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Weihnachten – Inkarnation: Gott in Materie

Kann Gott sich mit Materie verbinden. Inkarnation, von Caro - Fleisch-Werdung, behauptet das. Sind aber nicht Gott und Materie so entgegengesetzt, dass Materie nicht Materie sein kann, wenn sie von Gott berührt wird?

"Und das Wort ist Fleisch geworden" wird an Weihnachten aus dem Johannesevangelium vorgelesen. Nicht nur der Islam bestreitet das, auch der Materialismus hält es nicht für möglich, dass etwas Geistiges sich der Materie angliedern lässt. Welche dieser beiden Grundoptionen eine Religion wählt, hat direkte Folge dafür, wie der Mensch sich versteht. Ist er selbst ein Geistwesen, welches in der Materie Geistiges entdeckt und daher den geistigen Urheber sucht?

Wie die Materie vom Geist berührt wird:

Mathematik in der Physik: Seit Galilei werden Erkenntnisse über die Gravitation und die Kreisbewegungen z.B. der Planeten in mathematischen Formeln dargestellt. Mathematik basiert auf den Regeln der Logik, die auch in einer anderen Welt gelten würden. Wie der Mensch mit diesen Gesetzen die Statik von Brücken berechnen und Maschinen konstruieren kann, so würden auch andere Welten nach diesen Regeln funktionieren. Es gibt also von dieser Materie nicht abhängige Regeln, die aber diese Materie steuern.

Das menschliche Gehirn kann denken: Die Neuronen können nicht nur die Naturabläufe in Formeln fassen, sondern auch über diesen Kosmos hinaus denken. So trauen wir die Frage, wie das Weltall entstanden ist, keinem Tier zu. Diese Vorstellungen entwerfen wir mit den Gehirnzellen, die bei den Tieren gleich gebaut sind. Auch ein Wesen, das wir mit Gott bezeichnen, das weder aus Materie bestehen soll noch der Raum und der Zeit unterworfen ist, können wir uns mit unseren Gehirnzellen denken.

Die Freiheit ist physikalisch nicht beschreibbar: Sie wird dem Einzelnen durch die Verfassung zugesprochen. Sie begrenzt die Reichweite der physikalischen Gesetze. Diese gelten für das Subjekt weiter, bestimmen aber nicht, ob jemand Rechtsanwalt oder Zahntechniker wird. Diese Berufe übt er dann mit seinem Körper aus, indem er mit seinen Händen oder durch Sprache tätig wird. Der Ukrainekrieg ist ebenso durch eine geistige Aktivität verursacht, die Kriegsparteien nutzen zwar physikalisch konstruierte Waffen, aber der Krieg selbst hat weder eine physikalische Ursache noch folgt er aus der Evolution, denn er dezimiert die zeugungsfähigen jungen Russen und verschärft so den Bevölkerungsrückgang.

Was der Materie nicht möglich ist, kann der Geist

Da Materie nicht über diesen Kosmos hinausreicht, „kann“ sie nicht mehr, als was in diesem Raum und in dieser Zeit möglich ist. Da Gott aber kein Teil dieser Welt ist, gibt es auch keine empirische Feststellung Gottes, also einen naturwissenschaftlichen Erweis wie er z.B. für das Higgs-Teilchen u.a. Bausteine des Atomkerns gelungen ist. Man kann Gott nicht so wie das Higgs-Teilchen zwingen, sich zu zeigen. Das haben frühere Religionen mit magischen Praktiken versucht. Die religiösen Vorstellungen, die mit der griechischen Philosophie und den jüdischen Propheten um 500 vor Christus gebildet wurden, haben diesen Umgang mit der göttlichen Sphäre überwunden. Auch wurden die Tieropfer nicht mehr weiter vollzogen, als das Christentum sich durchsetzte.
Anders der Geist. Er kann die Materie durchdringen. Wir Menschen tragen diese Fähigkeit in uns und sind mit der Hirnforschung dem Übergang des Geistigen ins Körperlich nähergekommen. Stress ist ein solches Übergangsphänomen. Wir empfinden eine Anspannung, die nicht physikalisch wie ein Wetterumschwung auf uns wirkt, sondern über nicht-physikalische Zwänge, z.B. eine Arbeit zu einem bestimmten Termin abliefern zu müssen. Dieser Stress springt auf den Körper durch das Nervensystem über, indem sich unser Blutdruck erhöht. Auch das Immunsystem kann durch Vorstellungen positiv beeinflusst werden. Wer nämlich optimistischer mit seiner Krankheit umgeht, hat größere Heilungschancen. Noch direkter erleben wir den Übergang von der geistigen auf die körperliche Ebene, wenn wir ein Hotel buchen und uns dann ins Auto setzen und losfahren oder ein anderes Land in Besitz nehmen wollen und dafür Panzer in Bewegung setzen. Ob die Menschen des angegriffenen Landes sich wehren, bestimmt sich auch nicht physikalisch noch durch biologische Gesetze, sondern geistige Konstrukte. Im Falle der Ukraine, ob diese zu Russland gehört.

Wir leben in einer geordneten Welt

Wir beobachten, von der Physik angefangen, Ordnungsprinzipien, die auf Ideen schließen lassen, die in diesem Kosmos wirksam werden. Die am höchsten entwickelte Idee sind wir selbst. Nicht nur wirken in unserem Körper tausende biologischer Regelkreise, wir selbst sind von Ideen geleitet. Das wird an dem Unterschied der von Newton gefundenen Gesetze, die die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne halten, deutlich, wenn diese mit den Verhaltensregeln verglichen werden, die z.B. in den 10 Geboten formuliert sind. Die physikalischen Gesetze wirken aus sich heraus. Die Erde kann nicht anders, als in einer elliptischen Bahn um die Sonne zu kreisen. Das Verbot "Du sollst nicht lügen" wirkt erst, wenn der Mensch sich auch daran halten will und die Wahrheit sagt. Es ist also kein physikalisches Gesetz, welches das Zusammenleben ermöglicht, denn eine menschliche Gemeinschaft, die der Lüge Raum gibt, zerfällt. Das Sowjetsystem ist nur ein Beispiel. Für die Materie gibt es eine solche Problematik gar nicht, nämlich ob die Erde sich erst entscheiden müsste, in dieser bestimmten Umlaufbahn die Sonne zu umkreisen. Auch lösen die physikalischen Gesetze aus sich heraus keines der Probleme, vor die die Menschheit gestellt ist. Ob Krieg, Artensterben, Klimakollaps, Arbeitslosigkeit oder Fachkräftemangel, es sind die geistigen Fähigkeiten gefordert. Die Fähigkeiten, diese zu lösen, stehen dem menschlichen Verstand zur Verfügung. Er muss sich nur entscheiden.

Der Urheber steht zu seinem Werk

Die Evolution ist beim Menschen angekommen. Wenn es einen geistigen Urheber gibt, dann hat er die Entwicklung auf ein Wesen hin angelegt, das zur Freiheit befähigt ist. Die Naturwissenschaften haben viele der Ordnungsstrukturen erkannt. Weil die physikalischen Gesetze für alles Materielle gelten, kann der Mensch sie nutzen, um Maschinen zu konstruieren. Die von der Biologie erkannten Prozesse ermöglichen ein differenziertes Gesundheitssystem. Wie die physikalischen Gesetze das Materielle einheitlich ordnen, so fügt der genetische Code alle Lebewesen in einer Einheit zusammen. Der Mensch erkennt gerade, dass das Zusammenspiel der Pflanzen, der Pilze und der Tiere seine Lebensgrundlage bereitstellt. Er überlebt nur zusammen mit der gesamten Biosphäre. Die Naturwissenschaften bestätigen die Griechen. Wir existieren in einem vielfältigen, in vielen Komponenten aufeinander abgestimmten Kosmos. Das deutet, als Gesamt gesehen, darauf hin, dass ein Logos, also eine logische Konzeption diesem Kosmos zugrunde liegt. Damit bestätigen die Naturwissenschaften die Aussage des Johannesevangeliums „Alles ist durch den Logos geschaffen."
Wenn dieser Kosmos mit dieser Evolution gewollt ist, warum soll der Urheber nicht auf sein Werk zugehen? In den höher entwickelten Tieren und dann im sprachfähigen Menschen hat er Geistiges mit der Materie verbunden. Es liegt dann in der Logik der Evolution, dass der Urheber sich seinem Werk über den Menschen und in dessen Freiheit nähert. Schon das jüdische Buch vom Werden, die Genesis, sieht im Menschen die Statue Gottes, die in dem Kosmos aufgestellt ist. Das meint die Aussage, der Mensch sei als Bild Gottes geformt.
Der Mensch ist inzwischen zur bestimmenden Größe geworden, nicht die Physik und nicht die Evolution entscheiden über die Zukunft dieses Planeten, sondern Konferenzen über die Erderwärmung und das Artensterben. Wenn der Mensch für das Überleben aller Lebewesen entscheidend geworden ist, dann hat sich die materialistische Sicht überholt. Nicht der sowjetische Materialismus, sondern die vom Messias Jesus entworfenen Zukunftsperspektiven können den Krieg in der Ukraine beenden und die Menschen zu der Einsicht bringen, dass ihnen keines der Lebewesen gehört, so dass sie über seine Vernichtung befinden könnten. Offensichtlich wird die Sicht Jesu auf den Menschen durch die Evolution und noch einmal deutlicher durch das Jahr 2022 bestätigt. Der Umgang mit den Menschen, wie er von den Russen in der Ukraine und von Angreifern in den anderen Kriegsgebieten demonstriert wird, schafft nicht nur unnötiges Leid, sondern ist auch Absage an die Würde des Menschen. Wenn der Urheber, wenn Gott tatsächlich über einen Menschen die Ordnung des Kosmos und die Entwicklung des Lebens in der Evolution bestätigt, dann will der Mensch auch wissen, wie diese Berührung stattfindet. Sie wird durch den Begriff „Person“ zu erklären versucht:

Person als vorläufige Lösung für die doppelten Identität Jesu

100 Jahre haben die Christen um das Verständnis der Person Jesu gerungen. Das Konzil von Nicäa 325 hat die grundlegende Entscheidung getroffen, Gott nicht in eine vom Materiellen gänzlich unberührten Sphäre zu sehen. Der Mensch Jesus ist zugleich Sohn Gottes und Sohn Marias. Gott verliert nicht seinen Status, wenn er sich so eng mit einem Menschen verbindet. Das wird an der gegenteiligen Sicht des Islam ablesbar. Dieser hat, wohl anknüpfend an die Gegenpartei des Konzils von Nicäa, an die Arianer angeknüpft, dass Gott in keinerlei Berührung mit der Materie kommen kann. Damit bestimmt der Kroan auch, was den Menschen nach dem Tod erwartet. Nicht die Anschauung Gottes im himmlischen Paradies, sondern ein üppiges Leben, ähnlich was der Tourismus mit dem Aufenthalt in seinen Ferienparadiesen verspricht.
Wie ist aber dann Jesus zu verstehen, wenn in ihm Gott seine Schöpfung berührt, wer ist der von Maria Geborene dann ist. Hierfür wurde der Personbegriff entwickelt, der im Lateinischen eigentlich nur die Maske der Schauspieler bezeichnete, also denjenigen, den sie darstellten. Für die Griechen war die Geistseele identisch mit dem, was seit dem Konzil von Chalcedon 451 „Person“ genannt wird. Der Leib war für sie nur formbare Masse. Alles,was den Menscen ausmacht, liegt inder Seele. Mit dem Begriff Person wird nun nicht nur eine äußere Form bezeichnet, sondern das, was „Ich“ von sich sagt, also ein Wesen aus Leib und Seele. In Jesus ist die eine Person zugleich Gottes und Marias Sohn. Diesen Personbegriff auf Gott anzuwenden, fällt inzwischen immer mehr Menschen schwer. Es ist auch nur ein von Menschen entwickelter Begriff, der aus der Begegnung der Anhänger Jesu mit der griechischen Kultur hervorgegangen ist. Es gibt im Moment keinen anderen Begriff, der ersetzen könnte, was der Personbegriff leistet. Die Person ist nicht Geist, sie „hat“ eine Seele wie auch einen Leib. Von Jesus sagen wir dann mit „ist“, er ist Gott und zugleich ganz Mensch. Zugleich bezeichnen die Theologie den Vater und den Heiligen Geist als Person. Drei Personen meint für Gott etwas Anderes als für eine dreiköpfige Familie. In der griechischen Denkweise sind die Mitglieder einer Familie drei Entitäten, in Gott nur eine Substanz.
Wenn ein neues Verständnis vom Menschen und von Gott sich meldet, ist das eine große Chance für das Christentum. Es kann seine Vorstellungen von Jesus weiter entwickelt. So wie der Personbegriff aus dem Aufeinandertreffen der christlichen Botschaft mit dem griechischen Denken entswickelt wurde, wird Neues im Austausch mit den asiatischen wie den afrikanischen Philosophien entstehen. Das braucht noch Zeit, denn bisher wurde noch die europäische Theologie in den Köpfen der Studierenden in Asien und Afrika implantiert. Das kraftvolle Wachstum der Kirchen dort lässt Neues erwarten. Es muss ja nicht aus Europa kommen. 

Link: Weihnachten - wegen der Evolution mmm
        Evolutions-Theologie


Kategorie: Verstehen

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