Dann kam der Regen
Im April habe ich aus den verschiedenen Samen meine Tomatenpflanzen selbst gezogen. Sie haben sich gesund entwickelt. Für mich war das eine helle Freude. Nach dem Auspflanzen wuchsen sie kräftig weiter, weil die Sonne im Mai mit ihrer Wärme genau die Bedingungen für ihr Wachstum erfüllte. Ich hatte vor meinem inneren Auge schon eine große Tomatenernte gesehen und überlegt, was ich alles daraus machen könnte. Ein Traum, - denn dann kam der große Regen. Eigentlich nicht schlimm, wenn er wieder aufhört. Aber in diesem Jahr gab es einfach zu viel davon und damit verbunden auch zu viel Feuchtigkeit in der Luft. Die Blätter der Tomatenpflanzen konnten an den Stöcken in meinem Garten nicht mehr abtrocknen. Selbst an den Pflanzen im Tomatenhaus blieb die Feuchtigkeit hängen. Das sind die besten Bedingungen für die Einnistung der Phytophthora. Hat sie sich niedergelassen, bildet sie an den Stängeln und Blättern schwarzbraune Flecken und befällt die Früchte und Wurzeln. Anfangs entwickelten sich die Pflanzen zwar gut, die Früchte wurden groß und saftig grün. Jedoch seit ein paar Wochen kann ich zusehen, wie sich dieser Pilz in alle meine Tomatenfrüchte einnistet. Sie werden unansehnlich braun und nicht mehr essbar. Wenn ich daran denke, welche Sorgfalt und Achtsamkeit, aber auch welche Mühe ich in die Aufzucht der Pflanzen gelegt habe, wird meine Enttäuschung verständlich. Wie gerne habe ich ihnen jeden Tag beim Wachsen zugesehen.
Mit Schwund leben
Ich weiß ja, dass nicht alles, was ich anpflanze sich auch gut entwickeln wird. Wer gärtnert oder auf dem Balkon Gemüse zieht, muss mit Schwund rechnen. Ich lebe seit Jahren in meinem Garten mit Schwund, weil sich dort auch Tiere einfinden, die sich so manchen Leckerbissen holen. Inzwischen habe ich gelernt, dass ich an die, die dort auch zu Hause sind abgeben muss. Das macht mir auch nicht so viel aus, wie der Verlust der Tomaten, denn die Tiere, die von meinem Gemüse naschen, teilen mit mir, lassen immer noch etwas für mich übrig, so dass ich von meiner Mühe auch etwas habe. Kein Tomatenjahr, kein Geranienjahr. Auch für die Geranien auf meinem Balkon ist der viele Regen nicht ersprießlich. Sie stehen nicht wie im letzten Sommer in voller Blüte.
Ein starker Gegner
Die Phytophthora – übersetzt heißt das Vernichtung, Zerstörung - ist unerbittlich. Da kann nichts mehr überleben, wenn sie sich einmal breitgemacht hat. Wenn ich nicht aufpasse, dann infiziert sie mit ihren Mutationen auch noch andere Pflanzen. Sie scheint wie das Coronavirus sehr anpassungsfähig zu sein und immer wieder Möglichkeiten zu entwickeln mit denen sie mit neuen Varianten auch auf andere Pflanzen einwirken kann.
Weil der Phytophthora- Pilz die Tomaten so massiv angreift, muss auch ich massiv darauf reagieren. Ich muss sie aus den Beeten entfernen, darf sie aber mit ihren kranken Früchten nicht auf meinem Kompost einlagern, denn dann entwickelt sich der Pilz in meinem guten Kompost weiter. Ich muss die Strünke einschließlich der befallenen Früchte verbrennen oder im Hausmüll entsorgen.
Bedingungen zum Überleben
Tomaten müssen nicht unbedingt krank werden. Manch einer spritzt sie, was ich nicht möchte. Es gibt auch resistente Sorten in den Gartencentern als Jungpflanzen zu kaufen. Vielleicht bin ich altmodisch, aber ich bin gegenüber dieser resistenten Züchtung skeptisch, weil ich wie bei genmanipuliertem Mais die Folgen für die Gesundheit nicht abschätzen kann. Deshalb nehme ich den Schwund in Kauf und verzichte dann lieber auf eine Tomatenernte in diesem Jahr. Die Bedingungen in meinem Garten waren einfach nicht die Richtigen. Möglicherweise wäre es in diesem Jahr besser gewesen, die Pflanzen auf dem Balkon unter dem Dach an der Südwand zu ziehen, wo sie sich durch die Wärme der Hauswand trockener entwickeln können.
Andere Pflanzen versöhnen mich mit dem Verlust
Die Feuchtigkeit lässt dafür anderes Gemüse prächtig gedeihen. Die Zucchini, die Kürbisse wie die Gurken wachsen in diesem Sommer mit dem vielen Nass umso ertragreicher. Auch die rote Beete, und die Wintergemüse entwickeln sich gesünder als in einem trockenen, heißen Sommer. Die Natur scheint immer mal wieder Unterschiedliches zu fördern. Ich kenne das von den Kirsch- und Apfelernten, die manchmal einfach Pause machen, durchatmen, sich erholen, um dann im Folgejahr wieder reiche Ernte zu liefern.
Wie die Kürbisse gedeihen: Dem Wachsen zuschauen
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