Illustrierte, Radio und Fernsehen thematisieren schwierige Fragen
Medien greifen Themen auf, für deren Bewältigung die Kirchen sich zuständig fühlten. Denn Religion heißt auch, mit Einbrüchen zurechtzukommen. Über das Internet entdecke ich Beiträge über das Zerbrechen von Beziehungen, wie Eltern mit dem Tod eines Kindes umgehen können, über Demenz, den Sterbeprozess, die Auseinandersetzung mit schwerer Krankheit und mit dem Tod.
Die Sprache
Es wird die Kirchensprache kritisiert. Wenn die Prediger nicht den biblischen Jargon pflegen würden, käme die christliche Botschaft frischer daher. Aber diese Sprache kommt aus dem Weltbild der Bibel und nicht aus der naturwissenschaftlich bestimmten Kultur unserer Tage. Da die Theologen und Theologinnen beider Kirchen die meiste Zeit ihres Studiums damit zubringen, sich in das biblische Weltbild hineinzudenken, reden sie dann auch so. Mehr Naturwissenschaft würde ihnen helfen, die biblischen Basics in der Sprache des heutigen Weltbildes auszudrücken. Quantenphysik, Urknall, Evolution bieten genauso die Möglichkeit, das auszusagen, was die Bibel in dem mythischen Weltbild darstellt und womit sie Menschen, die in diesem Weltbild zu Hause sind, immer noch überzeugt. Den Evolutionsgedanken hat der biblische Schöpfungsbericht schon erwähnt, indem er die Entstehung des Weltalls und der Lebewesen in eine Abfolge brachte. Wie die Evolution es zeigt, steht der Mensch auch am Ende der in das Wochenschema eingelesenen Entwicklung. Allerdings gilt das nur für Kapitel 1 des Buches Genesis, des Buches über das Werden. Im zweiten Kapitel folgt eine andere Version. Hier wird zuerst der menschliche Körper aus Lehm geformt und dann mit dem Atem belebt. In dieser Version findet sich die Erschaffung Evas aus der Rippe Adams. Diese steht für die Mondsichel, Symbol für den Zyklus der Frau. In diesem zweiten Schöpfungsbericht schafft Gott um den Menschen herum Pflanzen und Tiere. Das entspricht nicht dem Ablauf, den die Evolution genommen hat, zeigt aber, dass alles Lebendige für den Menschen gedacht ist. Hier setzt die ökologische Frage an: Wie soll der Mensch mit der Biosphäre umgehen, die ihm aufgrund seiner Verstandesfähigkeiten für den Gebrauch wie für den Missbrauch zur Verfügung steht?
Die Naturwissenschaften
Die Materie schien früher wie nicht mit der Transzendenz verbunden. Ein Materialist war wie selbstverständlich Atheist. Das galt für die Sowjetunion und ihre Satelliten, so auch für die DDR. Inzwischen sieht die Physik die Materie nicht mehr so handfest als ewigen Gesteinsbrocken, sondern als Energiefeld. Materie ist schwingende Energie, die durch das Higgs-Feld gebremst und so erst zu Stein werden kann. Die Materie ist offen für den Geist.
Eine Voraussetzung für ein materialistisches Weltbild ist die Ewigkeit der Materie, die es aber nicht gibt. Zumindest dieses Weltall ist entstanden. 13,8 Jahre ergibt die aktuelle Berechnung. Dann ist die Materie in Form der Gehirnzellen zu geistigen Operationen fähig, z.B. die logischen Regeln nicht nur zu erkennen, sondern auch festzustellen, dass sie überall, nicht nur in diesem Weltall gelten. Religion kann durchaus aus den Naturwissenschaften erwachsen.
Krimis: Sünde ohne Vergebung
Religion setzt sich mit dem Schuldigwerden auseinander. Die Flut von Krimis, die sich in den vielen Programmen über die Zuschauer ergießt, zeigen einen emotionalen Bedarf. Die Deutschen sind jeden Abend mit dem Versprechen vor den Bildschirm zu locken, dass zumindest das Fernsehen das Böse aus der Welt schafft. Aber genauso wenig wie das Fernsehen, versprechen die physikalischen Gesetze eine Lösung. Die Evolution stellt den Menschen vor die Aufgabe, mit den Impulsen, die er aus dem Tierreich mitbringt, fertig zu werden. Aber ob Fernsehen oder Evolution, er wird die Schuld durch Vergessen nicht los. Die systemische Therapie zeigt, wie Verstrickungen noch aus der Großelternebene ein Leben verunstalten können. Sie hat damit nicht nur die Therapiemöglichkeiten für Drogenabhängigkeit, Suizidgedanken, Alkoholismus, Angstsyndrome erweitert, sondern auch die Mütter von Freuds Verdikt befreit, sie seien es, die über das Schicksal ihres Kindes entschieden hätten, wenn ein Leben scheitert. Es kann die Schwester des Großvaters sein.
Der Fußball als Ersatzritus
Menschen wollen sich in eine andere Dimension der Wirklichkeit versetzen, in der etwas geschieht, was das normale Leben nicht hergibt. Das leisten die religiösen Riten. Da die Gottesdienste nüchtern und gedankenschwer geworden sind, die Prozessionen und Wallfahrten nicht mehr dieses Versprechen ausstrahlen, sind es die Sportereignisse und der Fußball – deshalb, weil er nicht einfach Leistung oder, wie beim Tennis, Treffsicherheit betont. Wir können deshalb von Traumtoren sprechen, weil der Ball, auch hier anders als beim Tennis, über das Feld, also in eine neue Dimension gelangen muss. Dieses tief Atmen nach einem Torschuss und das „Hinrutschen“ auf den Knien ist auch dadurch möglich, weil der Ball nicht zurückzuholen ist. Eigentlich müsste ein neuer Ball ins Spiel kommen, weil der andere nicht mehr zu dieser Wirklichkeit gehört. Deshalb sprechen wir beim Fußball auch vom Verwandeln, insbesondere beim Elfmeter.
Die Beobachtungen deuten darauf hin, dass sich die Religion eine neue Sprache, neue Riten, neue Ausdrucksformen sucht. Der Weihnachtsritus, der in Frankfurt die meisten Menschen versammelt hat, war das Glockengeläut der 10 Innenstadtkirchen um 17 Uhr.
Links:
Die Evolution führt den Menschen auf das ihn Umgreifende, auf seinen Ursprung hin. Hier zum Beitrag: Weihnachten wegen der Evolution
Wolfgang Schreiner spricht von der „Erblast der Evolution“ hier zu dem Beitrag: Die Evolutionskomponente der Auferstehung
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