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Unbearbeitete Konflikte münden in Krisen

Nicht nur in Fernsehfilmen, sondern auch in unserem Leben werden aus Spannungen Konflikte, die oft in Krise führen. Welche Mechanismen sind in uns wirksam, dass wir es so weit kommen lassen? Auch aus Corona ist eine lang andauernde Krise geworden. Im Folgenden wird der typische Verlauf beschrieben, wie aus Spannungen Konflikte entstehen und dann zu Krisen werden.

Es ist doch nicht so schlimm

Corona ist nicht nur eine angespannte Situation und konfliktgeladen, sondern hat sich zu einer weltweiten Krise entwickelt, die sich auf viele Lebensbereiche auswirkt. Im Verlauf des vergangenen Jahres konnten wir beobachten, wie verschieden wir auf die Gefährlichkeit des Virus reagierten. Dass das Virus unser Leben gefährdet, wenn wir uns nicht an die vorgegebenen Regeln halten wurde sehr unterschiedlich bewertet. Da gibt es die Impulse von einigen: „och, das ist doch nicht so schlimm, das sind fake-news, die irgendjemand in die Welt gesetzt hat. Oder die Epidemie wird mit Verschwörungstheorien in Zusammenhang gebracht. Oder da wird ein Szenario aufgebauscht, dass es nur darum gehe, uns in die Schranken zu verweisen, um die Freiheit einzuschränken. Vielleicht wird die Situation auch erst einmal vertuscht, um keinen Wirbel zu machen, wie das in China im Dezember 2019 geschah. Der Arzt, der die Gefahr des Virus früh erkannte, wurde mundtot gemacht.

Den Blick von den Konsequenzen weglenken

Es scheint, dass es nicht so leicht ist, Probleme richtig einzuschätzen und die Konsequenzen zu erkennen, die sich aus einer spannungsgeladenen Situation entwickeln können. Vielleicht will das Problem auch nicht gesehen werden, weil man sich nur noch größere Probleme einhandelt, weil es zu lästig ist, sich darum zu kümmern, weil das Leben verändert werden müsste oder weil das schon irgendwann vorbeigeht. Wegschauen verscheucht nicht die Folgen. Das trifft nicht nur auf Corona, sondern auf viele Bereiche unseres Lebens zu. Lasse ich ein Schwelfeuer glimmen, kann es sich schnell zu einem Großbrand ausweiten. Diese Dynamik, dass aus einem Funken ein Riesenfeuer werden kann, können wir auch auf Spannungen, Konflikte und Krisen in unserem Leben übertragen.

Konflikte wollen ernst genommen werden

Probleme verursachen Spannungen. Wenn ich sie nicht ernst nehme, verharmlose oder ignoriere, führen meist sie in den Konflikt. Im Konflikt sind dann schon mehrere Personen involviert, es wird also umfangreicher. Wenn dann auch der Konflikt nicht richtig bearbeitet wird, landen die Beteiligten in der Krise, die sich als noch belastender zeigt, weil viele andere Bereiche mitbetroffen sind. Das Corona Virus war erst einmal ein Problem in China, das dort auch gelöst werden musste. Wertvolle Wochen vergingen, weil das Problem negiert wurde. Der Dezember war schon zu spät, denn durch Untersuchungen an Blutkonserven in Italien zeigte sich, dass diese schon im September 2019 mit dem Virus infiziert waren. So konnte sich das Virus über die ganze Welt verbreiten. Es war jetzt kein regionales Problem mehr von China, sondern bereits ein schwerwiegender Konflikt in vielen Ländern, so dass tausende Menschen verstarben. Spätestens jetzt brauchte es Mittel und Wege, Regeln und Gesetze, um dieses Problem zu lösen. Der Angreifer ist ein Virus vor allem auf unsere Atmungsorgane. Bekommen wir diesen nicht zu fassen, wird aus diesem Konflikt eine Krise. Wir scheinen ihm nicht gewachsen zu sein. Beginnt es sogar, neue Mutationen zu bilden, wird die Herausforderung noch schwieriger, weil es immer weiter viele Tote gibt und die Maßnahmen tief in die Lebensvollzüge der Menschen eingreifen. Der jetzige Lockdown zeigt bereits erhebliche Verluste, hat berufliche Existenz gekostet, führt zu Insolvenzen, zur Vereinsamung, zu Arbeitslosigkeit. Das ist Krise.

Sorglosigkeit führt zu Verschärfung

Es schien so, als hätte der erste Lockdown in Deutschland gut gegriffen, jedoch im Herbst schossen die Infektionszahlen wieder in die Höhe. Die Konsequenzen dieses gefährlichen Virus wurden nicht von allen Politikern rechtzeitig richtig eingeschätzt, weshalb es zu sehr unterschiedlichen Entscheidungen in den Ländern kam. Das hatte zur Folge, dass auch viele Menschen die Gefährlichkeit des Virus nicht ernst nahmen. Eigentlich hätte ein harter Lockdown mit allen Konsequenzen schon früh im Herbst erfolgen müssen. Die Krise, die wir jetzt haben, ist die Folge der Verschleppung. Sie wird durch die Proteste gegen die Maßnahmen nur noch verstärkt. Von Krise ist deshalb zu sprechen, weil sich die Probleme vervielfältigen und es immer aufwändiger wird, das Problem zu lösen. Lässt sich ein Konflikt, der im Vergleich zur Krise noch kein Flächenbrand ist noch in einem begrenzten Zeitraum auflösen, ist die Krise durch die Dauer und die Zunahme der Probleme gekennzeichnet. Daher erfordert die Krise Kraft und Ausdauer für einen längeren Zeitraum. Den hier vorgestellten Verlauf vom Problem über den Konflikt zur Krise, hat der Thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow in einem Interview in der FAZ vom 8.1. beschrieben.

Die Kanzlerin hatte recht, und ich hatte unrecht. Die Kanzlerin hat es immer wieder in aller Deutlichkeit gesagt, aber im Kreise der Ministerpräsidenten wollte man es nicht so recht hören – auch ich nicht. Im Gegenteil: Diese ständigen Mahnungen wurden auch von mir als Belästigung empfunden. ...... meine Gefühlslage in der Abwägung zwischen harten und milderen Mitteln lag stets bei letzteren. Und das war falsch.

Offensichtlich hatte Angela Merkel einen klaren Blick für die Konsequenzen in der Krise entwickelt. 

Angela Merkel hat schon im Oktober vorausgesagt, dass uns die Infektionszahlen über den Kopf wachsen werden, dass wir es alle noch mal bereuen werden. Da sind wir jetzt.

Werden Situationen falsch eingeschätzt, nicht genau analysiert, keine Einigung im Vorgehen herbeigeführt, entstehen Fehlentscheidungen.

 „Ich ganz persönlich ärgere mich heute, dass ich im November innerlich nicht bereit war, zu sagen: Den Dezember mit seinen vielen Feiertagen nutzen wir bundesweit für eine Generalpause. Alles, was nicht lebensnotwendig ist oder systemisch nicht abgestellt werden kann, hätte vier Wochen lang angehalten werden müssen. Alles.“

Impfstoff hilft in der Virus Krise

Obwohl die Zahlen immer noch sehr hoch sind, scheint es jetzt im Januar, als hätten wir eine gute Chance, diese Krise zu meistern, denn es gibt einen zweiten und demnächst einen dritten Impfstoff. Es ist das Gegenmittel in dieser Krise, um mit dem Virus vielleicht erst einmal fertig zu werden, die Sterberaten zu senken und wieder ein geregeltes Leben aufzunehmen. Wenn wir dann endlich das Virus im Griff haben, stehen uns allerdings viele Folgekonflikte aus der Krise ins Haus. Sie sind nicht mit einem Impfserum aufzulösen, sondern nur dadurch, dass wir jeden Konflikt genau betrachten und individuelle Lösungen suchen.
Diese Vorgehensweise, das Problem genau zu analysieren, nicht wegzuschauen, Lösungen zu suchen und Entscheidungen zu treffen, gilt auch für die Bearbeitung all unserer Konflikte im Lebens-und Arbeitsumfeld. Für Konflikte in Beziehungen, wie für Wirtschaftsunterschlagungen, Kindesmissbrauch, Pfusch an Bauten oder auch für die Entscheidung, die ich für mein Älterwerden treffen muss. Es gibt Möglichkeiten Probleme frühzeitig zu erkennen, sich an Regeln zu orientieren, um nicht im Konflikt zu landen oder sogar eine Krise heraufzubeschwören.
Dazu sind weitere Artikel in Vorbereitung.

 

 

 


Kategorie: Analysiert

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