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Wie Naturalismus funktioniert: Beispiel Nahtoderfahrungen

Nahtoderfahrungen sind schwierig zu deuten. Denn die Menschen berichten, in einer anderen Welt gewesen zu sein. „Können wir ins Jenseits blicken?“ fragt eine Dokumentation bei Arte. Diese erklärt die Erfahrungen mit Vorgängen im Gehirn. Das führt zu überraschenden Behauptung, das Hirn spiele uns etwas vor. Oder spielt die Dokumentation uns etwas vor?

Wie Materialismus funktioniert: Beispiel Nahtoderfahrungen

https://www.youtube.com/watch?v=_d_n28s1i2k

Nahtoderfahrungen sind schwierig zu deuten. Denn die Menschen berichten, in einer anderen Welt gewesen zu sein. „Können wir ins Jenseits blicken?“ fragt eine Dokumentation bei Arte. Diese erklärt die Erfahrungen mit Vorgängen im Gehirn. Das führt zu der überraschenden Behauptung, das Hirn spiele uns etwas vor. Oder spielt die Dokumentation uns etwas vor:

Die Sendung endet mit der Feststellung: Es gibt für alle Phänomene, die Menschen aus Nahtoderfahrungen berichten, eine Erklärung. Es sind drei solche Erfahrungen, die von denen Menschen auf der ganzen Welt berichten.

  1.          Der Tunnel, an dessen Ende ein Licht aufscheint. Diesen Lichteindruck produziere das Gehirn. Dieser wurde mit dem Sprichwort „am Ende des Tunnels ein Licht“ gedeutet.
  2. Viele Nahtoderfahrungen ereignen sich bei Operationen. Die Menschen berichten, dass sie von oben auf ihren Körper geschaut hätten und die Ärzte beobachten konnten. Solche Erfahrungen werden auch berichtet, wenn das Gehirn unter Sauerstoffmangel steht, z.B. wenn man über 6.000 m weiter hochsteige.
  3. Manche berichten, Verwandte gesehen zu haben. Diese kann als Traumbild erklärt werden. Da vor dem Eintritt des Todes das Gehirn noch einmal hoch aktiv werde, würden auch Erinnerungen wieder präsent, die dann als reale Begegnung wie geträumt werden.

    Dass diese Gehirnaktivitäten auch nach Eintritt des Herzstillstandes möglich sind, erklärt sich aus dem Sterbeprozess, der in mehreren Schritten die Organe nacheinander erfasst. Das Gehirn würde die Gefahr erkennen. Eine Reaktion sei ein Totstellreflex, um der äußeren Gefahr zu begegnen. Die Erfahrungen, von denen Menschen berichten, seien mit diesen Reaktionen des Gehirns zu erklären, das dem nahenden Tod entgehen wolle. Die Sendung muss zugleich eine weitere Erfahrung einordnen, nämlich, dass etwa 90% der Menschen von einer großen Glückserfahrung sprechen, die so überwältigend war, dass sie in der anderen Welt bleiben wollten. Das erklärt der Philosoph so, dass die Evolution diese Eindrücke hervorgebracht habe, um den Menschen die Angst vor dem Sterben zu nehmen. Also wäre die Evolution der Akteur, der ein Hirn hervorgebracht habe, das dem Sterbenden solche Bilder und Eindrücke vorspiegele, um ihm das Sterben zu erleichtern. Das alles als eine wissenschaftliche Deutung.

Es fehlt die empirische Überprüfung der Behauptungen

Alles, was in der Sendung vorgetragen wird, verlangt eine Überprüfung. Die erfolgt in er Hirnforschung inzwischen so, dass die Hirnströme gemessen werden, wenn die untersuchten Personen etwas hören, etwas sehen, eine kurzfristige Entscheidung treffen müssen, Für eine solche Überprüfung sind Geräte notwendig. Da man eine Nahtoderfahrung nicht einfach herstellen kann, wie bei Versuchen, wenn man den Menschen ein Musikstück vorspielt oder ihnen Fotos zeigt. Damit sind alle Informationen, die Fachleute in der Sendung vermitteln, nur mögliche Erklärungen, aber keine Beweise. Warum die Experten ihre Hypothesen nicht durch Aktivierung einzelner Hirnregionen hervorgebracht haben, so dass die untersuchten Personen nachher berichten könnten, was sie gesehen und erlebt haben, wird nicht erklärt. Deshalb braucht es wohl einen Philosophen, der der das durch seine Spekulationen ersetzt. Nicht nur fehlt die empirische Überprüfung, es werden auch nicht alle Beobachtungen berücksichtigt:

Nach-Toderfahrungen haben Menschen, die nicht an der Todesgrenze stehen

Die Sendung bezieht nicht die Nach-Toderfahrungen ein, das sind Begegnungen Lebender mit Verstorbenen. Es gibt also Menschen, die nicht in Todesnähe gekommen waren und die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Diese sind den Verstorbenen nicht nur so begegnet, wie jeder das aus eignen Träumen berichten kann, sie waren wach, sind auch in das Licht eingetaucht und haben die Glückserfahrung gemacht, von denen diejenige berichten, die in Todesnähe waren. Damit werden die Erklärungen hinfällig, das Gehirn produziere in Todesnähe diese Eindrücke.
Ich als der Zuschauer dieser Sendung habe Menschen getroffen, denen Verstorbene begegnet sind und die Vergleichbares erlebt haben wie diejenigen mit einer Nahtoderfahrung. Auf der empirischen Ebene gibt es noch weitere Defizite:
Ich kann von einem Mann berichten, der mit seinem Moped unter einen Lastwagen geriet und wiederbelebt wurde. Man fand dann sein Moped nicht im Umkreis des Unfalls. Während diejenigen, die ihm nach dem Unfall halfen, das Moped nicht sehen konnten, weil es in einem Graben lag, konnte er diese auf den Fundort hinweisen. Er hatte es von oben in dem Graben liegen sehen.
Eine Schwierigkeit, empirisch etwas über diese Erfahrungen sagen zu können, liegt in der Beobachtung der Hirnströme. Dafür braucht es Geräte, die auf die Menschen, die z.B. operiert werden, ausgerichtet sind. Es gibt dazu einen Fall. Eine Frau hatte während einer Operation an ihrem Gehirn eine solche Erfahrung. Ihre Hirnströme wurden auf einem Bildschirm angezeigt, Während der Operation war das Gehirn stillgelegt, so dass auf dem Bildschirm keine Wellen zu sehen waren, d.h. ihr Gehirn war messbar nicht aktiv.
Wenn es demnächst vielleicht Geräte gibt, die Hirnströme messen und in einem größeren Abstand zum OP-Tisch aufgestellt werden können, wird man mehr untersuchen können. Aber auch dann wird man nur von solchen Erfahrungen ausgehen können, wenn die Menschen davon berichten. Denn bisher kann man nicht in die Nervenzellen hineinschauen, um zu erheben, was jemand gerade sieht oder fühlt.

Die philosophischen Tricks

Naturwissenschaftler suchen nach Ursachen, aus denen sich Phänomene erklären lassen. Wenn also die Erlebnisse aus Nahtoderfahrungen einmal empirisch als Hirnaktivtäten bewiesen werden können, dann wäre auch nur der Anteil des Gehirns erklärt, der in diesem Falle aktiv ist. Nahtoderfahrungen sind aber nicht die einzigen, die zwar unser Hirn voraussetzen, aber noch eine andere Dimension haben. In der Sendung wird das Verliebtsein genannt. Auch Meditationserfahrungen oder Schuldgefühle sind Vorgänge im Gehirn, aber das heißt nicht, dass sie nur das sind. Vor dieser Frage steht der Philosoph auch. Er muss ja erklären, warum die Menschen mit diesen Erfahrungen ganz anders von diesen berichten als die Sendung nahelegt. Zwei Tricks zeigen, dass er auch etwas voraussetzen muss, was nicht mit dem Gehirn als Verursacher allein erklärt werden kann, sondern dass das Gehirn und die Evolution als Initiator fungieren. Beide haben eine Absicht. Das formuliert der Philosoph so:
1. Das Gehirn spielt dem Menschen etwas vor, was dieser für real hält. Es kann also das Ich, das ja von den Erfahrungen berichtet, täuschen. Warum eine Täuschung postulieren, wenn die Erfahrungen viel einfacher erklärt. Man könnte doch den Menschen glaube, dass sie das Licht tatsächlich erblickt und von oben auf ihren Körper, ob bei einer Operation oder auf das Moped im Graben.  
2. Die Evolution hat das Gehirn zu einer weiteren Täuschung entwickelt: Die Erfahrung, in einer anderen Wirklichkeit gewesen zu sein, wird dem Menschen vorgespielt, damit er den Tod nicht mehr so schrecklich findet.

Wenn man die Behauptungen weiter denkt, dann unterstellt man dem Gehirn eine Absicht. Und ein Wissen, das in den Neuronen angelegt sein muss: Das Gehirn „weiß“, dass der herannahende Tod Angst und Bedrohungsgefühle bewirkt, die der Mensch bewältigen muss. Um ihm das zu erleichtern, spielt ihm das Gehirn Licht vor und taucht ihn in Glücksgefühle. Also steckt hinter der Evolution, die das Gehirn mit diesen Fähigkeiten begabt hat, ein planendes Subjekt. Warum die Evolution das als Täuschung angelegt hat, müsste ein Philosoph nicht nur bemerken, sondern auch erklären. Warum nimmt er nicht die Menschen mit ihren Berichten ernst und behauptet, der Mensch sie getäuscht worden. Also „lügt“ das Gehirn. Damit wird die Absicht, also ein planendes Subjekt, in die Gehirnzellen verlegt. Nicht mehr das Ich erlebt etwas, sondern sein Gehirn spielt dem Ich etwas vor. Jedoch merkt gewöhnlich das Ich, wen ihm etwas vorgespielt wird. Also nicht nur täuscht das Gehirn die Menschen, sondern der Philosoph stellt diese, die eine Nahtoderfahrung hatte, als so unbedarft Personen dar, die reihenweise auf eine Täuschung hereinfallen.

Bessere Erklärungen gefragt

Legt man als allgemeines Prinzip nicht nur den Naturwissenschaften, sondern auch philosophischen Aussagen über den Menschen zugrunde, dass alles nur Erklärungen sind, die jederzeit durch bessere überholt werden können, dann hat Arte eine vorgelegt, die weder empirisch noch philosophisch der Kritik standhält. Es braucht bessere Wissenschaft und klareres Denken im philosophischen Schlussfolgern. Ich empfehle, Menschen mit Nahtod- wie Nach-Tod-Erfahrungen kennenzulernen, um sich selbst ein Bild zu machen.
Ich selbst stand diesen Phänomenen skeptisch gegenüber, bis mich jemand nach einer Predigt, in der es um die Vision des Stephanus ging. In der Diskussion mit Schriftgelehrten spricht er von einer Vision: „Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen“, Apostelgeschichte berichtet das im 7. Kapitel. Nach dem Gottesdienst sprach mich eine Frau an und sagt, sie habe auch eine solche Vision gehabt, in der sie ihrer Großmutter begegnet sei. Seit ich diese Menschen ernst nehme, treffe ich immer wieder andere, die auch von solchen Erfahrungen berichten. Dies würde ich auch den Protagonisten der Sendung vorschlagen, diese Menschen zu interviewen, ohne ihnen zu unterstellen, sie hätten sich täuschen lassen. sie haben nicht von solchen Begegnungen berichtet.

Wie meist bei diesem Sendeformat werden Fachleute herangezogen. So eine Psychologin, die 2.000 Berichte durchgesehen hat. Es finden sich ähnliche Beschreibungen von einem Tunnel, der in ein Licht führt. Auch berichten 95% von einer Glückserfahrung. Bei 5% bleiben angstbesetzte negative Erfahrungen zurück. Viele berichten auch, dass diese andere Welt so erfüllend gewesen sei, dass sie nicht in dieses Leben zurückkehren wollten.

Sendung und Literatuempfehlung

  1. Die Arte-Sendung habe ich bei YouTube gefunden: Können wir ins Jenseits blicken
  2. Eine Neurochirurg, dem immer wieder Patienten von ihren Nahtoderfahrungen berichtet haben, schenkte diesen erst dann Aufmerksamkeit, als er selbst eine Woche im Koma lag und diese Erfahrungen selbst machte. Eben Alexander; "Blick in die Ewigkeit". Er liefert auch einen empirischen Beweis. Er wurde von einer Frau empfangen, die er nicht kannte. Später bekam er ein Foto von ihr geschickt, ohne dass die Absenderin, seine Schwester, von ihm erfahren hätte, wen ihr Bruder gesehen hatte. Er wusste es selbst nicht und hatte zu der noch lebenden Schwester erst nach seinem Koma Kontakt aufgenommen. Diese zweite, verstorbene zweite Schwester kannte der Autor deshalb nicht, weil er bei einer Pflegefamilie in einer Zeit aufgewachsen war, als es den leiblichen Eltern verboten war, Kontakt zu ihrem Kind aufzunehmen.Eben Alexander, "Blick in die Ewigkeit"

Kategorie: Gesehen

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