesunden unanfechtbaren Worten. „

Ich wünschte mir auch, dass die Führung des Netzwerkes „Querdenker-United“ mit Sitz in München, nicht nur intern bei ihren mehr als 100.000 Mitgliedern auf die „vermeintlichen Querdenker“ reagieren, sondern sich deutlicher in der Öffentlichkeit und anderen Medien bemerkbar machen, um sich von denjenigen zu distanzieren, die ihren Namen und damit unsere Sprache missbrauchen. Hier das Statement der echten Querdenker