Diese Erwartung an ein einigermaßen friedliches Leben haben wir mitgebracht. Wir können das an den Kindern beobachten. Sie erkunden, ertasten die Welt, weil sie in ihr leben wollen. Sie schmiegen sich an Eltern und Großeltern, weil sie dazu gehören. In der Trotzphase pochen sie auf ihre Eigenständigkeit. Das Ich ist in ihnen erwacht. Liegen sie damit falsch? Wie auf uns warten auch auf sie Enttäuschungen. Weil das so kommen wird, formulieren Religionen und Utopien das Versprechen einer besseren Welt, ob als kommunistische, in sich versöhnte Gesellschaft oder als eine jenseitige Welt, die die Religionen versprechen. Wäre die Welt so, wie die Kinder sie sich ertasten, bräuchte es keine kommunistische Gesellschaft und kein Reich Gottes, es wäre schon da. Jeder würde die Achtung, die Zuwendung, die Versorgung erhalten, die seine Sehnsucht erwartet.
Die christliche Perspektive
Die Christliche Religion vertröstet nicht auf den Himmel. Hier, auf dieser Erde soll sich ein von Gott gestiftetes Reich verwirklichen, und das nicht nur für den Menschen, sondern für alle Lebewesen. Das ist nicht „weltfremd“, denn wir haben es in Glücksmomenten anfanghaft erlebt. Die menschlichen Utopien zeigen, dass es auch ohne Religion in uns steckt.
Jesus wählt dafür das Bild eines Mahles, zu dem der König einlädt. Er nennt das die Gottesherrschaft. Im Vaterunser beten die Christen: “Vater, … dein Reich komme”. Gott garantiert, dass das geschehen wird. Es soll jetzt schon beginnen, nicht erst in einem Jenseits. Wenn dann im Vaterunser auf das Versprechen die Bitte folgt, “Dein Wille geschehe”, dann soll es offensichtlich jetzt passieren. Also hat Gott die Menschenwelt nicht der Enttäuschung überlassen, sondern zu seiner Form der Herrschaf. Das erklärt Jesus in Gleichnissen.
Gottes Reich ist wie eine Perle, die in der Erde liegt und nur ausgegraben werden muss. Es ist wie ein Samenkorn, das zu einem großen Baum heranwächst. Es gibt nicht nur die Zusicherung, dass es kommt, sondern auch die Reaktionen auf den Samen. Denn nicht jedes Samenkorn wird zu einer Pflanze. Wenn es auf einen Felsen fällt, geht es zwar auf, vertrocknet aber dann. Dornen können es überwuchern. Wenn es auf fruchtbaren Boden fällt, wachsen viele Früchte. Es ist daher eine Aufgabe für jeden von uns, den eigenen „Boden“ zu pflegen.
Neben dem Samen auf fruchtbaren Boden gibt es Unkraut.
Ein Gegner Gottes hat seinen Samen ebenfalls auf den Acker gestreut. Dessen Schösslinge sollen jedoch nicht herausgezupft werden, denn es könnten die fruchtragenden Sprossen, die noch klein sind, mit herausgerissen werden. Zwischen Unnützem und Größerem sollen wir wählen. Denn nur das bringt Gutes hervor, das sich nicht im Unnützen verfängt. Unnützes überwuchert alles und droht, uns zu ersticken. Das können wir in vielen Bereichen beobachten. Wenn ich zu Vieles angesammelt habe, bekomme ich es alleine nicht mehr aus meiner Wohnung. Wenn ich mich von einer Droge abhängig gemacht habe, komme ich kaum alleine davon los. Wenn ein Land über seine Verhältnisse lebt, macht es immer mehr Schulden. Wenn es einen Krieg angefangen hat, kann es ihn nicht beenden, denn wofür wären so viele junge Männer gestorben, wenn die Überlebenden keinen Sieg mit nach Hause bringen. Was im Großen zu beobachten ist, passiert auch in unserem Alltag. Es geht um mehr, als zurechtzukommen. Es braucht die Alternative zu dem kurzfristigen Nacheinander, in das uns die digitalisierte Zivilisation noch mehr hineintreibt. Als es nur Kamele und Pferde gab, um größere Strecken zu überwinden, hatten die Menschen mehr Zeit, um unter dem weiten Himmel ihr Leben als Ganzes zu sehen.
Da das Leben weitergehen muss, braucht es diejenigen, die Frucht bringen. Es sind die, die nicht nur an sich denken, sondern ihre Kinder durch die Not bringen und sich für das Gemeinwesen einsetzen. Es waren nach dem Zweiten Weltkrieg nicht die Nationalsozialisten, sondern diejenigen, die sie verfolgt und ins KZ gebracht hatten.
Die christliche Religion trägt ein Dilemma in sich
Der Gründer wurde nach nur drei Jahren durch einen Prozess vor der Religionsbehörde zum Tode verurteilt. Bis heute werden Christen wegen ihres Glaubens umgebracht, obwohl sie den Justizmord nicht gerächt haben. Was ist dann die Lösung, die der von Gott gesandte Messias mitgebracht hat. Er verkündet ein Reich Gottes, eine Gottesherrschaft. Er erklärt sie mit Beispielen aus der Natur. Sie zeigt sich nicht in einem Tsunami, sie kommt nicht mit Soldaten, sondern ist erst einmal in einem Samen da, der zu einem Baum wächst, in einem Sauerteig, der das Mehl zum Backen bereitet.
Gottes Herrschaft heißt nicht, dass Gott eine Armee schickt, sondern dass er hinter denen steht, die Frucht bringen. Er hat die Welt bereits so gebaut, dass das Gute überlebt. Denn das Böse braucht das Gute, das es vernichten kann.
Es scheint so, dass das Reich so langsam sich entwickelt wie die Schritte der Evolution dauern. Ein Hemmschuh ist die Last des Versagens und der Untaten. Das ist der eignetlich Grund, warum ein Messias überhaupt kommen musste, auch wenn die Schöpfung bereits so angelegt ist, dass das Gute auf jeden Fall übrigbleibt? Dazu folgt ein weiterer Beitrag. Dieser muss zeigen, dass das Gute dringend noch etwas braucht, ohne das es sich nicht durchsetzen kann.
Zum Verhältnis Reich Gottes – Evolution
Wolfgang Schreiner: Die Evolutionskomponente der Auferstehung
ders. Corona – Produkt der Evolution
Zur Situation 2025: Zu wenig Evolution
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