Foto: hinsehen.net

Halt finden

Viele Pflanzen in meinem Garten brauchen einen zusätzlichen Halt. Die Sonnenblume mit ihren großen, schweren Blüten, dem langen Stängel, ihren kräftigen Verzweigungen kann dem Wind und Sturm ohne fremde Unterstützung nicht Stand halten. Oft stehe ich voll staunender Bewunderung vor ihren gelben Blüten, die magnetisch die Sonne suchen.

Sie ist mir längst über den Kopf gewachsen. Sie hat den Überblick, schaut in die Weite. Sie ist eine Königin in meinem Garten. Aber sie trägt auch eine schwere Last. Ihre riesigen Blütenköpfe muten dem eher schwachen Stängel viel zu. Damit sie genügend Halt bekommt, binde ich sie fest. Ihre Beweglichkeit wird ein wenig eingeschränkt, aber die Bindung schützt sie. Mit Stöcken aus dem Wald biete ich ihr meine Hilfe an. Sie dankt es, bleibt stehen, knickt nicht ab.
Ihre Früchte, die den Vögeln als Winterfutter dienen, reifen nach der Blütezeit aus. In größeren Sonnenblumen-Plantagen wird die Ernte zu Öl verarbeitet oder wir genießen die Kerne im Müsli oder Brot. Sie sorgt für Leben. Dafür braucht sie Pflege, Halt, Schutz.

Ist es nicht auch bei uns so? Brauchen wir nicht auch Pflege, Schutz und Bindung, um unsere Früchte auszubilden? Sicherheit, damit wir unsere Begabungen entfalten können? Verlässlichkeit, damit auch wir für Leben sorgen?

Auch wenn ich immer deutlicher meine Verwurzelung im Garten Gottes spüre, brauche ich auch Menschen, auf die ich mich verlassen kann, die mir Halt geben, die mich binden.
Gerade wenn ich schwere Lasten tragen muss, sind sie besonders wichtig. Im Schutz des anderen, frei gebunden an ihn, kann ich mich entfalte, kann meine Früchte ausbilden meinen Lebensauftrag verwirklichen. 

 

 


Kategorie: Gesehen Verstehen

Kommentare (1)

  1. claus kilian am 24.08.2017
    Ich habe in der Toskana einen uralten Ölbaum fotografiert. Der Stamm des Baumes war silber- grau und sah aus wie ein großer Stein. Er hatte keine Äste, war nur noch ein Torso. Aus seiner Wurzel aber spross ein grüner Zweig. Im nächsten Jahr war daraus bereits ein kleiner, zarter Baum geworden und heute ist er größer als der alte Stamm.
    Ich habe das Foto meinem Enkel geschenkt. Wir leben aus derselben Wurzel und ich bin heute 89, und habe inzwichen 9 Urenkel -

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